Von Brixen geht es den Berg hinauf nach Lüsen und dort ganz hinten am Talschluss liegt idyllisch in abgeschiedener Lage auf 1.100 Metern das Vier-Sterne-Superior Naturhotel Lüsnerhof. Schon auf dem ersten Blick erkenne ich, dass dieses Hotel, umgeben von unberührter Natur, ideale Bedingungen für eine Auszeit im Einklang mit der Natur bietet.
Meine Wahl für den Lüsnerhof hatte aber noch einen ganz anderen Grund. So hatte ich gelesen, dass der Lüsnerhof nicht nur einen außergewöhnlichen Wellnessbereich hat und auch u.a. Yoga und Qi Gong im kostenlosen Wochenprogramm anbietet, sondern auch einmal die Woche für Interessierte ein wirkliches Schamanisches Schwitzhüttenritual in Begleitung einer Schamanin durchführt.
Ein Schwitzhüttenritual gilt nicht nur als älteste Form der Sauna und dient nicht nur der Reinigung des Körpers, sondern auch der Seele. Ich habe noch nie gehört, dass dieses so in einem Hotel angeboten wird und das hat mich neugierig gemacht.
Der Hotelbesitzer Franz Hinteregger, der selbst u.a. eine Qi-Gong-Ausbildung hat, möchte seinen Gästen nicht nur das normale Wellness- und SPA-Programm bieten, sondern eben auch Wellness für die Seele.
Wobei schon das sonstige Wellnessangebot mit dem längsten Saunapfad der Alpen mehr als außergewöhnlich ist.
Wellness für den Körper
Neun verschiedene Saunen, ein Indoor- und Outdoorpool, verschiedene Whirlpools laden zum Saunieren und Entspannen ein. Von den Saunen im und direkt am Haupthaus führt die Waldbad-Promenade durch den weitläufigen Kräutergarten zu weiteren abwechslungsreichen Sauna- und Wasserwelten, zwei Badehäusern, der Infrarotsauna in einer Gondel, einem Sole-Schwebebad, der Bachsauna mit einem Wasserfall zur Abkühlung, bis hin zur der einzigartigen Schwitzhöhle am Waldrand, welche allerdings nur dem Schwitzhütten- und anderen besonderen Aufgussritualen vorbehalten ist.
Die Schwitzhöhle wurde in den Boden hinein gebaut mit heimischen Zirbenstämmen und Dolomitenfelsen verkleidet und abgestützt. Wenn man sie durch den schmalen Ausgang verlässt, bietet sich ein herrlicher Ausblick auf die Bergwelt der Dolomiten und das Lüsnertal.
Wellness für die Seele – Schamanisches Schwitzhüttenritual
Jeden Donnertag kommen hier interessierte Hotelgäste in Bademantel und -schlappen die Waldbad-Promenade hoch. Vor der Schwitzhöhle an einem prasselnden Feuer wartet Christina, eine Südtiroler Schamanin, die die Kunst des Schwitzhüttenrituals von einem Dakota-Indianer und einem peruanischen Schamanen gelernt hat.
Bevor es in die Höhle geht, gibt sie eine kurze Einführung über den Sinn, Bedeutung und Ablauf des Schwitzhüttenrituals nach uralter indianischer Tradition. Der Hinweis, dass man gemeinsam zwei bis drei Stunden in der Höhle bleiben wird, ohne diese zwischendurch zu verlassen und das noch im Dunklen, lässt den einen oder anderen Interessierten umkehren.
Doch wer es wagt, sich darauf einzulassen, wird wahrlich belohnt.
Dann betreten wir die Höhle, begeben uns quasi in die Geborgenheit der Mutter Erde, bevor Christina die Steine, die in dem Feuer vor der Höhle erhitzt wurden, in die Höhle trägt, um diese zu erhitzen. Dann wird die Tür geschlossen und fast absolute Dunkelheit umfängt uns. Nur ein wenig Dämmerlicht dringt durch eine kleine Öffnung hinein. Schon bald fangen wir an zu schwitzen. Christina legt Kräuter, wie Süßgras, Beifuß u.a., auf die Steine, deren Duft entspannend und reinigend wirkt. Die Gerüche, die Dunkelheit und auch die Stille, manchmal unterbrochen durch die Klänge der Schamanentrommel und Indianergesänge von Christina, lassen Gedanken und Gefühle hochkommen, die eigentlich vorher gar nicht so präsent waren – Ideal auch um in sich selber hineinzuhorchen. So kommen bei dem gemeinsamen stundenlangen Schwitzen bei jedem von uns, Prozesse in Gang, die helfen zu reflektieren, zu verarbeiten und neue Denkansätze zu bekommen. Und wer mag, kann seine Gedanken mit den anderen teilen. Im Inneren dieser Schwitzhöhle, die für den Schutz der Mutter Erde steht, werden wir quasi auch durch die Begleitung der vier Elemente emotional gereinigt, bevor wir quasi wiedergeboren werden, als wir die Höhle nach Stunden durch den schmalen Ausgang, quasi wie ein Geburtskanal, verlassen. Und keiner von uns hatte zwischendurch das Bedürfnis gehabt, vor dem Ende des Rituals rausgehen zu wollen, auch nicht als vier- bis fünfmal zwischendurch neue heiße Steine und frisches Trinkwasser für jeden hineingereicht wird. Die einen gehen im Anschluss direkt stumm und nachdenklich zurück aufs Zimmer, andere haben noch etwas Redebedarf und setzen sich noch etwas mit Christina ans langsam kalt werdende Feuer vor der Schwitzhütte. Selten habe ich so tief und fest geschlafen wie in der darauffolgenden Nacht.
Für mich war das Schwitzhüttenritual ein Erlebnis, das ich nicht missen, und auf jeden Fall wiederholen möchte. Es ist übrigens für Gäste kostenlos und findet ganzjährig einmal in der Woche donnerstags statt.
Einfach alles Superior
Selbstverständlich ist im Lüsnerhof auch alles andere hervorragend. Die Zimmer sind sehr gemütlich und komfortabel mit heimischen Hölzern und Jahrmillionen altem Dolomitgestein gestaltet. Nachhaltigkeit und Natur ist im Lüsnerhof ein durchgängiges ernstgenommenes Thema.
Auch die Küche zeichnet sich durch die Verwendung einheimischer, meist auch biologischer, Produkte aus Südtirol aus. Obst und Gemüse kommen von umliegenden Bauern, das Wild vom Lüsner Jäger und Käse, Milchprodukte, Eier und Butter von umliegenden Almen und Bauern. Einige Zutaten wie Kräuter und Wurzeln kommen sogar aus dem hauseigenen Gemüse- und Kräutergarten.
Auch die Lage des Hotels im Talschluss, umgeben von unberührter Natur und einem ausgedehnten Wandergebiet direkt vor der Haustür, ist ideal. Täglich geführte Wanderungen führen zu abgeschiedenen Geheimplätzen der Dolomiten.
Und auch gut erzogene Hunde sind hier willkommene Gäste, auch wenn sie nicht mit ins Restaurant dürfen und auch nur in einigen Zimmerkategorien.
Das freundliche und professionelle Personal ist das Tüpfelchen auf dem i. Mit dem Naturhotel Lüsnerhof hat die Gastgeberfamilie Hinteregger wirklich ein Kleinod erschaffen, in dem man sich einfach nur wohlfühlen und die Seele bei Wellness und Wandern baumeln lassen kann, ein wirklicher Kraftort zum Runterkommen und Wiederaufladen.
Weitere Informationen unter www.luesnerhof.it Autor: Detlef Düring