Das Glottertal liegt mitten im Schwarzwald und ist von Weinbergen, Wald und Streuobstwiesen umringt. Dazu ist die Lage auch noch sehr zentral: Nach Freiburg fährt man nur eine halbe Stunde, nach Basel in der Schweiz eine Stunde und in Frankreich ist man auch schon in einer knappen Stunde. Der Europa-Park Rust liegt in der Nähe Freiburgs und ist ein magischer Anziehungspunkt für Kinder.
Ohne Schwarzwälder Kirschtorte geht gar nichts
In der Hotelküche „Zum Kreuz“ im Glottertal soll eine Kirschtorte hergestellt werden, bei der man helfen kann. Der Biskuitteig ist schon gebacken und wird in drei Böden geschnitten und dann, das ist ganz wichtig, werden sie reichlich mit Kirschwasser beträufelt. „Das Wichtigste ist der Schnaps“, sagt der Hotelbesitzer Karl-Heinrich Kunz. Dann werden die Böden mit Sauerkirschen belegt und mit einer Creme aus Sahne, Zucker und Kirschwasser befüllt. Die Creme kommt auch noch mit Kirschen auf die Oberfläche. Wichtig ist außerdem, dass zum Abschluss die Torte mit Zartbitter-Schokoraspeln verziert wird. Weiß, Rot und Schwarz – fertig ist die wohl bekannteste Torte der Welt.
Sittenlosigkeit, Sauf- und Spießgesellen
Das Hotel Zum Kreuz in der Gemeinde Glottertal, das von der Familie Kunz geführt wird, liegt an der Schwarzwald-Panoramastraße und an der Badischen Weinstraße. Das Haus wurde im 16. Jahrhundert als Holzmühle mit Landwirtschaft gebaut und hatte damals schon Fremdenzimmer. Seitdem ist das Hotel in der elften Generation im Familienbesitz der Familie Kunz. Karl-Heinrich Kunz, der jetzige Besitzer, hat mit 15 Jahren eine Kochlehre und die Hotelfachschule in Heidelberg abgeschlossen. Danach hat er sich seine Sporen in England, Frankreich, Schweiz und Deutschland verdient. Heute arbeiten seine Ehefrau und Karl Heinrichs Eltern auch noch im Hotel mit, es ist ein richtiger Familienbetrieb. Es gibt vier Kinder, die noch zur Schule und in den Kindergarten gehen. Die Mehrheit des Personals arbeitet schon seit vielen Jahren im Hotel, was für ein gutes Betriebsklima spricht. 1829 wurde die große Scheune schon sehr fortschrittlich aus Stein, statt aus Holz gebaut. Im gleichen Jahr erzürnte das Tanzen am Aschermittwoch im Hotel Kreuz den Pfarrer Johannes Nepomuk Graf: „Das Kreuz sei überhaupt ein Sammelplatz von Sauf- und Spießgesellen, alles Lumpengesindel. Tanzen am Aschermittwoch ist ein Missbrauch, man könne doch Aschermittwoch wie eh und je mit Stockfisch essen und nicht tanzen verbringen.“ Als im Jahre 1842 der Vikar Rolfus von Freiburg ins Glottertal kam, war er erstaunt und beschrieb: „Es gibt üppige Weiden, herrlichen Wald, Viehzucht und Obst- und Weinanbau. Üppig sind auch die Leute. Die Zuchtlosigkeit ist groß, Sittenlosigkeit und Übermut bei reich und arm“.
Kuckucksuhren weltweit
Der Schwarzwald blieb lange unbesiedelt, da er so dunkel bewaldet und dadurch so unheimlich war. Selbst die Römer siedelten nur zu Füßen der Berge. Mönche waren die ersten, die Klöster im dunklen und schroffen Gebirge bauten. Der Silber-, Erz- und Holzabbau erschloss langsam Teile des Gebirges, kleine Ansiedlungen entstanden. Der Dreißigjährige Krieg verwüstete einen Teil des Schwarzwaldes. Im Winter, wenn die Bauern Zeit hatten, wurden Schindeln für die Dächer geschnitzt und Kuckucksuhren hergestellt. Im 19. Jahrhundert wurden Kuckucksuhren nach Holland, Amerika und Moskau verkauft. Noch heute ist die Uhren- und Feinmechanik im Schwarzwald angesiedelt.
Glottertal – Paradies der Kochkunst
Das Glottertal ist eine Schlemmeroase. Die Küche ist eine Mischung aus der badischen, elsässisch-französischen, Schweizer und oberösterreichischen Kochkunst. Im Hotel Kreuz wird neuer Spätburgunder Glottertaler Rieslingssekt mit hausgemachtem Sorbet, das vom neuen Spätburgunder hergestellt wurde, serviert. Dann folgt Feldsalat mit einer Kräuter-Vinaigrette mit Speck und Kracherle – die schwäbische Variante der Croutons. Rehschnitzel mit Wildrahmsauce und sautierten frischen Waldbeeren, Preiselbeeren und Spätzle sind der Hauptgang. Die Weinbegleitung ist ein Spätburgunder, der hervorragend zum Wild passt. Ein Stück Schwarzwälder Kirschtorte ist der krönende Abschluss. Ein Maidli Gin 01, der im Schwarzwald hergestellt wird, wird serviert. Er schmeckt würzig, frisch und zitronig. Für die Biertrinker gibt es „Tannenzäpfle“, das in der staatlichen Rothaus Brauerei gebraut wird und schon Kultstatus erreicht hat.
Einfach normal, aber gut essen
Wild steht ganzjährig auf der Speisekarte im Hotel zum Kreuz. Forelle aus dem Schwarzwald als Filet Müllerin oder geräuchert ist auch ein großes Thema. Karl-Heinrich Kunz kauft, soweit es möglich ist, Fleisch, Schinken, Eier, Käse, Gemüse, Salat und Obst natürlich nur im Glottertal ein. Auch das Essen am nächsten Abend ist grandios.
Gebratenes Forellenfilet auf Blattspinat mit Perlgraupenrisotto. Schwarzwälder Bio Rumpsteak von Bioland Metzgerei Mei mit gestoßenem Pfeffer, Kräuterbutter, Gemüse und Bratkartoffeln. Gefüllte Opfinger Zwetschgen auf Zimtsabayon mit weißem Kaffee-Eis. Zum Abschluss gibt es einen Zibärtle, einen Wildpflaumenschnaps.
Energieschub am Morgen
So kann der Tag beginnen: Auf dem Frühstücks-Büffet gibt es Rührei aus Eiern vom bio-zertifizierten Bauernhof, natürlich Schwarzwälder Schinken, Hirschsalami und geräucherten Lachs. Neben verschiedenen Semmeln liegt auch dunkles Vollkornbrot. Quark, Joghurt und Milch kommen von der Molkerei „Schwarzwald Milch“. Marmeladen und Honig sind aus dem Glottertal, frisch geschnittenes Obst und Frischkorn-Müsli ergänzen die Auswahl.
Entspannung à la carte
Auch Entspannung ist im Hotel „Zum Kreuz“ angesagt. Das Indoor-Schwimmbad ist groß genug, um ein paar Bahnen zu schwimmen. Es gibt eine Finnische und eine Dampfsauna, einen Kamin im Ruheraum und in den hängenden Korbstühlen kann man leicht schaukelnd gut entspannen und träumen. Die Terrasse an der Sauna ist nach einem Saunagang gut für einen Cool-down in der frischen Luft und zum Sonnen. Massagen und kosmetische Behandlungen toppen das Wohlbefinden.
Wenn die Hexenküche brodelt, wird Schnaps gebrannt
Mit Udo Opel von der Glottertaler Winzergenossenschaft „Roter Bur“ geht es zu einer Wanderung an den Weinbergen entlang. Die Blätter der Reben sind herbstlich in Gelb, Rot und Braun gefärbt und leuchten in der Sonne. Auf einer Wiese liegt Spätburgunder Trester, der als Kompost verwendet wird. Es geht weiter an Wiesen entlang. An einer Streuobstwiese wird gestoppt. Pia Lickert und ihr Mann Werner sammeln gerade auf ausgebreiteten Planen Zibarte auf ihrer Streuobstwiese ein. Zibarte sind Wildpflaumen. Ein Traktor schüttelt mit einem Seil den Baum, damit die Früchte auf die ausgebreiteten Planen fallen. Dann geht es in die Hofbrennerei, die schon seit 1875 im Familienbesitz ist. „Wenn die Hexenküche brodelt, dann wird Schnaps gebrannt“, erklärt Pia Lickert lachend. Die Lickerts sind neben Weinbau auf Schnaps spezialisiert. Im Frühling leihen sie sich 50 Bienenvölker, um die Blüten der Obstbäume befruchten zu lassen. Ab Juni werden Kirschen geerntet und Kirschwasser gebrannt. Im Herbst folgen Äpfel und Birnen und zum Schluss die Zibarte. Nachdem Äste und Blätter aussortiert werden, wird in einem Bottich die Maische mit Hefe angesetzt und nach einer Ruhezeit wird gebrannt. Nach einer Kostprobe vom „Zibärtle“ Edelbrand geht die Wanderung weiter. Schafe weiden als Rasenmäher in den Weinbergen. Drei große Engel, aus altem Weinrebenholz gebaut, stehen am Wegesrand. Ein paar Schritte weiter gibt es ein Insektenhotel und einen Kräutergarten. Die kurze Wanderung endet in der Winzer-Genossenschaft „Roter Bur“.
Roter Bur – Herzblut im Tropfen
Die Wiege des Weins steht im Glottertal, so sagen die Glottertäler. Im Jahre 1492 wurden die ersten Reben zuerst nur für den Eigenbedarf gepflanzt. Das langestreckte Tal ist von den höchstgelegen Weinbergen Deutschlands umgeben. Sie gehören zu den steilsten Hanglagen in Europa und haben dadurch eine optimale Sonneneinstrahlung. Die Arbeit in den steilen Weingärten ist schwer, da durch die Steilhänge keine Maschinen eingesetzt werden können. Da steckt wirklich Herzblut in jedem Tropfen Wein. Der „Rote Bur“ ist die Weinlage, für die das Glottertal berühmt ist. Hauptsächlich werden Spätburgunder, Grauburgunder, Ruländer, Weißherbst und Winzersekt ausgebaut. Natürlich werden die Weine des Glottertals probiert. Udo Opel zelebriert die Verkostung in der Winzergenossenschaft, der 98 Winzer angehören. Der Weißherbst ist ein trockener Rosé und wird im Sommer gerne mit Mineralwasser als Glotterschorle getrunken. An heißen Tagen ist eine Glotterschorle oder nur kurz „Gloscho“ eine wunderbare Erfrischung. Der „Kratzer“ ist im Herbst ein neuer Wein, ein Spätburgunder, der nur zu etwa 20 Prozent vergoren ist. Der Name ist entstanden, weil er „a bissl im Hals kratzt.“ Er passt perfekt zu Brotzeit und Zwiebelkuchen. Alle Roter-Bur-Weine sind gute Essensbegleiter. Nach der Verkostung werden auch die Halle und der Keller mit Metall- und Holzfässern besichtigt – hier lagern wahre Schätze.
Der Mythos der Schwarzwaldklinik
Dann gibt es noch einen Abstecher zu einem Mythos: Die Schwarzwaldklinik gibt es tatsächlich. Von 1984 bis 1988 wurden hier die Außenaufnahmen für die Fernsehserie „Schwarzwaldklinik“ gedreht. Professor Brinkmann wurde von Klaus Jürgen Wussow, seine Frau Christa Brinkmann von Gaby Dohm und der Sohn Udo Brinkmann von Sascha Hehn gespielt. Die Schwarzwaldklinik ist die Mutter aller Krankenhausserien und bringt sogar heute noch viele Besucher in das Glottertal.
Hexen, Kuckucksuhren und Schinken
Die Fahrt zur Hexenlochmühle führt auf einer schmalen Straße durch einen dunklen Wald in tief eingeschnittenen engen Tälern. Hier ist der Schwarzwald besonders finster. Die Hexenlochmühle zwischen Furtwangen und St. Märgen wurde 1825 als Sägemühle erbaut. Hier sollen sich einst Hexen versteckt haben. Eine andere Geschichte erzählt, dass ein Mädchen von einem Mann verfolgt wurde. Das Mädchen konnte sich nur mit einem Sprung in das Tal zur Hexenlochmühle retten. Hier kann, wer noch keine Souvenirs gekauft hat, zuschlagen. Es gibt Batterie betriebene und manuelle Kuckucksuhren im historischen und modernen Design. Den edlen Schwarzwälder Schinken, der einen ganz besonderen Geschmack hat, da er wochenlang im Tannenfeuer geräuchert wird, kann hier auch erstanden werden. Natürlich kann man auch im Café eine Schwarzwälder Kirschtorte essen.
Thomashof von 1705
Der Thomashof von 1705 ist ein Bauernhof mit einem für den Schwarzwald so typischen Walmdach. Eine alte Getreidemühle gehört auch noch dazu. Luca Hermann hat schon als Kind davon geträumt, Landwirt zu werden. Drei Jahre hat er Landwirt gelernt. Heute hat er einen Meister für Landwirtschaft und der Thomashof ist biozertifiziert. Luca Hermann führt den Hof mit seinem Onkel. 100 braune Hühner sorgen für frische Eier für das Hotel „Zum Kreuz“. Außerdem gibt es etwa 60 Kühe, die ihre Hörner behalten dürfen. Er züchtet Vorwälderrinder, eine für den Schwarzwald typische Rasse.
Pfarrkirche St. Märgen im Hochschwarzwald
Dann geht es noch zu einem Abstecher nach St. Märgen. Das Augustiner Kloster von 1115 mit seiner Barockkirche dominiert den kleinen Ort im Hochschwarzwald. Heute beherbergt das Kloster ein Museum, das die Schwarzwälder Uhren- und die Klostergeschichte zeigt.
Landidyll Hotels mit Charakter
Das Restaurant und Hotel „Zum Kreuz“ zählt zu den Gründungsmitgliedern der Landidyll Kooperation. Alle Mitglieder sind individuelle Familienbetriebe, die sich freiwillig zusammengeschlossen haben, Riesentempel können nicht Mitglied werden. Jedes Haus bleibt trotzdem eigenständig und bewahrt seinen Charakter. Die Mitgliedshäuser haben sich dem gepflegten Landleben mit feiner regionaler Küche, nachhaltiger Bewirtschaftung und landestypischen Freizeitangeboten verschrieben. Die Mitglieder, die in Deutschland verteilt sind, tauschen sich aus, der Austausch ist ehrlich, so lernen alle von allen.
Mehr Informationen unter www.landidyll.com, www.schwarzwald.com, www.schwarzwald-tourismus.info, www.hochschwarzwald.de und www.glottertal.de
Text und Bilder: ©Gabi Dräger