Im Périgord reist man weitab vom Massentourismus. Die Landflucht hatte eher positive Wirkung auf die Gegend, denn Kulturgut und ländlicher Charakter blieben erhalten. Wer die Region bereist, glaubt sich deshalb fast im Zauberland Oz. Schlösser und Gärten reihen sich aneinander und laden zu Events und Workshops ein. Auf den vielen Flussläufen erkundet man die Landschaft per Kanu oder kühlt mit einem Bad im klaren Wasser ab. Die andere genießerische Art das Périgord zu entdecken ist das Fahrrad. Sei es entlang verkehrsarmer Straßen oder direkt auf den grünen Routen fernab des motorisierten Verkehrs. Wir lüften fünf Geheimtipps, die nur ein kleines Abbild für einen märchenhaften Urlaub sind.
Grüne Lungen mit Zaubereffekt
Vermutlich liegt es am idyllischen Rahmen des Périgords, dass die Gartendichte so hoch ist. Einer ist zauberhafter als der andere und ganze 13 davon halten das Label „Jardin remarquable“. Ein zuverlässiger Hinweis für ein grünes Wunderwerk. Die Gärten des Château de Losse in Thonac, unweit von Montignac im Vézèretal, hat die Jury der „Fondation Signature – Institut de France“ mit dem Gartenoskar „Prix de l’Art du Jardin 2022“ bedacht. Dieser Preis ist der Gilde der „Jardin remarquable“ vorbehalten. Tagsüber ein Hafen der Ruhe, abends die perfekte Bühne für Sommeranlässe – das ist das Motto der Gärten von Eyrignac in Salignac-Eyvigues im Périgord Noir. Im Sommer sorgen vor allem die „Pique-nique blanc“ für Stimmung. In der Saison 2022 jeweils montags, vom 11. Juli bis 22. August. Wie es der Name vorausschickt, ist der Dresscode weiße Bekleidung. Ein DJ sorgt für rhythmische Vibes. Cocktail-Bar, Eisdiele und das nächtliche Feuerwerk sind der Rahmen fürs Sommerfeeling. Wer selbst einen grünen Daumen hat, darf in Eyrignac für einen Morgen Gärtner sein. Unter der Obhut der Gartenkünstler gewinnt man hilfreiche Tipps für das eigene Beet. Die anfallenden Arbeiten richten sich nach der jeweiligen Jahreszeit.
Winzer locken Gäste mit Edelsüßwein ins Schloss
Nach Monaten der Renovierung, hat das Château de Monbazillac seine Pforten wieder geöffnet. Das Eigentum der Winzergenossenschaft von Monbazillac ist ein Leuchtturm in Sachen Weintourismus im Departement Dordogne-Périgord. Die Winzer waren dort schon immer aufgeschlossen, Besuchern ihre Leidenschaft näher zu bringen. Mit dem Umbau tragen sie neuen Ansprüchen der Besucherschaft Rechnung und haben eine Entdeckungswelt rund ums Thema Kunst und Aromen geschaffen. Auf 300 Quadratmetern folgt man drei thematischen Rundgängen. Der Historische zeigt eine Ausstellung über den Protestantismus und seine Auswirkungen auf den Weinhandel, gefolgt von einer fiktiven Szenographie, bei der man die Familie Bacalan während der Französischen Revolution begleitet. Der künstlerische Parcours ist zeitgenössischen Kunstausstellungen gewidmet. Die jüngeren Besucher werden hingegen mit Rätseln aus dem Weinbau auf dem Spiele-Rundgang beschäftigt. Die Edelsüßweine von Monbazillac entstehen im gleichnamigen Weinanbaugebiet, das sich inmitten der Bergerac-Weinlagen befindet. Mit 2.500 Hektar Rebfläche ist es das größte Anbaugebiet für Edelsüßwein weltweit. http://chateau-monbazillac.com/
Das Périgord vom Wasser aus erkunden
Die Flussläufe des Périgords gestalten die idyllische Landschaft der Gegend entscheidend mit. Schlösser, Wälder oder bezaubernde Dörfer mit Steinhäusern, viele liegen direkt an einem Fluss. Bei einem Kanuausflug entdeckt man diese Sehenswürdigkeiten auf besondere Art. Die Dordogne ist unumgänglich – eine Abfolge filmreifer Motive und Unesco Biosphärenreservat. Im Tal der Schlösser reiht sich eine Sehenswürdigkeit nach der andern und nach dieser Serie folgen gleich die schönsten Dörfer Frankreichs in hoher Dichte. Diese Aussicht genießt man sogar badend im Fluss. Einer der Ausgangspunkte auf der Vézère ist Saint-Léon sur Vézère. Das Tal ist ein weltweiter Hotspot der Vorgeschichte. Neben den bemalten Höhlen findet man entlang des Flusses ganze Dörfer mit Höhlenbehausungen. Wer einen Hang für Biologie hat, folgt der Dronne. Eisvögel, Libellen oder Reiher leben hier friedlich miteinander. Das kleine Venedig des Périgords, das Städtchen Brantôme, kann man gleich per Kanu von den Kanälen aus entdecken. Einen gehörigen Schuss Adrenalin, holen sich Wassersportler hingegen auf der Auvèzère.
Die wachgeküsste Höhlenfestung
Schon die Höhlenmenschen besiedelten das Tal der Vézère. Wen verwundert es, wenn dort eine Sehenswürdigkeit vier Leben hinter sich hat. So geht es dem Fort du Roc Tayac in Eyzies de Tayac, das vor zwei Jahren wieder für Besucher geöffnet hat. Während des Hundertjährigen Kriegs diente die Felsengrotte hoch über der Vézère als uneinnehmbare Festung. In der Belle Epoque funktionierte man sie zu einem Hotel um und in den Siebzigern war sie Museum für Speläologie. Der Besitzer, Jean-Max Touron, hat eine Schwäche für die vielen Höhlen und Grotten der Dordogne. Neben dem wachgeküssten Fort du Roc Tayac besitzt er noch zwei weitere Höhlenbehausungen. Die Führungen überlässt er Marie Calonne, die mit ihrem Wissensschatz den alten Steinen Leben einhaucht. Sie weiß nicht nur die Hinterlassenschaften zu dokumentieren, sondern kennt viele Anekdoten und Geschichten der Menschen, die die Grotte mit Leben erfüllten. All das untermalt sie mit alten Fotografien, vor allem aus der Zeit als Hotel in der Belle Epoque. Im Sommer gibt es zudem spezielle Abendprogramme im Kerzenschein.
Vom Périgord Richtung Atlantik radeln
Das ländliche Périgord lässt sich mit dem Rad perfekt auf sanfte Weise entdecken. Wer weiter hinaus will, folgt den Strecken bis zum Atlantik. Die Strecke „Flow Vélo“ verläuft beispielsweise von Thiviers im Périgord Vert bis zur Ile d’Aix in der Charente auf 294 Kilometern. Am Start in Thiviers sollten Radler unbedingt mit einem Markttag beginnen. Der Wochenmarkt wurde mit dem Titel „Plus Beau Marché de Nouvelle-Aquitaine 2022“ ausgezeichnet und ist Anwärter für den Titel schönster Markt Frankreichs. Entlang der Strecke findet man neben interessanten Sehenswürdigkeiten auch viele Unterkünfte mit dem Label „Accueil Vélo“. Dieses garantiert die perfekte Infrastruktur für Radler. Eine weitere Strecke, die Richtung Atlantik führt, folgt der Isle, einem Zufluss der Dordogne, und beginnt bei Périgueux. Von Neuvic-sur-l’Isle bis Montpon-Menesterol erleben Radler auf der grünen Route einen Tagesausflug auf rund 45 Kilometer im Verbund mit einer Zugfahrt. Wer weiter ans Meer will, den führt die grüne Route bis nach Pizou. Von dort geht es weiter durch die Gironde bis ans Meer.
Inspirationen zur Destination unter www.dordogne-perigord-tourisme.fr