Mit einer Fläche von mehr als einer Million Quadratkilometern liegt Ägypten, eingeschlossen von Libyen, dem Sudan, Israel und dem Gazastreifen an der Küste des Mittelmeeres. Diese Lage beeinflusst natürlich auch die Bevölkerung und deren friedlichen Zusammenlebens in der Hauptstadt Kairo. Sie ist nicht nur ein Schmelztiegel der unterschiedlichsten Kulturen, sondern es treffen auch Geschichte und Neuzeit aufeinander. Moscheen und Kirchen islamischer oder koptischer Tradition, Museen und viele sehenswerte historische Gebäude und Plätze, die die jahrtausendealte Geschichte der Stadt widerspiegeln, wechseln sich mit modernen Bauwerken ab. Kairo ist das politische, wirtschaftliche und kulturelle Zentrum Ägyptens und der arabischen Welt. In der Region sollen an die 24 Millionen Menschen leben, vielleicht sind es mehr oder aber auch weniger, keiner weiß es genau. Sehr auffällig sind die vielen leeren und unvollständigen Wohnhäuser in der ganzen Region. Und auch die Grenzen zwischen Kairo und den zu der Region gehörenden Städte wie Gizeh sind kaum mehr zu erkennen. Die Stadt hat sich bis zu den Pyramiden herangeschoben, aber davon später mehr. Auch nicht allzuweit (cirka 1 Std.) entfernt und auch ein Ausflug wert, wenn man die Zeit hat, ist der sehenswerte Suez-Kanal.
Die wohl markanteste Sehenswürdigkeit Kairos ist die Zitadelle. Von der auf einer Anhöhe gelegenen Festung bieten sich herrliche Blicke auf das Zentrum, insbesondere auf die islamische Altstadt mit den bekannten Gotteshäusern Sultan-Hassan-Moschee und Ibn-Tulun-Moschee. Die Zitadelle ist auch als Saladin bekannt, was auf den Herrscher Salah al-Din zurückzuführen ist, der 1176 die Befestigungsanlage zum Schutz vor Angriffen durch Kreuzritter errichten ließ.
Nicht zu versäumen ist die Ibn-Tulun-Moschee, das älteste und wohl auch größte islamische Gotteshaus Kairos. Sie wurde 876-879 n. Chr. im mesopotamischen Baustil nach dem Vorbild der Moschee in Samarra (im heutigen Irak) errichtet. Mit imposanten Mauern, herrlich dekorierten Bögen und einer Vielzahl an Zinnen erinnert die Moschee aber mehr an eine Festung als an einen Sakralbau. Selbstverständlich sollte man bei einer Besichtigung entsprechend gekleidet sein und auch am Eingang, wie jeder andere die Schuhe ausziehen. Sollte man als Frau doch aufgrund der warmen Temperaturen etwas lockerer gekleidet sein, bekommt man aber am Eingang gegen ein kleines Bakschisch ein entsprechendes Tuch oder Gewand geliehen, was über der eigenen Kleidung zu tragen ist. Aber auch für die Herren ist eine lange Hose selbstverständlich.
Nach einem Rundgang durch die Moschee ist auf jeden Fall auch die Besteigung des spiralförmigen Minaretts empfehlenswert. Von dort hat man eine schöne Aussicht auf die islamische Altstadt mit ihrem orientalischen Flair.
Nicht weit von der Ibn-Tulun-Moschee verläuft die Straße „Sharia Saliba“, an der entlang viele weitere Moscheen liegen. Sie mündet im Midan Salah ed-Din, einem großen Platz von dem wir die Zitadelle und die Sultan-Hassan-Moschee sehen können. Fast zwei Kilometer laufen wir an prachtvollen Palästen weiter bis zum Bab Zuwayla, einem großen Tor. Dort schließt sich die Marktstraße Sharia el Muiss Lidin Allah an. Wir landen mitten im Gewirr eines arabischen Marktes. Hier kaufen die Ägypter alles, was sie zum täglichen Leben benötigen. Man findet Obst, Gemüse, Haushaltswaren, Fisch und Fleisch direkt nebeneinander. Die Menschen hier sind deutlich weniger penibel als wir: das rohes Fleisch von Fliegen umkreist mitten in der Sonne hängt schreckt keinen Kunden ab.
Durch das Gewirr der kleinen Gassen und Plätze dieses sehr ursprünglichen Marktes, auf dem auch keine Touristen anzutreffen sind, laufen wir weiter zu den wiederrum sehr touristischen Bereichen des Khan el-Khalili, dem größten orientalischen Basar des Nahen Ostens
Seit mehr als 600 Jahren besteht der Bazar Khan el-Khalili, der nicht nur der größte Ägyptens, sondern des gesamten Nahen Ostens ist. Der Markt begeistert mit seinen labyrinthartig angelegten Gassen und Plätzen sowie mit seiner einmaligen Atmosphäre. Angeboten werden traditionelle Güter sowie Gewürze, Handwerkskunst und natürlich Souvenirs.
Das historische Zentrum verzaubert einfach jeden mit seinen verwinkelten Gassen, dem großen Bazar und seinen Sehenswürdigkeiten. Finden wir in der islamischen Altstadt Moscheen an fast jeder Ecke, so sind in der koptischen Altstadt viele koptische Kirchen, aber auch Synagogen zu finden. Ja, es gibt hier ein friedliches Miteinander der Religionen.
Das Koptenviertel, eines der ältesten Stadtteile Kairos, ist das das Bindeglied zwischen den pharaonischen und islamischen Zivilisationen. Es wurde auf den Überresten der römischen Festungsanlage Babylon aus dem 6. Jahrhundert vor Christus errichtet. Angeblich sollen Joseph und Maria hier auf ihrer Flucht nach Ägypten Rast gemacht haben.
Wir besichtigen einige der stimmungsvollen Kirchen, unter anderem die St.-Georg- und die El-Muallaka-Kirche, die als schönste Kirche Kairos bekannt ist. Auch die älteste Synagoge Ägyptens, die inzwischen prachtvoll renoviert wurde, ist hier zu finden. In ihr soll, der jüdischen Überlieferungen nach, der Prophet Jeremia gepredigt haben und die Kopten halten die Stelle für den Ort, an dem Moses als Kind in einem Korb gefunden wurde.
Bekanntestes Bauwerk im Koptischen Viertel ist die Hängende Kirche Kanisa Mu’allaqa. Das bereits im 4. Jahrhundert erbaute Gotteshaus macht aufgrund seiner Lage oberhalb des Portals eines römischen Forts den Eindruck als hänge es, daher auch der Name.
Kairo bietet so viele Sehenswürdigkeiten und Museen, dass ein auch ein mehrtägiger Besuch nicht dazu ausreicht, sich alle anschauen zu können. Eines der interessantesten Museen ist sicherlich das Ägyptischen Museum, was schon fast ein Muss für jeden Kairobesuch ist. Vor allen Dingen der Mumiensaal, wo Herrscher und Königinnen des alten Ägyptens in ihren neuen gläsernen und klimatisierten Gräbern ruhen. Ehrfurcht ergreift hier sicherlich jeden Besucher.
Auf der Fahrt durch Kairo nach Gizeh kommt man auch an einigen heutigen Friedhöfen der Stadt vorbei, sogenannten Totenstädten. Für die Verstorbenen werden in Ägypten, ganz nach altägyptischer Tradition, eigene Häuser errichtet. Und viele arme Stadtbewohner leben heute sogar auf den Friedhöfen, was für uns recht ungewohnt anmutet.
Kairo ist so gewachsen, dass man Gizeh, immerhin etwa 15 Kilometer vom Stadtzentrum Kairos entfernt, schon gar nicht mehr als eigene Stadt, sondern eher als einen Stadtteil Kairos wahrnimmt. Die Stadt reicht inzwischen fast bis an die Pyramiden heran, immerhin das letzte noch existierende Weltwunder der Antike. Ein einmaliges Gefühl der Ehrfurcht überkommt uns.
Von etwa 2.620 bis 2.500 vor Christus, also vor mehr als 4.500 Jahren, wurden die imposanten Grabanlagen von Tausenden von Arbeitern errichtet. Dies geschah unter schwersten Bedingungen, denn nach heutigem Wissensstand wurden keinerlei Transportmittel mit Rädern für das Herbeischaffen der riesigen Steinblöcke verwendet. Allerdings gibt es Theorien, die genialen Bauherren hätten Rampen, Aufzüge oder sogar Kräne verwendet. So soll die Bauzeit zwar um die 20 Jahre betragen haben, aber es wurde jeweils im Jahr nur 3 Monate wirklich gebaut. Grund war das zum Transport der über 25 Millionen Steinblöcke das Land überflutet sein musste, um diese über das Wasser so nah wie möglich transportieren zu können.
Die Pyramiden dienten als Grabmäler für die Pharaonen und ihre Familien, und wurden mit äußerst wertvollen Grabbeigaben ausgestattet. Leider fielen viele dieser Schätze wie auch der Großteil der äußeren Verkleidung gierigen Grabräubern zum Opfer.
Die älteste und größte Pyramide ist jene des Pharaos Cheops. Ursprünglich 146,60 Meter hoch, beträgt die heutige Höhe des Bauwerks nur mehr etwas mehr als 137 Meter. Sie setzt sich aus 2,3 Millionen Steinblöcken zusammen. Ein einzelner Block wiegt durchschnittlich 2,5 Tonnen (einige auch bis zu 15 Tonnen). Die Erbauer dieses Weltwunders bewältigten vor mehr als 4.500 Jahren Probleme wie die Nivellierung des Bodens zu einer absolut waagerechten Ebene, die exakte Ausrichtung nach Norden, Abweichungen in der Waagerechten von nur wenigen Zentimetern und schließlich die Tatsache, dass sich die Kanten tatsächlich gemeinsam in der Pyramidenspitze treffen – eine Abweichung dieser Linien um nur 2 Grad hätte sonst ein Auseinanderklaffen um 15 Meter in der Spitze bewirkt.
Wir haben Glück und bekommen Tickets für das Innere der Cheops-Pyramide Wir klettern in das Innere der Cheops-Pyramide. Nur 200 Besucher pro Tag werden in die Cheops-Pyramide gelassen.
So haben wir also die einmalige Gelegenheit ins Innere der größten und wohl bekanntesten Pyramide der Welt zu klettern, oder besser gesagt gebückt zu kriechen. Der Weg durch den engen und aufgeheizten Gang ist nämlich alles andere als unbeschwerlich und Menschen mit Platzangst nicht unbedingt zu empfehlen.
Am heutigen Eingang der Pyramide – ein ehemaliger Grabräubereingang – müssen leider Fotokameras abgeben werden, denn auch hier ist das Fotografieren mal wieder verboten.
Gebückt geht es im Inneren zu der 47 Meter langen und 8,5 Meter hohe Große Halle, die schräg ansteigend bis zu einem weiteren engen Gang führt, durch den wir die Grabkammer betreten. Dort sind die Überreste des Sarkophags zu sehen. Zwei weitere Kammern, die Königinnen- und die unterirdische Felskammer, sind ganz leer.
Manchen Pyramidenbesucher beeindruckt die sakrale Atmosphäre dieser Grabkammer so, dass sie mit geschlossenen Augen im Zentrum der Pyramide versuchen zu meditieren, was den Wächtern aber nicht so gefällt. So scheucht er ein Pärchen, dass versucht hier meditativ Kontakt zum alten Ägypten aufzunehmen, erbarmungslos weiter.
Wieder an der Luft, geht es den Berg hinauf zu drei kleineren Pyramiden der Königinnen an, die östlich von der Cheops-Pyramide stehen und in denen die Ehefrauen und die Mutter des Pharaos begraben liegen.
Anschließend geht es zur Chephren-Pyramide, die zwar etwas kleiner ist, aber aufgrund ihrer erhöhten Lage größer als die Cheops-Pyramide wirkt. Die Chephren-Pyramide ist aber unverkennbar, denn als einzige der drei großen Pyramiden ist an der Spitze noch ein Teil der Außenverkleidung aus weißem Kalkstein erhalten. Im Gegensatz zur Cheops-Pyramide ist das Innere nicht spektakulär, nur die Grabkammer mit dem leeren Sarkophag aus Graphit und eine Nebenkammer wurden gefunden.
Nicht einmal halb so groß wie die beiden anderen Bauwerke ist die Mykerinos-Pyramide. Der obere Teil der äußeren Verkleidung der Grabanlage bestand wie bei den anderen Bauwerken aus Kalkstein, die unteren Lagen wurden aber mit Rosengranit eingefasst.
Als „vierte Pyramide“ gilt das 17 Meter hohe Grab der Königin Chentkaus I. Aufgrund seines Aufbaues, der jener einer zweistufigen Stufenpyramide ähnelt, wurde das 1932 erforschte Grab ursprünglich für eine nicht vollendete Pyramide gehalten.
Ein mehr als 400 Meter langer, mit Granit verkleideter Prozessionsweg führt zum Taltempel, welcher für die Bestattungsfeierlichkeiten genutzt wurde.
Durchschreitet man diesen Tempel, steht man direkt neben dem Sphinx. Er ist 20 Meter hoch und circa 75 Meter lang, halb Löwe, halb König. Daher unzweifelhaft männlich, und nicht weiblich, wie oft fälschlicherweise angenommen. Sein rätselhafter Blick in die zeitlose Ferne hat in weltberühmt gemacht und schon viele Generationen seit 4.700 Jahren beeindruckt.
Das imposante Bauwerk war viele Jahrhunderte fast gänzlich mit Sand bedeckt, was zum guten heutigen Zustand wesentlich beitrug. Die Bedeutung des liegenden Löwen mit dem Menschenkopf ist ebenso wenig geklärt wie die Frage des Erschaffers.
Hier mit Blick auf den Sphinx und im Hintergrund die Cheops-Pyramide möchte man gerne länger verweilen und die Atmosphäre genießen, doch leider wird man immer wieder durch nervtötende Souvenirverkäufer und Bakschischjäger dabei gestört.
Auch warten viele Kameltreiber rund um die Pyramiden auf Touristen, die gerne einmal einen Ritt auf einem sogenannten schwankenden Wüstenschiff ausprobieren möchten, und wenn es auch nur für ein Foto sein sollte. Ein Kamelritt kostet so um die 100 Pfund, wenn gut und fair gehandelt wird. Zu Anfang des Handelns wird aber oft das Vierfache dessen gefordert, also das Feilschen und Handeln nicht vergessen.
Bei all den vielen Eindrücken, der Hektik und auch der Lautstärke, die diese Stadt bietet, ist es auch wichtig, zwischendurch zur Ruhe kommen zu können. Daher haben wir uns für das 5-Sterne-Hotel Royal Maxim Palace Kempinski Cairo entschieden, welches nahe dem Zentrum und auch des internationalen Flughafens von Kairo liegt. Mit dem Betreten des palastähnlichen 2015 neu erbauten Hotels verlässt man die Hektik Kairos und kommt in eine Oase der Ruhe, die einen dort empfängt. Die Ruhe dort, selbst im großzügigen Innenhof wo sich neben einer Bar auch eine weitläufige ganzjährig geöffnete Außenpoolanlage befindet, lässt wirklich nicht vermuten, dass man sich inmitten einer ansonsten recht hektischen Millionenmetropole befindet.
Text: © Detlef Duering, Bilder: © Andrea Duering