Jojo Moyes: Im Schatten das Licht

Natasha und Mac stehen vor den Trümmern ihrer Ehe. Mac ist ausgezogen, Natasha vergräbt sich in ihrer Arbeit in einer Anwaltskanzlei, das Haus steht zum Verkauf. Da tritt durch einen Zufall Sarah in ihr Leben: eine Vierzehnjährige, die nach dem Verlust ihrer Eltern bei ihrem Großvater lebt. Henri Lachapelle, in Frankreich einst ein berühmter Reiter des Cadre Noir, hat seiner Enkeltochter die Liebe zu Pferden mitgegeben. Als der alte Mann einen Schlaganfall erleidet, ist das für Sarah eine Katastrophe …

Bewegend, spannend, herzerwärmend: Bestsellerautorin Jojo Moyes schreibt über das, was so lebenswichtig und doch oft so schwer auszuhalten ist: Familie.

Irgendwann würde sie einen Roman schreiben, in dem Pferde eine zentrale Rolle spielen – das war Jojo Moyes immer klar. Kein Wunder bei diesen Kindheitsträumen: «Ich liebe Pferde, seit ich ein kleines Mädchen war, das in der Großstadt aufwuchs. Ich war so besessen von ihnen, dass ich meine Mutter überredete, mir mein Zimmer zum Geburtstag mit Heu zu füllen (man muss ihr zugutehalten: Sie hat es gemacht). Ich war vierzehn, als ich mein erstes Pferd kaufte, ohne meinen Eltern davon zu erzählen – bezahlt habe ich es mit dem Lohn aus einer Reihe von Putzjobs …»

Kleines Mädchen, großes Herz

Eigentlich weiß keiner so recht, was sie auseinandergebracht hat: Natasha Macauley, Rechtsanwältin einer Londoner Kanzlei, und ihren Mann, den Fotografen Mac. Lange gelten die beiden bei Freunden und Verwandten als Traumpaar. Aber einige Jahre und drei Fehlgeburten später ist ihre Beziehung abgekühlt. Ohne dass sie es wirklich gemerkt hätten, hat ihre Liebe Schaden genommen. Als Mac das gemeinsame Haus in Islington verlässt, lässt Natasha ihn kampflos ziehen. Alles hat seine Zeit, denkt sie, auch die Liebe. Seitdem führt sie eine nicht unkomplizierte Beziehung mit Conor, einem Kollegen aus der Kanzlei.

Einer Zufallsbegegnung im Supermarkt ist es zu verdanken, dass Sarah in Natashas und Macs Leben tritt. Für die Vierzehnjährige muss dringend eine Notunterbringung gefunden werden; nach Hause kann sie nicht mehr, weil ihr Großvater nach einem Schlaganfall ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Niemand weiß, ob Henri, von Sarah «Papa» genannt, sich von der schweren Gehirnblutung noch einmal erholen wird. Da das Jugendamt dem Mädchen untersagt, als Minderjährige allein in ihrer Wohnung zu bleiben – und weil es weder Familienangehörige noch eine passende Pflegefamilie gibt –, nehmen Natasha und Mac das Mädchen bei sich auf. Bis das Haus verkauft ist, bis sich die Wege der drei für immer trennen werden – das ist der Plan.

Die gemeinsam übernommene Verantwortung für Sarah lastet schwer auf Mac und Natasha. Sie und Mac stehen kurz vor der Scheidung und dem Verkauf ihres Hauses. Wo soll da Platz für ein Stück neue Familie für ein Kind wie Sarah sein?

Sarah gibt sich verschlossen und abweisend – irritierende Dinge passieren. Immer wieder setzt sie sich aus der Schule ab, taucht für Stunden nicht mehr auf, niemand weiß, wo sie ist. Aus der Wohnung verschwindet Geld; Natashas Nervenkostüm wird dünn und dünner, auch weil ihr Freund Conor immer gereizter auf die Konstellation Natasha/Mac/Sarah reagiert. Eines ist offensichtlich: Irgendetwas stimmt mit dem Mädchen nicht – nur: was? Drogen, Liebeskummer, Teenagerprobleme?

Doch ist der Grund „nur“ ihr über alles geliebte Pferd Boo. Sie trainiert täglich vor und nach der Schule bis zum Umfallen, weil sie es wie Ihr Großvater in die „Cadre Noir“ schaffen will, ihr großer Traum.

Und auf einmal müssen sich alle drei die Frage stellen: Was wollen sie füreinander sein, was verbindet sie und was bedeutet das eigentlich: eine Familie sein?

Jojo Moyes erzählt in ihrem Roman von einem mutigen, willensstarken Mädchen, das wider alle Wahrscheinlichkeit an ihrem Traum festhält. Einem Mädchen, das nach dem Zerbrechen der eigenen Familie auf der Suche nach einem sicheren Platz im Leben ist – und dabei auf zwei Menschen trifft, denen unverhofft eine zweite Chance geboten wird, sich als Paar und Familie neu zu finden.

Wenn man dieses Buch zum ersten Mal in die Hand nimmt, sollte man Zeit haben, denn man wird es wahrscheinlich erst wieder aus der Hand legen, wenn das Ende erreicht ist, ideal also für einen Langstreckenflug oder einem Tag am Strand.