Ein essbarer Wildpflanzenpark, mehr als ein Kräutergarten

Essbarer-Wildpflanzenpark ©Hollerhöfe Andre-Wirsing

Gerade hat die alljährliche Bundesgartenschau begonnen, die dieses Jahr in Heilbronn stattfindet. Viele exotische und auch heimische Pflanzen sind dort zu bestaunen. Sie sind so gepflanzt, dass sie für die Augen der Betrachter eine Freude sein sollen. Hier wird eine „gezähmte Natur, oft sehr formal gestaltet, alles in Reihe, oft beschnitten und gezüchtet,“ präsentiert, wie der Biologe Markus Strauß von der Hochschule Nürtingen-Geislingen sagt. Stattdessen plädiert Strauß für „kontrollierte Verwilderung“.

Ganz anders die essbaren Wildpflanzenpark Deutschlands (EWILPA), wo alles, was dort gepflanzt wurde und wird, kontrolliert verwildern und essbar sein soll, damit Menschen es nicht nur bestaunen, sondern auch nutzen können.

Ziemlich genau in der Mitte Europas zwischen Bayern, Sachsen und Tschechien, in dem idyllischen Oberpfälzer Dorf Waldeck ist auf Betreiben von Strauß und Elisabeth Zintl, Inhaberin der Hollerhöfe, einer der ersten Wildpflanzenpark Deutschlands (EWILPA) entstanden. Eine tolle essbare Möglichkeit, die Pflanzenwelt und Bio-Modellregion der Oberpfalz in ihrer ganzen Vielfalt kennenzulernen.

Wildpflanzen am Waldecker Schlossberg ©Detlef Düring

Wobei der Wildpflanzenpark keinesfalls mit einem Kräutergarten zu verwechseln, und auch eigentlich kein Park ist, sondern ein Erlebniswanderweg, der durch die Umgebung des historischen Dorfes Waldeck führt, durch Wälder, Flussauen, Feuchtwiesen und auch um den Schlossberg mit der Burgruine. Hier sind in der natürlichen Landschaft und der bereits vorhandenen Vegetation, verschiedenste essbare Wildpflanzen, Stauden, Sträucher und Bäume zusätzlich angepflanzt und dann der kontrollierten Verwilderung überlassen worden.

Auf diese Weise ist für Besucher, aber auch für Insekten und Vögel eine attraktive und nahrhafte Landschaft entstanden

Wild- und Heikräuterkundige Anja Putzer vor Infotafel ©Detlef Düring

Fünf Kilometer schlängelt er sich über Wege und Pfade, teils durch Wiesen hindurch durch eine wunderschöne Naturlandschaft mit auch herrlichen Aussichten. Er besteht aus insgesamt 13 „wilden“ Stationen und macht den Besuchern über fünf Kilometer lang Appetit auf klassische wie fast vergessene Kräuter und Feldfrüchte. Natur für die Sinne zum Kennenlernen, Anfassen, Begreifen, Riechen und Genießen. Jeder kann hier Kräuter probieren und für die heimische Küche sammeln.

Zu jeder Jahreszeit blühen unterschiedliche Pflanzen oder tragen Früchte. So haben im Frühjahr von März bis Juni viele würzige Kräuter und schmackhafte Wildgemüse Hochsaison. Im Juni und Juli sind die Konzentration an Duftstoffen und ätherischen Ölen besonders hoch – es ist die Zeit der duftenden Blüten und Kräuter zur Herstellung von Tees, Sirup und Limonaden. Im Sommer bieten besonders die ein und zweijährigen Pflanzen wie Melde, Gänsedistel, Malve, Nachtkerze und Franzosenkraut reichlich Nahrung. Im Spätsommer und Herbst gibt es dann Wildfrüchte wie Hagebutten, Kornelkirschen und Ebereschen, Nüsse aller Art. Und auch die Kräuter erleben nach der sommerlichen Hitze und Trockenheit nun ihre zweite Saison. In den Wintermonaten gibt es nur noch wenige, immergrüne Stauden, die sich im frischen Grün zeigen.

Wild- und Heikräuterkundige Anja Putzer beim Kräutersammeln ©Detlef Düring

Schautafeln stellen für die nicht so pflanzenkundigen Wanderer die charakteristischen Wildpflanzen der jeweilen wilden Bereiche vor.

Dank vieler Spenden und auch der Arbeit vieler Ehrenamtlicher ist alles kostenlos auch das Sammeln der Pflanzen in normalen Mengen. Ein wenig kosten nur die angebotenen Gruppen- oder Privatführungen der Naturerlebnis-Akademie für diejenigen, die mehr erfahren und auch genießen wollen, denn nicht nur das vermittelte Wissen ist ein Vielfaches wert, sondern zum Schluss der Führungen werden dann auch die gesammelten Kräuter in den nahen Hollerhöfen gemeinsam zu etwas Nahrhaftem verarbeitet und verkostet. Die Hollerhöfe sind übrigens auch nach einer Heil- und Genusspflanze benannt, dem Holler oder auch Holunder genannt. Dieser ist rund um die Hollerhöfe zu finden und wird auch dort vielfach verarbeitet.

Autor: Detlef Düring

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