1.869 Höhenmeter, 48 Kehren und zahlreiche tierische Bergbewohner: Für Auto- und Motorradfahrer ist das Stilfserjoch im Südtiroler Vinschgau eine ebensolche Verheißung wie für sportlich Ambitionierte oder Naturliebhaber – denn Italiens höchste Passstraße ist auch Namensgeberin für den grenzüberschreitenden Nationalpark. Gämsen, Steinböcke und Murmeltiere stehen unter Schutz, außerdem eine Steinadler- und Bartgeier-Population. Biker freuen sich alljährlich auf den Stilfserjoch-Radtag, an dem die Strecke allein ihnen vorbehalten bleibt. Kommendes Jahr gibt’s eine Premiere: Beim ersten Stelvio Marathon am 17. Juni 2017 schrauben sich Läufer und Trailrunner per pedes auf die Passhöhe mit 2.760 Metern zwischen dem Vinschgau, der Schweiz und der Lombardei. Tipp für Schneebegeisterte: Das größte Sommerskigebiet der Alpen hat jeweils von Ende Mai bis November geöffnet.
Historische Hintergründe. Bereits 1818 beauftragte Kaiser Franz I. den Bau der kürzesten Verbindung zwischen dem Veltlin und dem Vinschgau. Ziel war, die zu Österreich gehörige Lombardei schnellstmöglich mit den anderen Reichsteilen zu verknüpfen. Nach nur sieben Jahren hat man die Straße in Betrieb genommen und um 1900 für den Autoverkehr ausgebaut. Seitdem wurde die 25 Kilometer lange, charakteristische Streckenführung ab dem Dorf Prad kaum verändert.
Murmeltierpfeifen und Geierbabys. Der Nationalpark Stilfserjoch ist das zweitgrößte Naturschutzgebiet in den Alpen und umfasst die gesamte Ortlergruppe. Südtirol hat über 40 Prozent Anteil an der Parkfläche, davon liegen gut 34 Prozent im Vinschgau. Die Höhenlagen reichen von den Talböden bei Latsch auf 650 Metern bis weit in die alpinen Gletschergebiete auf knapp 4.000 Metern. Zu den ambitioniertesten Forschungsprojekten im Nationalpark zählt die erfolgreiche Wiederansiedlung des Bartgeiers – seit dem Jahr 2000 sind etwa 30 Jungvögel geschlüpft. Dank exzellenter Brutmöglichkeiten haben auch 26 Steinadlerpaare ihre Heimat am Stilfserjoch gefunden. Insgesamt gibt es zwölf Themenwege und fünf Nationalparkhäuser, es werden aber auch Führungen in freier Natur angeboten. Mit etwas Glück bekommen Interessierte Murmeltiere, Steinböcke und Gämsen vors Fernrohr.