Die Nase voller Kräuterduft

Insel Reichenau Bodenseegaerten

Die Wiege des Gartenbaus steht mitten im westlichen Bodensee, auf der Insel Reichenau. Hier pflegten die Äbte bereits im 9. Jahrhundert einen Kräutergarten. Heute laden Kräuterkundige der Region beim Grenzenlosen GartenRendezvous in ihre Oasen oder zu Kräuterwanderungen ein. 77 private Gärten und Parks sind es insgesamt, die in diesem Jahr mitmachen. Die Broschüre „Grenzenloses GartenRendezvous“ dient dabei als Kompass zu den Gärten der Region.

Ein Garten wie ein Gedicht
Der Reichenauer Abt Walahfrid Strabo legte im 9. Jahrhundert nicht nur den Klostergarten in Mittelzell an. Mit dem „Hortulus“ verfasste er auch den ersten Gartenratgeber Europas – in Gedichtform! Bei Führungen durch das rekonstruierte Strabo-Refugium wird seine Geschichte ganz lebendig. Oder man erkundet die in langen Rechtecken angelegten Beete in eigener Regie. Das Kleinod steht Besuchern offen.

Mit den Augen Kräuter pflücken…
Andorn, Beinwell, Beifuß, Echinacea: Rund hundert Heilkräuter wurzeln in der Erde der gartenbegeisterten Insulanerin Brigitte Wussow. Nur einen Steinwurf von der Reichenauer Schiffslände geht es in ihrem „Pfiffikuss-Kräutergarten“ über Holzplanken mitten durch bunte Kräuterbeete. 2020 ist der Garten zum ersten Mal beim GartenRendezvous dabei. Er ist ganzjährig geöffnet und lädt Besucher dazu ein „mit den Augen Kräuter zu pflücken“.

Hildegard von Bingen inspiriert in Schienen und Radolfzell
Eine Berühmtheit des Mittelalters war die Äbtissin Hildegard von Bingen. Als ihr Wiederentdecker gilt der österreichische Arzt Gottfried Hertzka, der in Öhningen-Schienen lebte und einen Garten pflegte. Seine Schülerin Yvette Salomon erbte den Garten, der mehrmals im Jahr für Besucher öffnet. Sein Wissen gibt sie in etlichen Kochbüchern weiter. Auch die Radolfzeller Heilpraktikerin Sabine Christ begeistert sich für die Lehre Hildegards. In ihrem großen Naturgarten hält sie Vorträge über Heilpflanzen. Auch beim Radolfzeller Kräutermarkt referiert sie. Am 16. Mai findet er wieder beim Konzertsegel direkt am Ufer statt, mit reichlich Platz und Bodensee-Blick.

Mit der Neunstärke beginnt das Kräuterjahr
Mit einer traditionellen Speise startet das Kräuterteam um Diplom-Biologin Eva Eberwein in den Frühling: Die Neunstärke, eine kräftige Suppe mit neun frischen Wildkräutern, wurde am Ende der Fastenzeit gekocht. Zunächst werden die Kräuter auf der Halbinsel Höri gesucht, dann in der früheren Küche der Familie Mia und Hermann Hesse verarbeitet. Auf ein Gesamterlebnis mit frischem Grün legt auch Claudia Rinkenburger aus Stockach Wert: Auch bei ihr geht man vorab auf Entdeckungsreise in die Natur, bevor man sich anschließend bei einem vielfältigen Kräuter-Büffet stärken darf.

Der Hegau lockt mit Duft- und Würzkräutern
Einen Steinwurf vom Vulkankegel Hohentwiel entfernt blüht der ausladende Syringa Duftgarten. Ein besonderes Highlight sind die sommerlichen Mondscheinführungen, neu im Mai ist eine Exkursion in die Blumenwiesen beim Schloss Langenstein. Regelmäßig öffnet auch Waltraud Möhrke ihren Garten in Tengen, auf heimische Wildkräuter und fast vergessene Arten hat sie sich spezialisiert. Gruppen begleitet sie auf Wildkräuter-Wanderungen, sonntags serviert sie sogar Kaffee und Kuchen in ihrem Garten-Café Auszeit.

Weitere Informationen unter www.bodenseewest.eu