Der Deutsch-Schweizer Michael Koth, General Manager im InterContinental Bali Resort, führt seit drei Jahren die Geschicke von 1000 Mitarbeitern. Das Luxusresort wurde gerade erst mit einem Investitionsaufwand von 35 Mio. USD renoviert und ist das beliebteste Resort der deutschen Urlauber auf Bali.
Herr Koth, was zeichnet Sie aus?
Durch meine internationalen und multikulturellen Aufgaben auf Hotellerie-Führungsebene habe ich viel erlebt und erreicht. Mit viel Energie, Neugierde, Fokus und Optimismus inspiriere ich Menschen, ihre Erwartungen zu übertreffen und neue Maßstäbe zu setzen. Ob es nun darum geht, die Olympischen Sommerspiele in Athen vorzubereiten und zu meistern, im damaligen Nachkriegsserbien zu arbeiten und aufzubauen, ein Hotel mit 1007 Zimmern in Exzellenz und Rentabilität zu verwandeln oder die Interessen der Hoteleigentümer im Herzen der ägyptischen Revolution zu vertreten. Dies verhalf mir zu einer profunden Führungserfahrung und der Stärke, Mitarbeiter und Teams zu führen und Veränderungen zu meistern. Meine Anpassungsfähigkeit und Organisationsfähigkeit ermöglichen es mir heute, über alle Funktionen, Entfernungen und Kulturen hinweg zu arbeiten. Mein bevorzugter Arbeitsstil heißt Zusammenarbeit, Zusammenhalt, Mitbestimmung und offene Kommunikation. Um in meinem Führungsstil noch effektiver zu sein und das Beste aus den Menschen herauszuholen, ist meine Investition in das Coaching und Entwickeln von Talenten mein ganz persönliches Engagement, um erfolgreiche und selbstbewusste Talente zu entwickeln.
Auf welche Auszeichnung sind Sie besonders stolz?
In jungen Jahren als Kochlehrling hatte ich das Glück, mit dem Hamburger Koch-Team Deutscher Jugendmeister zu werden. Ich glaube, das hat mein Berufsleben nachhaltig beeinflusst in Bezug auf Teamfähigkeit und höchstes Engagement. Stolz war ich besonders auf mein Team, ohne das mir die Ehre zum Hotelier des Jahres 2017 nicht möglich gewesen wäre.
Warum ist die Hotellerie so spannend?
Meine internationale Karriere ermöglicht mir ein Berufsleben voller Vielfalt, Anpassungsfähigkeit und sich ständig ändernden Möglichkeiten. Dies mit meiner Familie teilen zu können und unsere beiden Söhne in einem kosmopolitischen und mehrsprachigen Umfeld großzuziehen, ist ein echtes Privileg. Die kulturelle Bereicherung und Unterschiede, denen wir begegnen, kompensieren viele der Herausforderungen, die dieses internationale Leben gleichermaßen zu bieten hat.
Was vermissen Sie auf Bali?
Familie und Freunde, bei denen man einfach mal gerne vorbeischauen möchte, die vier Jahreszeiten, klassische Konzerte, Museen und Galerien. Ansonsten hat Bali alles für ein zufriedenes Leben.
Was machen Sie als erstes, wenn Sie abends nach Hause kommen?
Da meine Frau und ich das Privileg haben, auch im Resort leben zu können, ist mein zu Hause recht vielfältig. Am liebsten genießen wir den einzigartigen Sonnenuntergang am Meer, von dem wir nie genug bekommen können.
Welchen Rückzugsort können Sie auf Bali empfehlen?
Für Wasserratten empfehle ich einen kurzen Bootstrip auf die Nachbarinsel Nusa Penida, um dort mit den einzigartigen Manta Rochen zu schnorcheln. Zum Entschleunigen gehen wir selbst gerne nach Ubud und lassen uns von der spirituellen Atmosphäre einnehmen, allerdings auch, verbunden mit sensationell gutem Essen in Top-Lokalen.
Welches Erlebnis auf Bali hat Sie ganz besonders beeindruckt?
Als Höhepunkt für mich gilt das Balinesische Neujahrsfest ‚Njepi’. Wenn die zahlreichen Zeremonien verklingen, alle Lichter gelöscht sind, das öffentliche Leben zum Stillstand kommt und sogar der internationale Flughafen einen ganzen Tag aus Ehrfurcht und Respekt den Gottheiten gegenüber geschlossen bleibt.
Bali, Jordanien, Bahrain, VAE, Ägypten, Qatar, Ungarn sind nur einige Stationen in Ihrem bisherigen Leben. Was bedeutet für Sie Heimat?
Heimat ist Vertrautheit, geknüpft an zahllose Erinnerungen, viele zurückgelassene Freunde und die Familie.
Wie sehen Sie Deutschland heute?
Als Hoteliers vermeiden wir es, über so interessante Themen wie Politik, Religion und Sex zu reden. Spaß beiseite – Ich ertappe mich, immer wieder glauben zu wollen, in Deutschland sei vieles besser. Wir sind zu lange aus Hamburg weg und sehen deshalb die Veränderungen nicht mehr objektiv. Wir werden immer multikultureller mit allen Sonnen- und Schattenseiten. Dankbar bin ich, dass wir während all meiner Berufsjahre im Ausland immer die Gastfreundschaft der fremden Kulturen genießen durften. Leider nehme ich eine schwächelnde Dienstleistungsbereitschaft in Deutschland und Europa war – wo doch ‚Dienen & Leisten’ Grundpfeiler der Gesellschaft sind.
Mit meiner Auslandserfahrung bin ich mir bewusst, dass es uns in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern bemerkenswert gut geht.
Was schätzen Sie in einem Hotel ganz besonders? Was stört Sie?
Ein Hotel braucht Charakter, eine Seele und das spürt man schnell. Sei es durch das aufmerksame Personal, das Gebäude, die Anlage selbst – alles zusammen muss harmonieren. Und wenn mal ein Fehler passiert, vergebe ich den gerne.
Es gibt viele Dinge, die mich stören, wahrscheinlich zu viele. Besonders in dem Bewusstsein, dass es uns in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern bemerkenswert gut geht.
Wenn man vom Personal nicht wahrgenommen wird, wenn eine Unterhaltung mit Kollegen oder der Chat am Smartphone wichtiger zu sein scheint als der Gast.
Was ist für Sie das wichtigste Detail, wenn Sie ein Hotelzimmer beziehen?
Sauberkeit und Hygiene sind Nummer Eins. Und als persönliche Vorliebe schaue ich immer, dass eine Kapsel-Kaffeemaschine mir das Wachwerden angenehm erleichtert.
Was macht für Sie Gastlichkeit aus?
Gastlichkeit ist natürlich, unaufdringlich, individuell und kommt von Herzen. Gerade wenn man als Gast einer fremden Sprache nicht mächtig ist, zählt ein Lächeln des Personals, eine Geste und die Bereitschaft, sich ganz auf den Kunden einzustellen. Wenn beide Seiten dazu ihr Bestes beisteuern, kann nichts schiefgehen.
Eine Anekdote aus Ihrem Hotel-Leben?
Vor vielen Jahren ließ ein Gast nach Abreise eine kleine Tüte mit weißem Pulver auf dem Nachttisch zurück. Mein Assistent rief mich in das verlassene Hotelzimmer, wartend auf die bereits alarmierte Polizei. Aufgeregt tippte er die Fingerkuppe in das weiße Pulver und anschließend zu seiner Zungenspitze. In diesem Moment kamen die Ordnungshüter ins Gästezimmer und sahen, was geschah. Da sagte einer der Polizisten ganz gelassen: „Na meen Jung, zu viel Tatort geguckt?“ Mein Assistent und Amateur-Laborant hat aus diesem Vorfall gelernt. Auch, dass es sich um harmloses Natronpulver gegen Verdauungsstörungen handelte.
Was darf bei keinem Umzug fehlen?
Unsere Möbel und Bilder. Wo immer wir auch arbeiten, zum Leben in der Ferne sind die vertraute Einrichtung, die Bücher, Bilder und aller Krimskrams unser Anker. Besonders unseren Kindern fiel die Anpassung leichter in dem bekannten und geschätzten Umfeld.