Explore HANSA – Visby auf Gotland

Ich kam am Abend auf dem kleinen Flughafen an und fuhr mit einem Taxi ins nahe Visby, dem Tor von Gotland. Visby heißt übersetzt Fischerdorf und wird heute nicht nur Stadt der Rosen, sondern auch das Manhattan des Mittelalters, erstmals vom bekannten Architekten Corbusier, genannt. Und wirklich schon bereits vor den Stadttoren dachte ich, ich wäre mit einer Zeitmaschine mitten im Mittelalter gelandet. Lauter Menschen in mittelalterlichen Gewändern um mich herum, überall Klänge mittelalterlicher Musik und eine Häuserkulisse, wie es eben zur Hansezeit ausgesehen hat. Was war

Visby HANSA ©Detlef Duering

passiert? Mein Besuch fiel genau in die jährlich im August stattfindende Mittelalterwoche (auf Schwedisch Medeltidsveckan). Menschen aus vielen Ländern kommen extra zu diesem Hanse-/Mittelalterfest, um hier das Mittelalter zu feiern, oder es auch ein wenig nachzuleben. Und wo ginge das besser, als in der bezaubernden Altstadt von Visby, die nicht umsonst auch zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt. Hier wird mit mittelalterlichem Jahrmarkt, Konzerten mittelalterlicher Musik, Ritterspielen und verschiedensten anderen Darbietungen Mittelalter gelebt. Kaum einer trägt trotz sommerlicher Temperaturen normale Kleidung. Und die Einwohnerzahl von Visby zählt zu diesem Zeitpunkt ein Vielfaches. Hier ist hanseatisches Erbe wirklich allgegenwärtig. Das gilt aber nicht nur für die Zeit der Medeltidsveckan.

Visby HANSA ©Detlef Duering

Visby ist eine Hansestadt wie sie im Buche steht, mit einem Hafen am Meer, einem von einer alten Stadtmauer umgebenen Altstadt, wo viele prächtige alte Handelshäuser und Gebäude aus dem Mittelalter erhalten sind, viele davon liebevoll restauriert. Aber auch viele Ruinen, Überreste mittelalterlicher Zeit, altes Kopfsteinpflaster in der Oberstadt, Blumen hinter Butzenscheiben und romantische Hinterhöfe machen den Reiz dieser Stadt aus.

Visby HANSA ©Detlef Duering

Die im 13. Jahrhundert zum Schutz der Stadt gebaute ca. 3,6 Kilometer langen Stadtmauer mit 29 Wachtürmen und der Visborg, heute leider nur noch Ruine, haben die Stadt erfolgreich geschützt, so dass sie heute noch so gut erhalten ist und zu den am besten und auch am vollständigsten erhaltenen Stadtbefestigungen in ganz Europa zählt.

In der Altstadt, in der auch heute noch ca. 2000 von den knapp 25.000 Einwohnern Visbys wohnen, gibt es viele interessante Bauwerke zu bewundern, wie die Domkirche Sankta Maria, die Kirche der deutschen Kaufleute. Sie prägt mit ihren riesigen Türmen das Stadtbild und ist eines ihrer Wahrzeichen. Aber auch die Kirchenruinen St. Karin und St. Nikolaus sind sehenswert. Beliebtes Fotomotiv sind die kleinen Gassen, in denen kleine Häuschen stehen, die von Rosen berankt sind und Visby zu der Bezeichnung „Stadt der Rosen“ verholfen haben.

Botanischer Garten

Rosen gibt es natürlich auch im Botanischen Garten, der zwar klein ist, aber viele Pflanzen hat, die man sonst eigentlich nur in viel wärmeren Klimazonen zu sehen bekommt. Durch die Lage der Insel in der Ostsee herrscht mildes Klima.

Visby HANSA ©Detlef Duering
Gotland Museum Visby und seine Geschichte erkunden

Ein Museum gehört natürlich auch zu so einem Ort. Alles zur ereignisreichen gotländischen Geschichte und der von Visby gibt es im Gotland Museum zu erfahren. Hier wird die Historie der Insel von den ersten Siedlern, der Wikingerzeit, der Schlacht im Jahr 1361, als Visby vom dänischen König Waldemar IV. Atterdag und dessen Armee erobert wurde, der Reformation, bis hin zum heutigen Gotland nacherzählt.

Besonders beeindruckend sind die Bildsteine der Wikinger und ein 9.000 Jahre altes, sehr gut erhaltenes Skelett. Auf jeden Fall sollte man sich für dieses Museum Zeit nehmen und am besten eine Führung mitmachen, die unterhaltsam und lehrreich gewesen ist.

Gotland – eine Sommerfrische
Visby HANSA ©Detlef Duering

Überhaupt sollte man für Visby viel Zeit einplanen, mehr als ich leider hatte, um diese einmalige Atmosphäre dieser Stadt auf sich wirken zu lassen. Und auch die vielen kleinen Cafés und Restaurants bieten viele kulinarische Köstlichkeiten, für die man sich einfach Zeit nehmen sollte.

Nicht umsonst ist Visby und Gotland ein beliebtes Ziel für die Sommerfrische bei den Schweden, liegt es doch rund 50 Kilometer östlich des schwedischen Festlandes und etwa 150 Kilometer Luftlinie südlich von Stockholm und hat ein viel milderes Klima als auf dem Festland. Aber auch viele ausländische Touristen, vor allem Deutsche, lieben und besuchen diese Insel. Und auch ich werde auf jeden Fall wiederkommen, gibt es hier doch noch so viel zu entdecken und zu unternehmen.

Gerne hätte ich Pippi Langstrumpf´s Villa Kunterbunt noch besucht, oder das Ingmar-Bergman-Museum auf der Nachbarinsel Farö. Auch zu einer Radtour durch die wunderbare Landschaft bin ich leider nicht gekommen. Gotland und Visby haben so viel zu bieten. Und gerne würde ich diese Insel auch mal im Winter erleben, wenn kaum Touristen da sind. Gotland ich komme bald wieder.

Hier geht es zu den Berichten über Explore HANSA – Eine Reise durch die Hansestädte, Viljandi in Estland, Valmiera, Cesis und Koknese in Lettland

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