Drei kleine und feine Städte in Tirol

Städtetrips machen Spaß. Schließlich erlebt man auf kleinem Raum ziemlich viel – Kultur, Kulinarik, Architektur und shoppen kann man nebenbei auch noch. Aber muss es immer eine Großstadt sein? Hier kommen drei Tiroler Städte, die man unbedingt besuchen sollte.

Kufstein – 800 Gin-Sorten, das neue Kultur Quartier und eine Heldenorgel

Das volkstümliche Kufstein-Lied „Die Perle Tirols“ kennt vermutlich jeder. Es hat die Stadt in der Neuzeit weit über die Grenzen Österreichs hinaus bekannt gemacht. Doch außer der Tatsache, dass Kufstein am grünen Inn liegt, lernt man in diesem Lied wenig über Kufstein. Dabei ist Kufstein eine Reise wert und das nicht nur wegen der imposanten Festung. In der Altstadt verbinden sich heutzutage Alt und Neu ganz vortrefflich. Zum Beispiel im neuen Kultur Quartier: Wo man einst auf Seifen und Tabak traf, kann man heute in der Bar „Vitus und Urban“ in richtig stylischer Atmosphäre exzellent frühstücken. Gleich um die Ecke lockt die pittoreske Römerhofgasse. Tief unten im Keller des Traditionslokals „Auracher Löchl“ schlummert eine der ausgefallensten Bars der Stadt, der „Stollen 1930“. Der Stollen beherbergt mit mittlerweile über 800 verschiedenen Sorten eine der größten Gin-Sammlungen der Welt. Muss man gesehen und gekostet haben.

Nicht verpassen sollte man in Kufstein das tägliche Spiel des Organisten der Heldenorgel auf der Festung. Am Ende des rund 20-minütige Konzerts ertönt zum Gedenken an die Gefallenen des Ersten Weltkriegs das Lied vom „Guten Kameraden“. Der Schall der Freiluftorgel trägt es nicht nur in die Stadt, sondern je nach Wetterlage an manchen Tagen sogar bis hinauf ins nahegelegene Kaisergebirge.

Mit dem 1-er-Sessellift zur Panorama-Aussicht über Kufstein

Kufstein von oben? Dafür braucht es hier keine Drohne, man nimmt einfach den Kaiserlift. Als die Bahn 2015 modernisiert werden musste, entschied man sich ganz bewusst für einen Ein-Personen-Sessellift, um den Gästen mehr Zeit und Ruhe zum Genießen zu geben. Oben angekommen eröffnet sich nicht nur ein traumhaftes Panorama, sondern auch ein schönes Wandergebiet. Etwas unterhalb der Bergstation liegt die Brentenjochalm von Wirtin Leni Kaindl. Sie hat die Alm mit vielen Blumen so hübsch geschmückt, dass man unweigerlich wieder das kitschige Kufstein-Lied im Ohr hat.

Rattenberg – die kleinste Stadt Österreichs mit kunstreichem Ausblick

Nur 440 Einwohner und trotzdem schon eine Stadt. Und zwar die kleinste in ganz Österreich. Ganze sieben Straßen gibt es in Rattenberg. Wenig und trotzdem genügend für einen spannenden Städtetrip. Mitten in der Stadt etwa hat die Firma Kisslinger Kristallglas ihren Sitz. Hier wird Glas in alle nur erdenklichen Formen geblasen – Tiere, Obst, Kunstobjekte, Schalen, Schmuck und ja, auch Gläser. Man kann den Glasbläsern sogar live bei der Arbeit zusehen oder sich selbst einmal in der Kunst des alten Handwerks versuchen. Wer sich lieber zuerst einen Überblick über das kleine Städtchen verschaffen möchte, spaziert auf die Burgruine Rattenberg. Hier steht ein auf Glas gepresster Kunstdruck eines Bilds von Egon Schiele, das die Stadt Rattenberg zeigt. Der große Maler der Wiener Secession war 1917 in Rattenberg, im Auftrag der Armee, um die Lebensmittellager zu zeichnen. Dabei entstand auch die Stadtansicht, gemalt genau an dem Punkt, an dem heute die Replik des Bildes steht. Vergleicht man die detailgetreue Zeichnung mit der Realität, stellt man auch nach 100 Jahren kaum Unterschiede in der Dachlandschaft fest.

Nach der Apfelstrudelshow an einem der Seen entspannen

Das Stadtleben so richtig genießen, kann man in Rattenberg im Café Hacker bei einem Stück der beliebten Augustinertorte. Wer mehr Action möchte, kommt zur Apfelstrudelshow, wenn Bäckermeister Hacker vor aller Augen einen Strudelteig so dünn auszieht, dass man durchschauen kann. Anschließend geht es wahlweise zum Abtrainieren der Kalorien auf eine Wanderung im nahegelegenen Alpbachtal oder zum Sonnenbaden an einen der vielen Seen in der Umgebung.

Der üppige Blumenschmuck und die vielen Palmen verleihen Lienz ein südliches Flair ©TVB-Osttirol
Lienz – südliches Flair für Sonnenanbeter und Handwerksfreunde

Im Straßencafé sitzen, einen Kaffee trinken und die Sonne genießen. In Lienz geht das besonders gut. Denn die Hauptstadt Osttirols ist die Stadt mit den meisten Sonnenstunden Österreichs. Das nutzen die Lienzer und schmücken die bunten Fassaden ihrer Häuser mit vielen Blumen und Palmen. Wer über den Hauptplatz und durch die Altstadt streift, durch die Boutiquen bummelt oder sich in einem der vielen Straßencafés niederlässt, fühlt sich fast schon wie im Süden. Außerdem liegt Lienz mitten in den Bergen, die hier bereits zu den Dolomiten zählen. Dass Tradition und Moderne, Berg und Stadt zum Lienzer Alltag gehören, sieht man sehr gut an den kleinen Handwerksbetrieben wie etwa der Kunstschmiede „Alte Schmiede“ von Rudi Duregger in der Messinggasse. Oder das Hutgeschäft „Reiners Erben“, in dem bis heute Hüte in Handarbeit hergestellt werden – von Frauen. Denn der Betrieb wird seit 1908 nur an die weiblichen Familienmitglieder weitervererbt.

Schloss Bruck, der Murmeltierweg und der Osttirodler

Panorama und Sonne alleine würden einen Besuch rechtfertigen, doch es gibt noch viel mehr Gründe für einen Städtetrip nach Lienz: Die Liebburg am Hauptplatz und Schloss Bruck auf dem Schlossberg, heute das Stadtmuseum, gelten als Wahrzeichen der 11.000-Einwohner-Stadt. Das Antoniuskirchl mit seinem ungewöhnlichen Kirchturm, das Franziskanerkloster und die Josefskirche im Bürgerspital zeugen vom Einfluss der Kirche in Lienz.

Und wen es nach Kaffee und Stadtbesichtigung hinaus in die Natur zieht, der ist von Lienz ganz schnell im Wandergebiet Lienz-Zettersfeld. Auf dem Murmeltierweg kann man besonders viele der putzigen Bergbewohner beobachten. Oder in Lienz-Hochstein, wo man mit dem Alpine Coaster „Osttirodler“ den Berg hinunter saust.

Informationen zu weiteren Tiroler Städten gibt es unter: www.tirol.at/sehenswuerdigkeiten