Nachhaltig Reisen, die europäischen Nachbarländer neu entdecken, ist im Trend. Entdecken Sie drei angesagte Städte des Nachbarlands Tschechien fernab vom Massentourismus, dafür mit einem entspannten, unaufgeregten Klima, geprägt von einem zukunftsorientierten Zeitgeist: beginnend mit dem kaum bekannten, künstlerischen Prag, über das gastronomisch kreative Brno bis zum pulsierenden Ostrava mit seinen einzigartigen Sehenswürdigkeiten rund um die Bergbaukultur vergangener Zeiten. Die City-Hopping-Tour kann anfangen – die einzelnen Stationen erreicht man unkompliziert mit dem Zug oder Bus und ist weniger als 3 Stunden unterwegs.
Das Kreativviertel Holešovice – fernab der Touristenpfade
Prag bietet ungewöhnlich viele Insider-Plätzchen, die fernab von Souvenirgeschäften und Touristenführern ihren ganz eigenen Charme entfalten und das echte Prager Lebensgefühl spüren lassen.
Als kreative Hochburg der Hauptstadt entpuppt sich zunehmend das ehemalige Arbeiterviertel Holešovice. Nördlich des Zentrums erstreckt sich im siebten Distrikt dieser hippe, teils mit Streetart gesäumte, Stadtteil, in dem sich die Kunstszene trifft. Eine Empfehlung ist hier ein Ausflug ins DOX, das Zentrum für zeitgenössische Kunst (1), welches die landesweit größte private Ausstellung bildender und darstellender Kunst, Literatur und weiteren Disziplinen des Gründers und Direktors Leoš Válka beherbergt. Das zu einem Kunstmuseum umgebaute ehemalige Fabrikgebäude ist ein echter Hingucker: In avantgardistischer Manier verbindet das Luftschiff Gulliver, eine 42 Meter lange Konstruktion aus Holz und Stahl, die beiden Gebäude, in denen sich das DOX befindet. Ein Muss für jedermann, der sich auf alternative Routen im Stadtteil Holešovice begibt, der Vnitroblock (2): Von außen unscheinbar, begrüßt einen im Inneren modernes Industriedesign, man kann gemütlich Kaffee trinken, und kleine, individuelle Boutiquen laden zum Shoppen ein. Ein besonderes Erlebnis ist hier auch das Theater- und Kabarettangebot. Nicht nur die entspannte Atmosphäre und die kreative Stoßrichtung machen einen Besuch lohnenswert, auch in die hier entstandene Kneipenkultur (3) mit hippen Cafés, Bars und Restaurants sollte man unbedingt eintauchen. Wer besondere Einrichtung und extravagantes Design (4) für zuhause sucht, ist in Holešovice genau richtig: Retro-Schick in Antiquariaten reiht sich an moderne Concept Stores. Aber auch Naturliebhaber kommen nicht zu kurz: Der Berg Letná (5), von dem aus man einen umwerfenden Blick auf die Stadt genießen kann und um den herum eine Schleife der Moldau verläuft, stellt einen exzellenten Aussichtspunkt dar.
Brno – funktionalistische Architektur in der heimlichen Gastro-Hauptstadt
Futuristische Architektur, kulturelle Experimente, gelebte Vielfalt – Brno (Brünn) gilt als moderne Offensive zu Prag. Ein Trip nach Brno lohnt sich zu allererst aufgrund seiner funktionalistischen Architektur (1), wobei die modernistische Villa Tugendhat aus den 1920er Jahren, erbaut vom Stararchitekten Mies van der Rohe und heute UNESCO-Weltkulturerbe, eines der architektonischen Paradebeispiele der Stadt ist. Aber nicht nur für Liebhaber von Baukunst bietet Brno viel, die Stadt ist von einem kreativen Vibe geprägt. Eine Vielzahl an Kunst-Projekten finden übers ganze Jahr hinweg statt, so etwa die Brno Art Week (2), wo sich die lokale Künstlerszene trifft und Besucher während der Open Studios Einblicke in die Schaffensprozesse aus erster Hand erhalten. Die Stadt ist aber nicht nur angesagt, jung und modern, sondern reizt gerade auch durch ihre Kontraste und dem, das Stadtbild prägende Spiel von Tradition und Trend. Ursprüngliches Flair mit vielen Einheimischen erlebt man am sehenswerten, zentralen Krautmarkt (3), wo Bauern aus der Region ihre Produkte wie Obst und Gemüse, Honig und Most verkaufen. Aber auch kulturell (4) hat die Stadt einiges zu bieten: Trotz der überschaubaren Größe wartet Brno mit einem Nationaltheater, einer Vielzahl öffentlicher Galerien und Ateliers auf. Und wer es schaurig mag, der sollte auf den mysthischen Pfaden Brnos wandeln: Lohnenswert ist etwa der geheimnisvolle Untergrund der Stadt, ein Labyrinth unterirdischer Gänge, direkt unter dem Krautmarkt.
Ein weiterer Grund die zweitgrößte Stadt Tschechiens zu besuchen: Sie gilt als heimliche, kulinarische Hauptstadt (5). Die besten und angesagtesten Cafés mit Baristas und Barkeepern, die sich bei internationalen Wettbewerben platzieren, findet man dort. Für Nachtschwärmer, die nach etwas Besonderem suchen, gibt es außergewöhnliche Bars und Hotels, wie den psychedelischen Super Panda Circus.
Bunt, jung und alternativ – Tschechiens drittgrößte Stadt Ostrava
Vier Stunden mit dem Zug von Prag entfernt liegt das im Osten des Landes gelegene Ostrava. In der Altstadt reihen sich kleine, bunte Häuser aneinander, die Straßen sind gesäumt von Cafés, Graffitis, und Bars, wobei ein studentisches, junges Klima das Stadtbild prägt. Wer sich gerne ins Grüne begibt, sollte unbedingt in den Komenského sady-Park (1): Mit Tretrollern oder zu Fuß kann man den Park in Windeseile erkunden, viele Einheimische picknicken dort am Wasser oder kommen auf ein Bier nach der Arbeit zusammen. Einen außergewöhnlichen Blick über die Stadt bis zur Grenze Polens bietet der Aufstieg zum Vulkan „Emma“ (2). Die Wärme des Vulkans bietet einen perfekten Nährboden für Pflanzen, sodass man in eine tiefgrüne Oase eintaucht. Ein Kontrastprogramm dazu bietet das futuristisch anmutende Eisenwerk Vítkovice (3) im Herzen von Ostrava. Beim Eintritt in diese „Stadt aus Stahl“ eröffnet sich dem Besucher ein beeindruckendes Potpourri an Eisentürmen und Rohren, das durch klare und raue Formen besticht und gerade bei Nacht, wenn die Stahlstadt beleuchtet wird, fasziniert. Nicht weniger zukunftsorientiert mutet der Usain Bolt Tower an, der nach dem achtfachen Olympiasieger benannt ist. Die Glaskonstruktion mit einem einzigartigen Aussichtsturm steht auf dem Hochofen Nummer eins des ehemaligen Bergbaugeländes in Vítkovice und erinnert mit seiner Form an das Feuer, das hier in der produktiven Zeit des Geländes flackerte. Der Turm ist der höchste geografische Punkt Ostravas, und Besucher können hier einen Ausblick aus 78 Metern Höhe genießen. Wer mehr über Kohleförderung und Bergbau erfahren möchte, sollte unbedingt in den Landek Park (4): Eingebettet in einen sattgrünen Wald, können Geschichtsinteressierte hier nicht nur faszinierende Architektur rund um das Bergwerk Michal unter die Lupe nehmen, sondern auch das größte Bergbaumuseum Tschechiens besuchen und das Alltagsleben der Bergleute hautnah erleben. Ein besonderes Erlebnis ist schon der Anfang der Ausstellung, wo Besucher mit einem echten Förderkorb vom historischen Gebäude bis in die Bergwergstollen durch die Grube fahren. Die Ausstellung des Bergbaumuseums befindet sich nämlich an einem ganz besonderen Ort: in dem Stollen der ursprünglichen historischen Grube Anselm.
Wer nach der Ausstellung hungrig ist, kann im Landek-Park, der nach dem Landek-Hügel benannt wurde, in der Bergarbeiter-Kneipe „Harenda“ typische Gerichte dieser Arbeiter kosten.
Ein Event-Tip in Ostrava: Das junge, bunte und alternative Flair der Stadt kulminiert im jährlichen, international bekannten Festival Colours of Ostrava (5): In einer außergewöhnlichen Kulisse, zwischen Hochöfen, Minen und Eisenwerken auf dem Gelände einer ehemaligen Stahlfabrik, wird hier Elektro bis Weltmusik, Jazz, Indie-Rock und Reggae gespielt. Um sich während seines Besuchs in Ostrava zwischendurch zu stärken, sollte man nicht verpassen, Kofola zu probieren: ein original tschechischer fruchtig-frischer Koffeinkracher aus dem Zapfhahn!