In weniger als fünf Stunden zu Fuß im Orient. Das ist von Garmisch-Partenkirchen aus möglich, wenn man sich auf den 10 Kilometer langen Weg zum Gipfel des Schachens begibt. Bis 3. Oktober lässt sich dort das auf über 1.800 Metern Höhe gelegene Jagdschloss von König Ludwig II. bei täglich angebotenen Führungen bestaunen. Der Aufstieg zum Schachen ist ausschließlich zu Fuß oder mit dem Fahrrad möglich. Vom Wanderparkplatz bei Schloss Elmau in Garmisch-Partenkirchen beträgt die Gehzeit dreieinhalb bis vier Stunden. Der Aufstieg lohnt sich, denn Wanderer erwartet neben einer Welt aus tausendundeiner Nacht und einem atemberaubenden Panoramablick über das Wettersteingebirge zudem die Hüttenwirtin Marianne Leitenbauer vom Schachenhaus, die die Gäste mit bayerischen Schmankerl verwöhnt.
Herrschaftliches im Wettersteingebirge
Der Schachen liegt im oberbayerischen Wettersteingebirge und birgt auf dem Gipfel ein kleines Juwel: das Jagdschloss am Schachen. Verglichen mit den anderen Bauten Ludwig II. wirkt das Domizil auf den ersten Blick schlicht und bescheiden. Doch was sich im Inneren verbirgt, kann man sich von außen nur schwer vorstellen: Goldverzierte Wände, ein Springbrunnen mitten im Raum, bunte Fenster, Pfauenfedern und mächtige Kronleuchter schmücken das Obergeschoss – den „Türkischen Saal“. König Ludwig II. hat sich seine Vision von tausendundeiner Nacht mitten in den Bayerischen Bergen verwirklichen lassen.
Vom Zeitpunkt der Fertigstellung 1872 an verbringt der Märchenkönig seinen Geburts- und Namenstag am 25. August auf dem Schachen und genießt die Natur der Nördlichen Kalkalpen. Noch heute wird dieser Tag jedes Jahr gefeiert: Damals wie heute werden am Vortag Feuer entzündet und am Geburtstag eine Messe sowie ein Fest gefeiert.
Gemütliche Einkehr – das Schachenhaus
Das Schachenhaus liegt nur wenige Meter unterhalb des Königsschlosses und dient zu König Ludwigs Zeiten seinen Angestellten als Koch- und Schlafplatz. Heute verwöhnt die Wirtin Marianne Leitenbauer Wanderer nach dem Aufstieg. Sie betreibt die Berghütte seit 12 Jahren: „Es war schon immer ein Traum von mir, in einer Hütte zu arbeiten.“ Und mit dem Schachenhaus hat sie einen wahren Glücksgriff gemacht: „Wo haben Sie so etwas schon: einen Arbeitsplatz, an dem Sie mit vielen verschiedenen Leuten reden können, wunderbare Sonnenaufgänge erleben und prächtige Blumen sehen?“, schwärmt die gelernte Einzelhandelskauffrau.
Umgeben von einer urigen Einrichtung mit viel Holz erleben Gäste bayerische Gemütlichkeit und genießen Spezialitäten wie die selbstgemachten Brat- und Käsewürste, Fleisch von eigenem Ochsen bis hin zu Lamm und Kasspatzen.
Wer die malerische Umgebung des Naturschutzgebiets Schachen noch etwas länger genießen möchte, macht es sich in einem der Schlafzimmer oder im Übernachtungslager des Schachenhauses gemütlich.
Exotische Pflanzenvielfalt im Wettersteingebirge
Direkt neben dem Königshaus von Ludwig II. erwartet die Besucher des Schachens ein weiteres Highlight: der botanische Alpengarten, welcher als Außenstation des Botanischen Garten Münchens 1901 eröffnet wurde. Auf Grund seiner Lage auf 1.860 Metern Höhe wachsen hier über 1.000 Pflanzenarten aus den verschiedensten Hochgebirgen, von den heimischen Alpen bis zum fernen Himalaya. Zwei Hektar beeindruckende Flora erwarten den Gast – „vor allem Mitte Juli, wenn alles blüht“, schwärmt Marianne Leitenbauer und gibt noch weitere Tipps für die Region: „Sind Sie königstreu, besuchen Sie das Schloss Linderhof. Interessant ist auch das Skistadion mit der Schanze. Besteigen Sie den Wank, den Esterberg oder schauen Sie sich die Alpspitze an – wir haben viele Bergwirtschaften, zu denen Sie wandern können. Und Garmisch-Partenkirchen hat eine wunderschöne Altstadt mit alten Häusern.“