Was ist Thalasso? Es klingt exotisch und viele Wellnesseinrichtungen werben mit diesem Begriff als wäre es etwas Neumodisches. Doch ist der Begriff Thalasso schon sehr alt und stammt von dem griechischen Wort „thálassa“ ab, was „das Meer“ bedeutet. So nutzten schon im antiken Griechenland die Menschen Meerwasser zur Behandlung von Rheuma und Ischiasleiden, wie Hippokrates (460 – 377 v. Chr.) berichtete.
Heutzutage steht Thalasso für den Genuss und die heilenden Kräfte, des Badens im salzigen Meerwasser, das Spüren des rauen Windes auf der Haut und dem Verwöhnen des Körpers mit Schlick und Algen – all das ist Thalasso. Es ist sowohl Wellness als auch eine therapeutische medizinische Behandlungsmethode. Entweder zur kurmäßigen Versorgung von Krankheiten, etwa der Atemwege, Gelenke und Haut, sowie auch als Mittel zur präventiven Stress- und Burn-out-Behandlung. Wichtig dabei ist, dass es ohne Meer aber kein Thalasso ist, weil Thalasso auf den natürlichen Heilkräften der Meeresschätze basiert und damit weit über den Lifestylebegriff „Wellness“ hinausgeht. Das Meer bietet einfach ein enormes Potenzial an Spurenelementen, Vitaminen, Proteinen, Mineralstoffen und Aminosäuren, welche im Wasser, Salz, Sand, Schlick und den Algen enthalten sind. Aber auch die salzhaltige, reine, pollenarme und gesunde Luft spielt da natürlich eine wichtige Rolle. Das Meer ist quasi eine „maritime Apotheke“.
Daher kann eine „Thalasso-Behandlung“ in einem tollen SPA zum Beispiel in den Bergen, nicht wirklich Thalasso sein, selbst wenn mit Produkten gearbeitet wird, die Meerwasser, Algen oder Schlick enthalten. Ein vom Europäischen Prüfinstitut für Wellness und Spa e.V. zertifizierter Betrieb darf sogar nicht weiter als 500 Meter vom Meer entfernt liegen. Dieser hat die niedersächsische Nordsee zur ersten zertifizierten Thalasso-Region Europas gekürt, welche sich mit ihren strengen Anforderungen an einer Thalasso Therapie deutlich von den üblichen Angeboten in den Bereichen Gesundheit und Wellness anderer Thalasso-Regionen deutlich abhebt. So gelten zwar weltweit Frankreich und Tunesien als Thalasso-Hochburgen, aber da können die deutsche Nord- und Ostsee nicht nur mithalten, sondern haben gerade auch durch ihr Reizklima einen therapeutischen Vorsprung. Und was woanders ein Trend ist, hat an der Nordsee schon seit über 200 Jahren Tradition, wo Einheimische und Gäste seitdem die heilende Wirkung der Thalassotherapie genießen.
Gerade durch das im Juni 2009 verliehene Prädikat „UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer“ ist natürlich die Nordsee prädestiniert, um die Reichtümer aus dem Meer dergestalt in Bädern, Packungen, Massagen und Peelings wirkungsvoll zur (Re-)Vitalisierung einzusetzen. Nicht zu vergessen sind das Reizklima und die allseits geschätzte „gute“ Luft, die einen Aufenthalt an der deutschen Nordseeküste im wahrsten Sinne des Wortes „reizvoll“ machen. Und je stärker die Brandung der See ist, desto effektiver zeigen sich Ergebnisse. Es sind die Aerosole, die das Klima so hochwertig in pure Gesundheit verwandeln. Diese feinsten Meerwasser-Tröpfchen wandern in die Lunge und bilden einen feinen salzigen Film auf der Haut. So kann der Erfolg einer Therapie gerade im Frühjahr oder Herbst sogar noch besser sein, als im sonnigen Sommer bei ruhiger See.
Aber auch die anderen „Schätze des Meeres“ wie Algen und Schlick heilen und entspannen. Algen beugen Entzündungen vor, versorgen die Haut mit Feuchtigkeit und straffen das Bindegewebe.
Und auch wenn Schlick etwas nach Fisch riecht und grau unansehnlich ist, so ist er mit seinen zahlreichen Mineralstoffen eins der besten natürlichen Schönheitsmittel für die Haut und wird sogar in teuren Cremes und Packungen zu sündhaft teuren Preisen auf der ganzen Welt vertrieben. Schlickanwendungen in der Thalassotherapie wie Masken, Packungen oder Schlickbädern regen die Hautdrüsen und damit den Stoffwechsel an, fördern die Durchblutung, erhöhen die Spannkraft der der Haut, lindert Juckreiz und sorgt für ein gesundes Aussehen.
Aber auch Bewegung bei gesunden Reizklima, wie ausgedehnte Spaziergänge am Strand, Radfahren oder Nordic Walking und natürlich Schwimmen im salzigen Meerwasser, spielt bei einer Thalasso-Therapie eine zentrale Rolle.
Eine Thalasso-Therapie an der Nordsee tut jedem gut, ist aber besonders empfehlenswert bei Erkrankungen der Atemwege, Herz- und Gefäßkrankheiten, Hautkrankheiten, chronischen Krankheiten der Bewegungsorgane, Frauenkrankheiten, Erkrankungen im Kindesalter oder allgemeinen Stress- und Schwächezuständen.
Eine klassische Thalasso-Therapie, welche auch von manchen Krankenkassen bezahlt wird, dauert in der Regel mindestens sechs Tage, wird stets von einem Arzt begleitet und beinhaltet Einzelbehandlungen wie Schlick-Massagen und Inhalationen – aber auch Gruppenaktivitäten wie Brandungswanderungen und Wassergymnastik. Dafür nutzen die Seebäder ihre natürlichen Strukturen und bieten Thalasso-Spazierwege, auf denen die Urlauber ganz nebenbei die verschiedenen Elemente der Therapie genießen können. Es werden begleitende gesundheitsfördernde Maßnahmen wie Entspannung, Ernährungsumstellung und körperliche Aktivitäten gefördert.
Aber es muss gar nicht direkt eine Therapie oder Kur sein. Schon ein Aufenthalt am Meer, vielleicht verbunden mit der einen oder anderen Anwendung, kann von enormen Erholungswert sein. Auf jeden Fall bedarf Thalasso alles andere als viel Aufwand. Eben ein ganzheitliches Konzept, bei dem es auch darum geht, zur Ruhe zu kommen. Und da reicht es manchmal schon, sich den frischen Wind um die Nase wehen zu lassen. Und es muss auch nicht immer direkt mehrere Wochen sein, sondern bereits ein kurzer Aufenthalt an der Nordsee zeigt schon seine Wirkung auf Körper, Geist und Seele.
Und übrigens gerade im Winter, wenn die See so richtig rau und die Luft voll von aufgepeitschten Salzpartikeln ist, ist die Wirkung am größten.