Die Schutzhütten des Deutschen Alpenvereins: Einige wurden schon vor über hundert Jahren von unterschiedlichen Sektionen des Deutschen Alpenvereins gebaut. Bayern, Baden-Württemberg, Sachsen, Nordrhein-Westfalen oder Berlin gaben ihren Schutz- und Wanderhütten Namen ihrer Städte. Und so kann man auch heute noch auf die Kölner, die Dresdner oder die Berliner Hütte wandern. Die Häuser selbst aber haben sich im Laufe der Jahrzehnte stark verändert. 132 Hütten betreibt der DAV heute in Tirol. Zu Beginn der Wandersaison stellen wir fünf ganz besondere Hütten von fünf verschiedenen deutschen Alpenvereinssektionen vor. Teil 1: die Berliner Hütte im Zillertal.
Eine Hütte mit Telefonanschluss, Postamt, Schuhmacher-Werkstatt und Denkmalschutz
Dass die Berliner Hütte etwas ganz Besonderes ist, bemerkt man sofort, wenn man durch die Tür in die Eingangshalle tritt – eine Art Foyer aus Zirbenholz mit einem Kronleuchter. Auf einer Höhe von 2.042 Metern liegt der beeindruckende Bau inmitten der grandiosen Gipfelwelt der Zillertaler Alpen. Bereits 1879 wurde die Hütte erbaut und bis 1911 mehrmals erweitert. Sie gilt noch heute als eine der größten Hütten im Alpenraum. Mit der Erweiterung gehörte zur Berliner Hütte auch noch ein eigenes E-Werk. Sie verfügte bis in die 30er-Jahre über ein eigenes Postamt, hatte die erste Telefonleitung im hinteren Zillertal und eine Schuhmacherwerkstatt für die Bergsteiger. Als erste Hütte des Deutschen Alpenvereins (DAV) wurde die Berliner Hütte 1997 unter Denkmalschutz gestellt. Seither muss sie auf Grund ihrer Besonderheiten so erhalten werden, wie sie ist. Restauriert wird nach alten Plänen und so gibt es in guter Berliner Tradition rund um die Hütte immer eine Baustelle.
Eine Hütte mit Damensalon ohne Diskriminierung
Die Berliner Hütte steht auch für ein Kapitel der Geschlechtergeschichte im Deutschen Alpenverein. Viele DAV-Sektionen lehnten bis 1960 eine Vollmitgliedschaft von Frauen ab. So auch die Berliner Sektion, was die eine oder andere Berliner Alpinistin dazu bewegte, der Sektion Zillertal beizutreten, bei der es diese Diskriminierung nicht gab. Zeugnis dieser Entwicklung ist der bis heute existierende Damensalon, ein Schmuckstück der Zillertaler Handwerkskunst, das den Glanz der 20er-Jahre wiederspiegelt. Seit 2006 besteht eine Patenschaft der Sektion GOC München e.V. (Gay Outdoor Club), die sich finanziell und mit Arbeitseinsätzen an der denkmalgerechten Sanierung beteiligt.
Übernachten und Kulinarik in der Berliner Hütte
Obwohl die Berliner Hütte immer wieder mit einem Grandhotel verglichen wird, sind die Übernachtungspreise durchaus mit einfacheren Schutzhütten vergleichbar. Hüttenwirt Rupert Bürgler: „Die Hütte ist zwar sehr groß, aber es sollte doch eine Hütte bleiben. Mit nicht zu hohen Erwartungen. Sie ist denkmalgeschützt und Natur pur.“
Deshalb zahlen Alpenvereinsmitglieder 17 Euro im Matratzenlager, Nichtmitglieder dürfen für 30 Euro übernachten. Insgesamt haben 200 Gäste Platz, sie können ihre Übernachtung auch mit Halbpension buchen. Kulinarisch werden Sie von Hüttenwirt Rupert Bürgler und seinem Team mit Hausmannskost und regionalen Spezialitäten verköstigt. Seit vielen Jahren ist die Berliner Hütte Ziel von Hochtouren-Gehern, Kletterern, Tagesgästen und Weitwanderern, Ski-Bergsteigern oder Schneeschuh-Wanderern.
Berliner Höhenweg und Klettergarten
Die Berliner Hütte bildet den Start und das Ziel des Berliner Höhenweges. Dieser Weg verbindet auf einer Länge von rund 40 Kilometern die Berliner Hütte, das Furtschaglhaus, die Olpererhütte, das Friesenberghaus und die Gamshütte und immer hat man einem sensationellen Blick auf die Zillertaler Bergwelt. Rund 20 Minuten von der Berliner Hütte entfernt liegt der Klettergarten, auch bestens für Kinder geeignet ist. Das Gelände liegt in einem Gebiet mit geneigten Felsplatten, die bis zu 30 Meter langen Routen sind mit vielen Bohrhaken bestens abgesichert.
Öffnungszeiten Sommer: Mitte Juni bis Ende September 2017 geöffnet. Informationen: www.dav-berlin.de