Naturparadies Engelberg – den Engeln ganz nah

Sicht auf Engelberg
Engelberg von oben ©Detlef Duering

Der Zentralschweizer Ort Engelberg am Fuße des Titlis ist vor allen Dingen dank seiner Schneesicherheit als ein Eldorado für Skifahrer, Snowboarder und Langläufer bekannt. Doch auch im Sommer und Herbst ist Engelberg mit seiner fantastischen Bergwelt ein Besuch wert. Galt es im 19. Jahrhundert als mondäner Kurort, so hat es sich nun mit 500 km Wanderwegen, Kletterrouten und Mountainbikestrecken sich eher zu einem Mekka für Naturfreunde, Outdoorfans und Bergsportler entwickelt.

Von den Zeiten eines mondänen Kurortes mit seinen Grand Hotels zeugen noch einige Hotels wie u.a. das Hotel Terrace, aber vor allen Dingen das Kempinski Palace Engelberg, das komplett neu renoviert, sogar ein Rooftop-Spa mit Infinity Pool und Blick auf das Bergpanorama hat. Als Fünf-Sterne-Superior-Hotel ist es ein wirkliches Aushängeschild für den Ort.

Fussgängerzone
Fussgängerzone ©Engelberg-Titlis

Aber was macht Engelberg so besonders. Die kleine Fußgängerzone mit Shops, Cafés und Restaurants ist zwar ganz nett, aber nichts Besonderes, da schon eher das imposante Kloster mit Stiftskirche, dessen Gründung im Jahr 1120 der Legende nach durch Engelsstimmen von der Höhe des Berges Hahnen veranlasst wurde. So kam auch der Ort zu seinem Namen und die Entwicklung von Engelberg ist stark geprägt durch das Kloster, in dem auch heute noch einige Benediktinermönche leben und arbeiten.

Noch gehört zum Kloster auch eine Schaukäserei mit Lädeli, wo die verschiedenen Käsesorten degustiert werden können. Nebst dem Käse werden im Lädeli weitere regionale Produkte verkauft. Leider soll die Schaukäserei demnächst aber geschlossen werden.

Das Bad in der Molke
Alpkäse-Trail auf der Gerschnialp

Wobei mich sowieso mehr ein Besuch der Alpkäserei von Sälmi Töngi auf der Gerschnialp beeindruckt hat. Sälmi Töngi ist ein wirkliches Original, der von den Einheimischen sogar Käsebaron genannt wird. Seit über 40 Jahren verarbeitet er fast täglich tausende Liter Milch zu mildem, weichem, halbhartem und hartem Käse. Um auch Ziegenkäse machen zu können, hält er auch eine kleine Herde von Ziegen. Aber das Besondere seiner Alpkäserei ist das inzwischen stark nachgefragte Molkebad (nur auf Voranmeldung). Die durch die umfangreiche Käseproduktion angefallen Molke wird in einem Kupferkessel auf 40 Grad erhitzt, und der Gast kann in diesem mit Ausblick auf ein herrliches Bergpanorama baden und sich entspannen, bevor er im Anschluss dem Bad mit einer „verjüngten“ Haut entsteigt.

Titlis
Titlis Engelberg ©Detlef Duering

Das absolut Besondere in Engelberg ist aber die Lage in einem Talkessel umgeben von einem einzigartigen Bergpanorama mit mächtigen 3000-Gipfeln wie dem Titlis und einzigartigen Almregionen wie das Brunni oder die Fürenalp.

Fürenalp – Ein magischer Ort zum Energie tanken

Mit der Seilbahn geht es entlang einer steilen Felswand auf 1.850 m Höhe, wo einen nicht nur spektakuläre Ausblicke auf die umliegenden Gebirgslandschaften, wie die gegenüberliegende Gletscherwelt des Titlis erwarten, sondern auch an die 30 verschiedene Kraftorte, welche vorwiegend entlang des Naturlehrpfads „Grotzliweg“ liegen. Einige der Plätze ziehen einen instinktiv an und laden zum Verweilen oder zum Kraftauftanken ein. Auf jeden Fall tun sie der Seele gut und mögliche wissenschaftliche Erklärungen dafür sind überflüssig.

Ganz anders der Brunni, der schon fast eher eine Erlebnisberg ist, mit großem Kinderspielplatz, Sommerrodelbahn, einem als «Kitzelpfad» bezeichneten Barfussweg, aber auch vielen Wanderwegen und einigen Klettersteigen.

Spaß im ewigen Eis

Aber über Allem ragt der Titlis mit seinem Gletschergebiet und einer stolzen Höhe von über 3200 Metern.  Damit ist er der höchste Ausflugsberg der Zentralschweiz, und nicht ohne Grund auch der beliebteste.

TITLIS-Rotair
TITLIS-Rotair ©Engelberg-Titlis

Mit der Bergbahn geht es über den Trübsee bequem bis zur Bergstation Kleintitlis, dem Nebengipfel des Titlis auf 3020 m. Das letzte Teilstück von der Zwischenstation Stand geht es mit einer rotierenden Grossraum-Gondel, deren Drehbewegung auch bei Vollbesetzung einen 360°-Panoramablick für alle Mitfahrenden auf die umliegende Bergwelt garantiert. Während der fünfminütigen Fahrt dreht sich die Gondel exakt einmal um die eigene Achse.

Snowtubing
Titlis Engelberg ©Detlef Duering

Vom Kleintitlis geht es mit einem Sessellift zum kostenfreien Gletscherpark. Selbst an heißen Sommertagen ist es dort oben recht kühl und man kann ganz oben im Gletscherpark noch Schneeballschlachten machen und auf großen Gummireifen, sogenannte Snowtubes, und Rutschtellern über glitzernden Schnee bergab flitzen. Beim Snowtubing wirbelt man ein paar Mal um die eigene Achse, aber keine Angst, die speziell geformte Bahn hält einen sicher in der Spur. Und ein Förderband bringt eine danach bequem wieder nach oben, damit der Spaß weitergehen kann.

Interessanterweise sind dort viele Inder, die sich dort so richtig im Schnee austoben, den sie wahrscheinlich auch zum ersten Mal erleben. Überhaupt ist Engelberg bei Indern sehr beliebt, seitdem hier Bollywood-Promis zu Besuch waren. Und manches auf dem Titlis ist dem Bollywood-Ambiente gehuldigt, eine interessante Mischung.

Zum Gletscherpark gehört auch eine Gletschergrotte und ein Cliff Walk
Cliff Walk
Cliff Walk am Titlis Engelberg ©Detlef Duering

Die Gletschergrotte leuchtet in einem blauen Dämmerlicht. An den Wänden glitzert und funkelt das bis zu 5000 Jahre alte Eis. Eine Erkundungstour durch die 150 Meter lange Gletschergrotte ist nicht nur temperaturmäßig -konstant 1,5° Celsius- echt cool.

Der Cliff Walk, eine 100m lange Hängebrücke über 500m Abgrund, gehört zu den Hauptattraktionen auf dem Gipfel. Auf einer Höhe von 3041m gilt sie als höchste Hängebrücke Europas. Jeder möchte hier ein Selfie von sich machen und bei der Menge von Leuten schwankt die Brücke manchmal recht heftig.

Sternennacht auf dem Titlis
Sternennacht auf dem Titlis ©Engelberg Titlis

Das man von hier, wie auch fast allen anderen Stellen auf dem Titlis eine grandiose Aussicht hat, ist selbstverständlich.

Bergab sollte auf jeden Fall an der Zwischenstation am Trübsee die Fahrt unterbrochen werden, ob für genussvolle Stunden auf der einladenden Sonnenterrasse der Trübsee Bar-Lounge oder für eine Wanderung um den Trübsee. Die circa einstündige Runde um den Trübsee kommt ohne nennenswerte Steigungen aus und geizt nicht mit schönen Fotomotiven.

Engelberg ist der perfekte Ort für unvergessliche Bergerlebnisse im Sommer wie im Winter, einfach zu jeder Jahreszeit. Unnötig zu erwähnen, dass man auf vielen Berghütten sich nicht nur kulinarisch verwöhnen lassen kann, sondern auch schon fast ein wenig luxuriös übernachten kann, herrliche Sonnenauf- und -untergänge je nach Wetter garantiert.

Anreise nach Engelberg
Luzern
Luzern ©Detlef Duering

Ein Vorteil von Engelberg ist auch die gute Erreichbarkeit. Aus Deutschland kann man entweder nach Zürich fliegen und dann mit einmal Umsteigen in Luzern in weniger als zwei Stunden ganz bequem mit der Bahn Engelberg erreichen, oder noch besser und nachhaltiger ganz mit der Bahn anreisen. In der Schweiz reist es sich preiswert und unkompliziert mit einem Swiss Travel Pass, den man vom Swiss Travel System (STS) bekommt. Damit genießt man während acht Tagen freie Fahrt mit Bahn, Postbus und Schiff in der ganzen Schweiz, wie auch in den öffentlichen Verkehrsmitteln von 90 Städten, von freiem Eintritt in über 500 Schweizer Museen ganz abgesehen.

Und ein kleiner Tipp, vielleicht bei der An- oder Abreise einen Aufenthalt in Luzern am Ufer des malerischen Vierwaldstättersees einplanen. Der Bahnhof liegt absolut zentral in der Nähe des Seeufers und ein Bummel durch die charmante Altstadt von Luzern sollte man sich nicht entgehen lassen. Der Wunsch nach einem längeren Aufenthalt dort ist danach garantiert.

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