Europas größte Heidelandschaft ist mit ihrer Heideblüte und den romantischen Städten weit mehr als nur ein Postkartenidyll. Kuriose Sehenswürdigkeiten wie Bisonherden, einem „eigenen“ Schloss Neuschwanstein oder dem ganz verrückten Haus warten nur darauf, von Heide-Besuchern entdeckt zu werden.
So ist der im Rahmen der EXPO 2000 umgestaltete kunterbunte Hundertwasser-Bahnhof in Uelzen nach wie vor ein Besucher-Magnet. Er zählt wohl zu den zehn schönsten Bahnhöfen der Welt. Nicht nur bei Bahn-, sondern auch bei Kunstliebhabern. Der Umwelt- und Kulturbahnhof ist eines der letzten Projekte des Wiener Malers und Architekten Friedensreich Hundertwasser. Außen ziehen bunte Säulen und goldene Kugeln die Blicke auf sich, im Inneren beeindrucken Mosaike, schillernde Farben und die typischen, abgerundeten Ecken.
„Unsere Region ist als klassisches Kurzreiseziel natürlich ganz eng mit Aktivurlaub und Naturerlebnis verbunden. Doch es lohnt sich auch, die verschiedenen, teils etwas kurios anmutenden, Kultur-Sehenswürdigkeiten auf der eigenen Besuchsagenda zu haben“ sagt Ulrich von dem Bruch, Geschäftsführer der Lüneburger Heide GmbH. Etwa das verrückte Haus in Bispingen. Das zweistöckige, auf dem Dach stehende Gebäude, mit 110 Quadratmetern und neun Räumen, darunter Wohn-, Schlaf- und Kinderzimmer sowie Küche und Bad, steht vollständig auf dem Kopf. Es wurde 2010 zunächst richtig herum errichtet und dann mit Hilfe von Kränen auf den Kopf gestellt. Jedes Jahr kommen tausende Besucher, sogar das russische Fernsehen hatte jüngst darüber berichtet.
Mehr und mehr wird die Heide- Region auch für innovative Kulturprojekte bekannt. So findet in diesem Jahr im Eventpark von Luhmühlen in Westergellersen, einem kleinen Örtchen zwischen Hamburg und Lüneburg, vom 2. bis 5. August bereits zum dritten Mal das Summer’s Tale statt, ein kreatives Festival für Rock, Pop, Indie und Folkmusik. Bis zu 10.000 Fans werden erwartet.
Feinschmecker Kuriositäten: bunten Kartoffeln und Roulade vom Bison
„Die gelbe Heidekartoffel ist bekannt und oft in aller Munde. Dagegen gelten die alten und bunten Sorten wie Bamberger Hörnchen, Blauer Schwede, Red Duke of York oder Shetland Black noch als Geheimtipp“ sagt Karsten Ellenberg, Besitzer des Biolandhofs Ellenberg in Barum. Er ist auf den Anbau von Kartoffeln und die Vermarktung von alten Kartoffelsorten spezialisier. Erdig, würzig, cremig oder süß – die Erdäpfel lassen sich vielfältig zubereiten. Und dank der ungewöhnlichen roten, blauen oder violetten Farbe wird jeder Kartoffelsalat zu einem Blickfang. Die bunten Heidekartoffeln können direkt im Ellenberger Hofladen bestaunt und erworben werden. Die passende – und nicht minder kuriose – Beilage gibt es im nahegelegenen Hotel Heide-Kröpke in Essel: Hier steht die Roulade vom Bison als lokale Delikatesse auf der Saison-Speisekarte. Herkunft, nicht etwa aus der Prärie Nordamerikas, nein, direkt von der Bison-Farm im Aller-Leine-Tal. Dort hält Landwirt Oltrogge auf rund 70 Hektar eine Herde von bis zu 90 Bison-Bullen und Jungtieren. Eine Attraktion, die nicht nur Indianerfans anlockt.
Die Iserhatsche: ein Kunstwerk, ein Schloss, ein Museum, ein Wahnsinn?
Die kurioseste aller Sehenswürdigkeiten der Lüneburger Heide liegt in Bispingen. Ein bisschen Barockschloss, ein bisschen Geisterbahn: Mit der Iserhatsche hat sich der Visionär und pensionierte Malermeister Uwe Schulz-Ebschbach eine eigene Welt geschaffen. Er nennt es gern und mit gewissem Stolz „das Neuschwanstein des Nordens, nur etwas verrückter“. Im Barockgarten des Schlosses auf einem rund 23 Hektar großen Grundstück steht unter anderem ein aus Eisen geschmiedeter Glockenbaum. Und im Diana-Sanssouci-Zimmer, ein mit Blattgold verzierter Saal, steht ein Tisch, in den ein Keyboard integriert wurde, das den Glockenbaum zum Läuten bringt. Wer dem Eisenbaum zu nahe kommt, löst eine Lichtschranke aus, und Schmetterlinge aus Blech fangen an zu flattern. Hauptattraktion ist jedoch das Heide-Kastell Montagnetto, ein Miniaturnachbau eines Schlosses im italienischen Stil. Die Besonderheit: ein eingebauter Vulkan, der per Fernbedienung betätigt wird. Im Innern des Burgbergs bietet ein Festsaal Platz für bis zu hundert Personen, für private Veranstaltungen jeglicher Art.
Wellness alternativ: Ginseng-Gärten und Lama-Trekking
Heinrich Wischmann war der erste deutsche Ginsengbauer und FloraFarm-Gründer, der die Ginsengpflanze nach Deutschland brachte. Seit mehr als 30 Jahren baut er diese aus Korea stammende Pflanze auf seiner FloraFarm bei Walsrode an. Von Mai bis September können Besucher vor Ort die medizinischen und kosmetischen Wirkungen der Ginsegwurzel testen und erfahren. Eine ganz andere Art zu Wandern und die Lüneburger Heide zu entdecken bietet das Lama-Trekking. Die verschiedenen Touren – von der zweistündigen bis hin zu einer mehrtägigen Tour mit Übernachtung im Heuhotel – soll durch das individuelle Führen der Lamas besonders entspannend und wohltuend für die Seele sein. So zumindest die Aussage des Veranstalters Dietmar Preißler aus Amelinghausen, der diese Touren initiiert und anbietet.