250 Millionen Jahre Erdgeschichte hautnah erleben

Bletterbachschlucht ©Detlef Düring
Bletterbachschlucht ©Detlef Düring

Den Grand Canyon in Nordamerika kennt fast jeder, die Bletterbachschlucht kaum einer, obwohl beide Weltkulturerbestätten sind und auch sonst viele Gemeinsamkeiten haben, wenn auch die Bletterbachschlucht ehrlicherweise nicht ganz so spektakulär wie der Grand Canyon ist.

Doch liegt diese nicht ganz so weit entfernt, nämlich im wunderschönen Südtirol in Aldein/Radein bei Obereggen, unweit von Bozen. Und auch wenn man nicht gerade sowieso Urlaub in Südtirol macht, sondern auf dem Weg in oder vom Süden ist, lohnt sich ein kleiner Abstecher von der Brennerautobahn bei der Ausfahrt Radein/Auer auf jeden Fall.

Die Bletterbachschlucht, quasi der Südtiroler Grand Canyon, bietet mit ihren geologischen Schätzen und vielfältigen Landschaftsformen einen Einblick in das Innere der Berge und die Welt der Steine. Hier ist die Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte wirklich hautnah nachzuvollziehen.

Seit der Eiszeit vor etwa 15.000 Jahren hat sich der Bletterbach auf einer Länge von etwa 8 km bis zu 400 m tief in unterschiedliche Erdzeitalter eingegraben und Gesteinsschichten Schicht für Schicht freigelegt, so dass wir heute in diesen Schichten wie in einem Buch lesen und „blettern“ können. Daher kommt wahrscheinlich auch der Name. So gibt der Aufbau des Gesteins Hinweise auf die Entstehung, das Klima und die Umweltbedingungen vor etwa 250 Millionen Jahren. Man fand Saurierspuren und gut erhaltene Abdrücke von Pflanzenteilen. Zahlreiche Fraß- und Wühlspuren informieren über die Pflanzenwelt und das Leben der damaligen Zeit. Im Besucherzentrum können Fossilien in den Meeresablagerungen wie z.B. Muscheln, Schnecken usw. bestaunt werden, die den Besucher über die damalige Flora und Fauna in den wärmeren tropischen Meeren informieren.

Wandern auf den Spuren der Saurier

Aber interessanter als das Besucherzentrum ist es selber durch die Schlucht zu wandern und die Zeugnisse der Entstehungsgeschichte wirklich real zu erleben und nachvollziehen zu können. Das ist vor allen Dingen auch ein wirkliches Erlebnis, das nicht nur uns Erwachsenen, sondern auch Kinder jeglichen Alters nachhaltig beeindruckt.

Bletterbachschlucht ©Detlef Düring
Bletterbachschlucht ©Detlef Düring

Im Besucherzentrum des Geoparc Aldein-Radein bekommt man mit der Eintrittskarte auch eine Karte, wo sieben verschiedene Erlebnistouren zur Auswahl verzeichnet und erklärt sind, aber auch einen obligatorischen Helm, ohne den das Betreten der Schlucht verboten ist. Nur Hunde dürfen ohne Helm in die Schlucht, wobei diese allerdings beim Ab- oder Aufstieg Probleme mit manchen unvermeidlichen Treppenstufen aus Metallgitter bekommen könnten, die viele Hunde nicht mögen.

Zu Fuß geht es erst einen bequemen Weg, aber auch teilweise steilen Weg mit Stufen, hinunter in die Schlucht, in das „Taubenleck“. Am Grund des Canyons geht es dann immer bachaufwärts bis zum Butterloch-Wasserfall und rechts des Wasserfalls über Leitern aufwärts bis zur Aussichtsplattform.

Wer Zeit hat kann noch hoch bis zur „Gorz“ und bis in den großen Felsenkessel am Weisshorn. Hier endet das Tal. Auf dem Rückweg kann man auch noch einen kleinen Umweg über die Knappenlöcher machen, wo früher Metall abgebaut wurde.

Auf dem Weg wird man mittels Hinweisschildern umfassend über die verschiedenen Gesteinsschichten und geologischen Eigenheiten informiert und überall liegen im Canyon Steine in allen Farben und Größen. Mit etwas Glück findet man vielleicht sogar auch Fossilien.

Zwei bis drei Stunden sollte man sich schon Zeit nehmen für einen Besuch der Bletterbachschlucht, dem „Grand Canyon der Alpen“.

Das Besucherzentrum Geoparc Bletterbach Aldein-Radein ist vom 1. Mai bis 1. November, täglich von 9.30 bis 18.00 Uhr geöffnet.

2017 ist sogar ein spannender Kriminalroman erschienen, wo der Autor Luca D´DAndrea seine Eindrücke von der Bletterbachschlucht in einem wirklich spannenden Roman „Der Tod so kalt“ verarbeitet hat, der mich zum Beispiel auch auf diese einmalige Schlucht aufmerksam und neugierig gemacht hat.

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