In den Ferienmonaten im Sommer herrscht an der Nordsee immer sehr reges Treiben. Eisdielen, Strandkorbvermieter und Surfschulen freuen sich über die vielen Gäste, doch es ist auch im Sommer hier nicht so überfüllt, wie wir es von den Stränden in Italien, Spanien oder anderswo her kennen. Denn Bettenburgen gibt es hier nicht, sondern meistens kleine persönliche, oft auch familiengeführte Hotels und Privatpensionen, und natürlich auch Campingplätze.
Nach oder vor den Sommerferien, wo sich die Einwohnerzahl mancher Inseln und Orte an der Küste vervielfacht, wird es ruhiger an der Nordsee und ihren Stränden. Doch gerade außerhalb der absoluten Hochsaison entfaltet die Nordsee ihre besonderen Reize.
Gerade dann bietet es sich an, Thalasso, die Heilkraft des Meeres, zu nutzen, zum Beispiel bei Wattwanderungen im UNESCO Welterbe Wattenmeer, bei Strandspaziergängen oder bei einer Thalassotherapie in den Wellnesshotels und Gesundheitszentren an der Nordseeküste, sowie deren Inseln. Saunalandschaften, Schlickanwendungen und Meerwasserbäder gehören dazu, sind gesund und entspannen Kopf und Körper.
Durch die nicht zu unterschätzende Sonneneinstrahlung, auch im Winter, und ausgedehnte Bewegung an reichhaltiger Luft wird der Stoffwechsel und die Abwehrkräfte angeregt. Und damit alles mehr Spaß macht und interessanter ist, locken Spaziergänge auf ausgeschilderten Thalasso-Therapiewegen, Wanderungen mit Wattführer bis hin zu gemeinsamen Nordic-Walking am Strand.
Die Inseln, wie auch die direkt an der Küste liegenden Orte bieten sich für Thalasso aufgrund ihrer Strandnähe besonders an, denn ein wirklicher Thalassobetrieb sollte nicht weiter als 500 Meter vom Meer entfernt sein.
Dabei unterscheiden die Inseln und Küstenorte sich nicht nur in den Schwerpunkten, die sie in ihrem Thalassoangebot machen, sondern auch in ihrer Ausstrahlung und Atmosphäre. So ist das kleinere Spiekeroog mit seinen alten kleinen Häuschen sicherlich etwas für Romantiker und für jene, die es gerne etwas ruhiger haben. Ganz im Gegensatz dazu Langeoog oder Wangerooge, die größer sind und dementsprechen etwas mehr los ist und wirklich alte Häuser eher selten sind. Aber jede Insel hat seinen Reiz und seine Liebhaber.
Autofrei sind diese drei Inseln alle und auch das trägt sicherlich sehr zur Erholung bei.
Wangerooge, die Insel ohne Eile
Durch den Krieg total zerstört, gibt es auf Wangerooge, der östlichsten, zweitkleinsten ostfriesischen Nordseeinsel, fast keine alten Häuser, sondern Nachkriegs- und moderne Architektur eines Seebades bestimmen hier das Bild. Leuchttürme, Aussichtspunkte und erlebnisreiche Sehenswürdigkeiten rund um das Weltnaturerbe Wattenmeer warten nur darauf, entdeckt zu werden. Vom Fähranleger geht es mit der Inselbahn auf einer idyllischen Fahrt durch die Salzwiesen des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer bis in das Dorf direkt am Strand, wie Wangerooge auch genannt wird. Das Entschleunigen beginnt quasi schon direkt bei der Ankunft. Der belastende Alltag tritt hier ganz schnell in den Hintergrund. Nicht umsonst lautet der Wahlspruch auf der Insel „Gott schuf die Zeit, von Eile hat er nichts gesagt“. Schon seit über 200 Jahren kommen Gäste nach Wangerooge um gesund zu bleiben oder gesund zu werden. Ob beim Nordic-Walking am kilometerlangen Sandstrand, einer Radtour durch die Dünenlandschaft oder beim Baden in den prickelnden Nordseewellen: besser kann man sich nicht von Stress und Hektik erholen als in dieser erfrischend gesunden Umgebung. Wer Entspannung sucht, der findet sie im Strandkorb, im Gesundheitszentrum oder beim Spaziergang auf den Thalasso-Therapiewegen.
Auf Wangerooge wird eine Vielfalt von Therapien durch spezialisierte Thalasso-Therapeuten ganzjährig im Gesundheitszentrum und Meerwasser-Erlebnisbad „Oase“ angeboten. Schwerpunkt auf dieser Insel ist insbesondere der Aspekt „Durch- und Aufatmen“ vor der beeindruckenden Kulisse des rauschenden Meeres und seiner bauschigen Wellen. Wie Klimatherapeutin Beate Mengedoth betont, liegt in speziellen Thalasso-Wochen ein Schwerpunkt auf „Entschleunigung“ und „Ankommen. Beate Mengedot ist Klimatherapeutin auf der Insel Wangerooge. Und für Sie sind auch Kleinigkeiten bedeutsam, wie z. B. dass die Gäste auch lernen,“ einmal tief durch die Nase einzuatmen und bewusst wahrzunehmen, wie die salzige Luft die Atemwege durchströmt. „
Authentizität in Neuharlingersiel
Ganz anders Neuharlingersiel, was auf dem Festland mit seinem Fährhafen das Tor zu den Inseln ist. Aber das romantische Fischerdorf, welches direkt am Deich liegt, ist so idyllisch, dass viele Urlauber direkt hierbleiben und sich die Fährschifffahrt sparen, oder einige Tage vor oder nach dem Inselurlaub noch hier verbringen.
Wie in einer Filmkulisse rahmen rote Ziegelhäuser das Hafenbecken ein, in dem eine aktive Krabbenkutterflotte ankert. „Für uns an der Nordseeküste ist gelebte Authentizität am wichtigsten“, sagt die Marketing-Chefin des Kurvereins, Susanne Mäntele. Sie hat auch die Entstehung des 2011 eingeweihten „BadeWerks“ erheblich mitgeprägt, so dass gerade auch Thalasso-Interessierte in Neuharlingersiel alles finden was für Thalasso bedeutsam ist.
Das „BadeWerk“ ist im Stil, Ambiente und seiner Funktion ein wirklicher Wohlfühl-Tempel, der den Charakter des Ortes prägt. Mit traumhafte Massagen, Behandlungen und Therapien u.a. dem 400 Jahre alten Neuharlingersieler Naturschlick, der vor Ort abgebaut wird, werden die Gäste verwöhnt. Ein Geheimtipp ist übrigens die Behandlung „Schlick-Dampfer“. Dabei wird der heilsame Schlick auf den Körper aufgetragen, verflüssigt sich in einer Dampfsauna bei 55 Grad und zieht in die Haut ein. Eine automatisch-einsetzende Regendusche spült den Schlick wieder ab, quasi ein Natur-Peeling. Mit einer Ruhepause endet die Anwendung, die das Immunsystem und den Stoffwechsel anregt, wie den Körper entschlackt und allgemeine Schmerzen lindern soll.
Aber auch das Meerwasser-Bad und die Sauna mit einem und einem wunderschön gestalteten Außenbereich so nah am Meer, sind nicht nur ein Garant für beste Erholung, sondern auch für eine gelungene Thalassotherapie, die in Zusammenarbeit mit Ärzten und Therapeuten angeboten wird. Bereits wenige Monate nach der Eröffnung wurde die neue Anlage als erste in Niedersachsen mit der Höchstwertung „5 Medical Wellness Stars“ ausgezeichnet, und das absolut zu Recht.
Und anders als auf den Inseln, kann man von Neuharlingersiel aus, auch mal schnell mit dem Auto oder aber der guten Bahn- und Busverbindungen, ohne auf Fährzeiten achten zu müssen, Ausflüge in das Hinterland oder zu einem Einkaufsbummel in Bremen machen.
Spiekeroog, die zeitlose grüne Insel
Und auch Spiekeroog ist eine Insel, die sich von den anderen Nordseeinseln deutlich unterscheidet. Auf der 750-Einwohner-Insel Spiekeroog ist alles ein wenig gelassener, kleiner, gemütlicher und überschaubarer. Keine Bahn oder Pferdekutsche erwartet einen am Fährhafen, nein zu Fuß geht es ins Dorf, mit seinem idyllischen Ortskern. Hier ist alles ein wenig kleiner, schmale Gässchen, alte schön renovierte Häuschen mit liebevoll bemalten Türen, kleine Cafes und Geschäfte verzaubern vom ersten Moment an. Vor allen Dingen die vielen alten Bäume, wie Linden, Kastanien und Eichen sind typisch für diese Insel und ihren Charme. Gerade die vielen alten Bäume, die nur langsam im sandigen Boden gewachsen sind und vielen Stürmen getrotzt haben prägten den Ruf als „grüne Insel“, denn solch alter Baumbestand ist auf den anderen Nordseeinseln kaum zu finden.
Und doch ist die Zeit keineswegs stehen geblieben. Das 2013 eröffnete „DünenSpa“ ist ein modernes Meerwasser-Schwimmbad mit einer modern gestalteten Saunawelt, die unter anderem eine Panorama-Dünensauna hat. Dort kann man beim Schwitzen den Blick über die mit Heide und Strandgras bewachsene Landschaft aufs Meer schweifen lassen.
Im „DünenSpa“ und bei schönem Wetter auch in seiner Umgebung werden Anwendungen und Kurse von dem Kurmittelhausleiter Jörg Arnhold und seinem Team angeboten, die den Erfolg einer Thalassotherapie garantieren. Es gehe ihm darum, so Arnhold, dass die Urlauber ihr körperliches und seelisches Gleichgewicht wiederfinden, dabei verstehe er sich und sein Team als Mittel zum Zweck.
Nicht klein sind die Strände, sondern die wirklich kilometerlangen feine Sandstrände, eine fast unberührte Dünenlandschaft mit großzügig angelegten Thalasso-Wegen und sogar ein kleines Wäldchen laden zu therapeutischen Wanderungen und Innehalten ein. Hier fällt es leicht sein körperliches und seelisches Gleichgewicht wiederzufinden.
Sportliche Naturerlebnisse mit allen Sinnen auf Langeoog
Auf der doch mit knapp 20 Quadratkilometer recht großen Insel Langeoog steht das Naturerleben mit allen Sinnen im Vordergrund. So liegt auch bei den Thalassoangeboten hier der Schwerpunkt auf Sport- und Entspannungsangeboten in der Natur. Spaziergänge am Strand und auf ausgeschilderten Thalasso-Therapiewegen, Wanderungen mit Wattführer, Nordic-Walking und Radtouren gehören ebenso dazu, wie Yoga-und Entspannungskurse am Strand oder im inseleigenen Kur- und Wellness-Center. Eine Radtour durch das in den Dünen gelegene Pirolatal oder über den Deich sind trotz der Anstrengung oft gegen den Wind radeln zu müssen, entspannend und entschleunigend.
Auf Langeoog gibt es auch mit Dünenhotel „Strandeck“ ein Bio-Hotel, was für manche gesundheitsbewussten Gäste natürlich das Tüpfelchen auf dem I ist, wie für den Gourmet das dazugehörende und vom Guide Michelin empfohlene Panoramarestaurant Seekrug. Hier ist nicht nur das Essen sehr gut, auch die Aussicht über die Dünen auf das Meer ist einfach atemberaubend.
Durch die Größe der Insel ist hier natürlich auch das Angebot an Unterkünften, Restaurants, Geschäften etc. größer als auf den beiden anderen Inseln und es sind natürlich deutlich mehr Einwohner und Gäste unterwegs. Aber gerade dieses quirlige und auch auf der anderen Seite beschauliche Inselleben hat seinen besonderen Reiz, der eben die vielen Gäste auch anzieht. Und wer Ruhe absolute Ruhe sucht, findet diese auch an vielen Stellen dieser großen Insel.