Der Schneegarant am Arlberg: Warth-Schröcken ist erwiesenermaßen das schneereichste Skigebiet der Alpen. Aber warum sind die beiden kleinen Gemeinden zwischen Allgäu und Arlberg ein derartiges Schneeloch? Wegen des Nordstaus! Und der hat nichts mit der A7 oder der Brennerautobahn zu tun. Sondern mit hohem und tiefem Luftdruck, feuchter Luft – und einer unüberwindbaren Mauer.
Warum lassen Tiefschneefans alles stehen und liegen, sobald in der Tagesschau von einem „Skandinavien-Tief“ oder „Hoch über England“ die Rede ist? Ganz einfach! Weil das die Zutaten für fetten Powder in den Alpen sind. Stichwort: „Nordstau“. Und der funktioniert (vereinfacht ausgedrückt) so: Eiskalte Polarluft macht sich auf ihren Weg gen Süden. Unterwegs säuft sie über dem Atlantik Unmengen an Wasser. Wie im echten Leben will sie sich baldmöglichst wieder erleichtern. Prallt die Polarluft dann aus nördlicher oder (falls noch ein Englandhoch im Spiel ist) aus nordwestlicher Richtung gegen die Mauer namens Alpen, hat sie keine Wahl: Sie muss aufsteigen. Dabei kühlt die feuchte Polarluft ab – und rieselt als weißes Pulver vom Himmel.
Das schneereichstes Skigebiet Europas – den Engländern sei Dank
Fraser Wilkin hatte eine Mission: Der englische Wetterexperte und Journalist wollte anhand von langjährigen Messergebnissen und Statistiken die größten Schneelöcher der Alpen bestimmen. Im November 2008 veröffentlichte er in der englischen Tageszeitung Daily Mail seine Ergebnisse. Seitdem gilt Warth-Schröcken als das schneereichste Skigebiet der Alpen. Sieben Monate geschlossene Schneedecke sind hier oben an der Messstation am Körbersee auf 1650 Meter Höhe normal. In den letzten 40 Jahren rieselten jeden Winter durchschnittlich 10,70 Meter pro Winter vom Himmel. Der Winter 1998/99 markierte den Rekordwert von 16,50 Meter.
Pole Position bei Nordstau: Darum bekommt Warth-Schröcken so viel ab
Aber warum schüttelt Frau Holle am Arlberg besonders gerne und ausdauernd? Weil genau da am meisten Schnee fällt, wo eine hohe Mauer rechtwinklig zur Anströmrichtung steht. Schießt also das mit Feuchtigkeit vollgeladene Skandinavientief direkt aus Norden daher, stellen die Berge des Bregenzerwaldes, der Allgäuer- und Lechtaler Alpen rings um Warth-Schröcken eine unüberwindbare Barriere dar. Am Großen Widderstein, und kurz darauf am Karhorn und Warther Horn kommt es zum Stau. Und zum ergiebigen, fluffigen Schneefall. Spielt noch ein Englandhoch mit, dann kommen die Schneewolken aus Nordwesten. Die feuchte Luft schiebt sich dann vom Bodensee das Tal der Bregenzer Ach hinauf und staut sich. Na, wo wohl? In Warth-Schröcken!
Akute Staugefahr und wenig Wind – und alle Skifahrer sind happy!
Der Nordstau begründet also das legendäre Image von Warth-Schröcken als das Schneeloch in den Alpen. Aber auch ein anderer Faktor trägt zu den immensen Schneehöhen rund um Warth-Schröcken bei: die geringe Windanfälligkeit. Das Skigebiet liegt relativ niedrig – zwischen 1500 und 2000 Meter Seehöhe. Damit ist der frisch ausgeschüttelte Schnee vor allzu starken Winden in größeren Höhen geschützt. Und auf den schattigen Nordhängen oberhalb der höchsten Gemeinde Vorarlbergs bleibt der Schnee extra lange eiskalt und pulvrig. Aber wenn es in der Tagesschau heißt: „Aus Skandinavien nähert sich ein ausgedehntes Tiefdruckgebiet“, dann gilt: alles stehen und liegenlassen und ab an den Arlberg, ab nach Warth-Schröcken!
Weitere Informationen unter www.warth-schroecken.at