Mit Felix Neureuther auf dem Rad unterwegs

Neureuther, Buder and me im Ybbstal ©Diana Seufert

Es ist ein kühler Morgen. Die Sonne kämpft sich nur langsam durch die Wolken. Gute Voraussetzungen für eine Radtour auf dem Ybbstalradweg. Die Route ist wunderbar ausgebaut und genau das richtige für Genussradler. Zwischen Waidhofen an der Ybbs und dem Ziel Lunz am See liegt der schönste Streckenabschnitt. „Der See is schee“, sagt der erfolgreiche Wintersportler Felix Neureuther und schwingt sich aufs Rad. Er ist Radbotschafter und gern in der Natur.

Die Fahrrad-Destination Europas werden: Nichts Geringeres hat sich Niederösterreich auf die Fahnen geschrieben. Mit Slalom-Ass Felix Neureuther hat man sich einen sehr prominenten Markenbotschafter geholt, der auch mal einen Blick abseits der Radrouten wirft.

Ybbstalbahn ©Diana Seufert

Auf einer Strecke von 107 Kilometer von der Donaumündung bei der Stadt Ybbs, zwischen Linz und St.Pölten, geht es in Richtung Lunz am See.  Ein kleiner Geheimtipp für Radbegeisterte und vor allem für Familien ist das Herzstück ab Waidhofen. Der Radweg entstand auf der Trasse der früheren Ybbstalbahn und verbindet die lieblichen und die wilderen Seiten des Niederösterreichischen Mostviertels miteinander. Auf den saftig-grünen Wiesen liegen die Kühe im Gras. Wilder Salbei und weiße Margeriten blühen am Wegesrand. Nur wenige Felder säumen die Strecke. Dafür ist die türkisblaue Ybbs immer an der Seite der Radfahrer und geleitet sie dem Ziel entgegen.

Felix am Lunzer See Ybbstal ©Diana Seufert

Auf dem Radweg trifft Felix Neureuther seinen ehemaligen Kollegen, den Abfahrts- und Super-G-Rennfahrer Andreas Buder. „Wir haben hier gleich vier Disziplinen zusammen“, scherzt der Slalom-Spezialist aus Garmisch-Partenkirchen. Buder hat einen Radverleih in Lunz am See und ist im Sommer als Guide mit Touristen unterwegs. Die beiden treten gemütlich in die Pedale, Trainingseinheiten werden diesmal nicht absolviert. „Es geht um den Spaß am Radfahren“, sagen sie. Neureuther ist gern auf zwei Rädern unterwegs, am liebsten mit seiner Frau Miriam und den drei Kindern.  Er schwärmt vom facettenreichen Radwegenetz in Niederösterreich. „Es geht an Wiesen, Wäldern und Flüssen entlang, vorbei an Bergen und schönen Seen.“ Im Sommer kommt er zum Urlaub mit der Familie.

Ybbstalradweg ©Diana Seufert

Reizvoll ist die Strecke auf ihrer kompletten Länge. Wild-romantisch wird es am Oberlauf, wo im Tal die Ybbs hochalpine Gipfel streift und das Ofenloch, eine enge Schlucht, führt. Auch an die Pausen hat man auf dem Ybbstalradweg gedacht. Am Trinkbrunnen Seeburg in Opponitz dürfen die Radfahrer nicht nur verschnaufen, sondern sich aus der Kiste mit Getränken bedienen.

Da greift auch Felix Neureuther nach zahllosen Fotowünschen der Mitradler gerne zu, bevor es Richtung Strandbad Hollenstein weitergeht. Liebevoll wurde das nostalgische Ambiente des Bads direkt an der Ybbs bewahrt. In Göstling geht es eher hoch hinauf. Im kleinen Cafe neben dem Rathaus erfährt man, dass der Ort nicht nur erfolgreiche Weltcup-Skifahrer wie Andreas Buder hervorgebracht hat, sondern auf 1780 Metern auch die höchste Mountainbikestrecke zu bieten hat.  Die darf ein andermal getestet werden. Denn in Lunz am See wartet ein Kleinod: einer der schönsten Bergseen der Ostalpen. Neureuther hat schon recht, wenn er empfiehlt: „Immer Badesachen dabeihaben.“

Strandbad Hollenstein Ybbstal ©Diana Seufert

Mehr als ein Kleinod ist die Wildnis Dürrenstein-Lassingtal bei Lunz. Das Unesco-Weltnaturerbe beherbergt den größten noch vorhandenen Urwald im Alpenbogen, entstanden nach der Eiszeit vor rund 18.000 Jahren. Weil die Gegend am Dürrenstein nur schwer zugänglich ist, wurden rund 400 Hektar Fläche für die Waldwirtschaft nie von Menschen genutzt. Sie sind heute Schutzgebiet, ebenso wie insgesamt 7000 Hektar Wald drumherum, und für Besucher nur in Exkursionen zugänglich, wie Katharina Pfligl von der Schutzgebietsverwaltung unterstreicht. Der Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Areal zu schützen und die Prozesse der Natur zu beobachten. Gleichzeitig hat man einen Forschungsauftrag sowie einen Bildungsauftrag, die Bedeutung des Waldes für Mensch und Klima zu verdeutlichen.  „Der Urwald ist nicht wieder bringbar, ist er einmal zerstört.“

Orchidee in der Wildnis Ybbstal ©Diana Seufert

Am Wegrand neben dem Bach gedeihen Maiglöckchen und Frauenschuh. Walderdbeeren strecken ihre Blätter hervor. „Wir hinterlassen nichts und wir konsumieren nichts“, macht Katharina Pfligl deutlich, was mit dem Begriff „Keine menschliche Nutzung und Naturschutz“ gemeint ist. Einzige Ausnahme: Nistkästen zur Ansiedlung des Habichtskauzes wurden aufgehängt.

Schmied im Ybbstal ©Diana Seufert

Ein schmaler Pfad führt hinein in die Wildnis. Vom Regen ist der Boden aufgeweicht und glitschig. Trittsicherheit ist Voraussetzung bei diesem „Waldspaziergang“ durchs Gelände. Es geht im wahrsten Wortsinn über Stock und Stein, über Wurzeln und unter Baumriesen hindurch, vorbei an jungen Buchen und Fichten und über ein ausgetrocknetes Bachbett. Der Schnee der letzten Winter hat ganze Bäume entwurzelt. Sie liegen als Totholz am Berg, saugen den Regen auf und speichern ihn wie Wasserschwämme. Zudem dienen sie vielen Tieren, Insekten oder auch Pilzen, wie dem Zunderschwamm, als wichtige Nahrungsquelle.  Wer sich über die Entstehung des Schutzgebiets informieren will, sollte dem „Haus der Wildnis“ im Lunz, gegenüber der Pfarrkirche, einen Besuch abstatten.  An interaktiven Stationen wird die Bedeutung des Waldes erläutert.

Eine große Bedeutung in der Region hatte auch die Wasserkraft. Sie spielte früher auf der Eisenstraße rund um Dürrenstein, Ötscher und Kar eine wichtige Rolle: Nur so ließ sich Metall verarbeiten. In seiner Schmiede in Ybbsitz zeigt Hammerherr Sepp Eybl die Arbeit eines Schmieds. Statt Schaufeln oder Nägel für den Hausbau wird das 600 Grad heiße Metall für andere Dinge verwendet.

Schmied im Ybbstal bei der Arbeit ©Diana Seufert

Der 70-Jährige, mit Zunftweste, dicker Hose und Lederschürze, ist Kunstschmied und brennt für sein Handwerk. In seinem über 500 Jahre alten Gebäude, dem Eyblhammer, stehen mehrere Hämmer zur Metallbearbeitung, Amboss und unzählige Werkzeuge warten auf den Einsatz. Es riecht nach Kohle und kaltem Rauch. Aus einem runden Klumpen Metall, den Eybl gerade aus der Feuerstelle geholt hat, formt er am sogenannten „Schwanzhammer“ ein filigranes Blumenblatt. In seinen Kursen dürfen sich die Teilnehmer sogar ihr eigenes Damast-Messer aus 200 Lagen herstellen. Und so ganz nebenbei gibt es jede Menge Informationen über dieses körperlich unheimlich anstrengende und mittlerweile fast ausgestorbene Handwerk, das an der Eisenstraße im Mostviertel in mehreren Schmieden noch hochgehalten wird.

Infobox:

Allgemeine Infos über Niederösterreich und das Mostviertel gibt es unter www.niederoesterreich.at, www.mostviertel.at sowie über das Ybbstal unter www.ybbstaler-alpen.at

Das Herzstück des Ybbstalradwegs von Waidhofen bis Lunz am See ist 55 Kilometer lang und sehr abwechslungsreich. Ein Radtramperbus  (Linie 656) verkehrt von Mai bis Oktober am Wochenende und an Feiertagen. Fahrradverleih von Andreas und Karin Buder, www.anka.co.at, ist in Lunz am See.

Infos zur Unesco-Welterbestätte Wildnis Dürrenstein-Lassingtal unter www.wildnisgebiet.at und www.haus-der-wildnis.at

Infos zum Schmiedehandwerk beim Eyblhammer von  Sepp Eybl, Ybbsitz unter www.eyblhammer.at

Übernachten: Hotel „Schloss an der Eisenstraße“, Waidhofen an der Ybbs, www.schlossandereisenstrasse.at;

Refugium, kleines Boutiquehotel im Ortszentrum von Lunz am See, www.refugium-lunz.at

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