Traditionelle japanische Hotels – Ryokans

Zimmer im Ryokan ©Detlef-Duering

Neben westlich orientierten Hotels in größeren Städten, sind Ryokans die landesüblichen Übernachtungsmöglichkeiten. Ein Ryokan ist eigentlich eine japanische Pension. Die Übergänge zwischen Pension und Hotel sind aber meines Erachtens heute eher fließend. Von wenigen Zimmern bis zum Hotelkomplex mit mehreren Stockwerken ist alles möglich. Doch ist die Einrichtung, Ausstattung und Abläufe meist sehr ähnlich.

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Zimmer im Ryokan ©Detlef-Duering

Der Ursprung der Ryokan reicht ins 10. Jahrhundert zurück, als sie Pilgern, Kaufleuten und Wanderarbeitern eine Schlafstätte boten. Heutzutage zeichnen sich diese „Gästehäuser“ aus durch hervorragendes Essen, elegante japanische Gärten, teilweise mit heißem Quellwasser gefüllte Onsen (Badelandschaften), und nicht zuletzt guten Service. Die Zimmerausstattung mutet für den westlichen Besucher meistens recht schlicht an. Auf den Böden liegen dicke Matten und niedrige Lacktische mit Sitzkissen sind oft die einzigen Möbelstücke. Die Betten werden in einem Wandschrank aufbewahrt, und nur in einer Nische des Raumes hängt meistens ein Bild. Darunter steht vielleicht ein Blumengesteck (Ikebana). Abends werden dann die Matratzen (Futons) von Mitarbeitern des Hotels auf dem Fußboden ausgebreitet.

Die Übernachtung in einem traditionellen, japanischen Hotel bietet eine gute Gelegenheit die japanische Alltagskultur näher kennen zu lernen, aber wie verhält man sich in einem Ryokan?

In einem Ryokan sind Regeln zu befolgen, die einem Ausländer nicht unbedingt geläufig sind. Viele Abläufe sind ähnlich wie in einer traditionellen japanischen Wohnung. Auch die Ausstattung ähnelt sehr einer Wohnung im Kleinformat. Schnell ist man auch mit den besonderen Regeln vertraut und kann eine Übernachtung im japanischen Stil genießen.

Schuhe ausziehen!

Bereits beim Eingang zum Ryokan wird nicht nur freundlich begrüßt, sondern auch darauf hingewiesen, dass vor der Holzschwelle zum Teppichboden die Schuhe auszuziehen sind. Dafür stehen Slipper bereit, die in dem Ganzen Haus zu tragen sind. Für manch große, europäische Menschen sind die Slipper, wie auch die im Zimmer bereitgestellten Kimonos viel zu klein.

Nach dem Öffnen befindet man sich in einem kleinen Vorraum, wo auch die Slipper auszuziehen sind, bevor man den mit Tatami-Matten ausgelegten Raum barfuß oder mit Socken betritt.

Keine Schränke

In einem traditionellen, japanischen Zimmer stehen keine Schränke. Die Wände sind mit sanften Motiven meist aus der Natur und Tierwelt verziert. Einige der Wände sind als Schiebetüren gestaltet. Hinter ihnen verbergen sich Ablageflächen für Kleidung, Bettwäsche und Futons. Auch der Kimono als Haus- und Bademantel ist hier zu finden. Hinter anderen Schiebetüren kann sich eine Verbindung zu weiteren Zimmern oder dem Ausgang verbergen.

Im Raum steht auf den Tatami-Matten ein japanischer Tisch mit vier Sitzkissen. Auf dem Tisch stehen heißes Wasser und eine Teedose mit allen benötigten Utensilien für die Teezubereitung bereit. Manchmal wird in einer zweiten Thermoskanne kaltes Wasser angeboten. Mit japanischen Sendungen im Fernsehen und manchmal einem W-LAN Anschluss im Zimmer kann man sich die Zeit am Abend vertreiben.

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Zimmer im Ryokan ©Detlef-Duering
Schlafen auf dem Futon

Am Abend wird der tagsüber im Schrank verstaute Futon für die Nacht hergerichtet. Obwohl die japanischen “Matratzen” auf den Tatami-Matten sehr hart sind, schlafe ich darauf vorzüglich. Ein Nachtkästchen mit einer Leselampe muss man verzichten.

Loggias

Oft haben die Zimmer in Ryokans eine durch eine mit Reispapier bespannte Schiebetüre abgetrennte Loggia. Hier kann man es sich in etwas höheren Stühlen an einem kleinen Tisch gemütlich machen und die Aussicht genießen.

Die Toilette
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Zimmer im Ryokan ©Detlef-Duering

Vom Vorraum führt der Weg in die Toilette. Beim Betreten des WCs müssen, wie auch in japanischen Wohnungen, spezielle Toiletten-Schuhe angezogen werden. Sie stehen am Eingang bereit und sind meist grün oder mit einem eindeutigen WC-Aufdruck gekennzeichnet, welche nur im WC getragen werden dürfen.

Die japanischen Toiletten mit ihren technischen Spielereien haben mich sehr beeindruckt. Spezielle Waschvorrichtungen für den “Allerwertesten” und ein Bidet gehören zur Grundausstattung. Der Phantasie an Sonderfunktionen sind keine Grenzen gesetzt: Vom eingebauten Föhn von unten bis hin zur beheizbaren Toilettenbrille ist vieles möglich.

Das Bad

Ist im Zimmer ein Bad oder Dusche vorhanden, so hat man Glück. Viele kleinere Ryokans haben keines. Dann gibt es entweder ein Gemeinschaftsbad oder ein Onsen, wo man sich erst auf einem kleinen Hocker mit einer Handbrause wäscht, bevor man dann im sauberen, heißen Wasser eines Onsen entspannt, falls das Ryokan einen eigenen hat, was in Orten mit heißen Quellen, wie z.B. Beppu, Yufuin und Kurokawa fast selbstverständlich ist.

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Onsen ©Detlef Duering
Das Frühstück

In vielen Ryokans wird wahlweise ein europäisches (sehr einfach) oder japanisches Frühstück angeboten. Bei einer solchen traditionellen Übernachtung sollte man auf jeden Fall auch das japanische Frühstück mal probieren. An Stelle von Marmeladebrot und Kaffee gibt es dann viele verschiedene pikante Häppchen, Fisch, Reis und grünen Tee zum Frühstück.

Fazit

Eine Übernachtung im Ryokan ist wirklich eine gute Möglichkeit etwas von dem traditionellen Japan kennenzulernen, auch wenn einige Regeln zu beachten sind. Allerdings ist ein Gemeinschaftsbad ohne eigene Dusche oder Bad nicht unbedingt Jedermanns Sache. In Europa kennt man es nur noch von Campingplätzen, Jugendherbergen oder Hostels für Backpackers, und selbst da sind sie selten geworden.

Weitere Informationen unter https://www.jnto.de/  und  https://www.welcomekyushu.com/
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