Nachhaltig Reisen in Japan – geht das?

Zuhause auf Nachhaltigkeit achten ist für viele Menschen mittlerweile selbstverständlich. Doch wie sieht es auf Reisen aus? Inwieweit kann man unterwegs in Japan einen kleinen Beitrag zu Umweltfreundlichkeit und Nachhaltigkeit leisten?

Die gute Nachricht ist: Im Grunde macht es Japan den Reisenden gar nicht so schwer, sich für nachhaltige Optionen zu entscheiden, denn die effiziente Nutzung von Ressourcen ist typisch japanisch. Dabei geht es weniger um große Gesten, als um Kleinigkeiten im Alltag: So findet man in Privathaushalten oft Toiletten, in denen das Spülwasser erst durch einen kleinen Wasserhahn läuft, so dass man sich damit die Hände waschen kann, bevor es seiner eigentlich Verwendung zugeführt wird. Auffällig ist auch: In den Straßen Japans, selbst in den viel frequentierten Nightlife-Vierteln Tokyos und Osakas, findet man praktisch keinen Müll, und das obwohl öffentliche Mülleimer eher rar gesät sind. Der Grund ist einfach: Seinen eigenen Abfall nimmt man selbstverständlich mit nachhause, wo er säuberlich getrennt wird (wer denkt, die Deutschen seien passionierte Mülltrenner, war noch nicht in Japan!) und, so weit wie möglich, dem Recycling zukommt. Eine wichtige Rolle spielt hier sicher auch die Religion: Nach shintoistischem Glauben ist die Umwelt belebt, die zahllosen Götter können nicht nur im Schrein leben, sondern auch in einem Baum, Stein oder anderswo in der Natur verweilen. Sie zuzumüllen wäre geradezu frevelhaft. Jenseits dieser kulturellen Grundlagen gibt es für Reisende aber auch konkrete Tipps:

 

Einheimisch essen

Die traditionelle japanische Küche ist seit jeher stark von der Saisonalität und Regionalität der Zutaten geprägt – und das lange bevor diese Begriffe im Rampenlicht standen. Restaurants legen oft mehrmals im Jahr unterschiedliche Speisekarten auf, je nachdem, welche Agrarprodukte gerade erntefrisch sind. Hin und wieder findet man im Supermarkt nicht nur eine kurze Angabe, woher der Reis stammt, sondern auch ein kleines Profil der Bauern, die ihn angebaut haben. Auch Bio ist mittlerweile kein Fremdwort mehr. Wer vegetarisch isst, findet im buddhistisch geprägten Japan problemlos eine gute Auswahl an Speisen. Und wer sich gegen die Flut der Plastikflaschen stemmen will, hat es in Japan ebenfalls einfach: Natürlich ist das Wasser aus dem Hahn von bester Qualität und sorglos zu genießen. Warum also nicht mal die Flasche im Hotel oder an einem Trinkbrunnen auffüllen?

Second-Hand-Souvenirs kaufen

In einer Kultur, in der Geschenke eine große Rolle spielen, wird auch allerhand verschenkt, das den Adressaten nicht unbedingt gefällt. Viele Japaner verkaufen diese Präsente wieder in den so genannten „Recycling Shops“ wie den „Hard-Off“-Läden. Für Touristen sind diese Geschäfte eine wunderbare Fundgrube, denn von Keramik bis Lackwaren gibt es viele typische Waren zu einem Bruchteil des Originalpreises – und manchmal sogar noch original-geschenkverpackt. Die genauen Locations findet man hier https://www.hardoff.info. Weiter Second-Hand-Ketten sind 2nd Street (https://www.2ndstreet.jp/shop) und Treasure Factory (https://www.treasure-f.com/shop/). Beide Webseiten sind auf Japanisch gehalten, verraten aber auch Sprachunkundigen die Location der verschiedenen Filialen.

Mit den Öffentlichen fahren

Auch wenn viele Japaner ein Auto besitzen: Zur Arbeit fahren die meisten mit dem Zug oder anderen öffentlichen Verkehrsmitteln – es ist einfach praktischer, schneller und auch günstiger. Auch Reisende profitieren von dieser exzellenten Infrastruktur, zumal Touristenpässe wie der Japan Rail Pass https://japanrailpass.net/de/ oder regionale Varianten davon noch einmal erhebliche Vergünstigungen bringen. Vor der Buchung eines Inlandsflugs lohnt es sich daher unbedingt, die Zugverbindung zu überprüfen!

Ausgesucht übernachten
Zimmer im Ryokan ©Detlef-Duering

Dank der guten Infrastruktur muss man in Japan nicht zwingend jeden Tag von Hotel zu Hotel ziehen. Der Großraum Kyoto – Osaka – Nara – Kobe beispielsweise lässt sich wunderbar auch mit Tagestouren erkunden, genauso wie der Großraum Tokyo – Yokohama. Wer seltener die Unterkunft wechselt, verursacht weitaus geringere Reinigungsaufwand – und taucht automatischer auch tiefer in die lokale Welt ein. Bei der Wahl des Hotels muss es zudem nicht immer eine Mega-Anlage sein – in Japan gibt es eine Vielzahl kleiner, familiengeführter Betriebe, seien es hochpreisige Ryokan, die mit persönlichem Service betören, oder kleine Minshuku, das japanische Pendant zu unseren Bed&Breakfast. Oder wie wäre es mit einem Öko-Hotel, wie dem Iriomote Hotel (https://iriomotehotel.com) auf der gleichnamigen subtropischen Insel im Iriomote-Ishigaki National Park? Oder dem Good Nature Hotel in Kyoto, das als erstes weltweit als umwelt- und gesundheitsbewusstes Gebäude zertifiziert wurde? Zudem gibt es auch in Japan bewusst nachhaltig gestaltete Tourismusprojekte. Immerhin zwölf davon schafften es 2021 auf die „Top 100“-Liste der NGO Green Destinations (https://greendestinations.org/programs-and-services/top-100-destinations/#top-100-list). Darunter findet man beispielsweise Aso-Stadt auf Kyushu, die Insel Amami-Oshima, die Reisterrassen von Shodoshima und das Wintersport Resort Niseko, um nur einige zu nennen. Weitere Infos dazu gibt es unter https://www.japan.travel/de/de/news/nachhaltiger-tourismus-in-japan/ und in der englischsprachigen Broschüre „EXPLORE DEEPER Sustainable Travel Experiences in JAPAN“ unter https://partners-pamph.jnto.go.jp/simg/pamph/1683.pdf

Angesichts dieser Möglichkeiten bleibt nur noch der „Elefant im Raum“: Wie steht es um den Flug? Keine Frage, auch nach Japan fliegt man, wie zu allen Fernreisedestinationen, per Flugzeug und verursacht damit Emissionen. Japans große Fluggesellschaften All Nippon Airlines (ANA) und Japan Airlines setzen sich allerdings aktiv für Nachhaltigkeit ein, nutzen zunehmend Sustainable Aviation Fuel (nachhaltigen Flugtreibstoff) und modernste Technologien, um den Verbrauch zu senken (weitere Infos unter https://www.ana.co.jp/de/de/offers-and-announcements/ana-future-promise/ und https://www.jal.com/en/sustainability/environment/climate-action/saf/).