Das UNESCO-Welterbekomitee hat die Schieferlandschaft von Nordwestwales zum Erbe der Menschheit erklärt. Mit der Auszeichnung ist die nordwalisische Schieferlandschaft damit die vierte Weltkulturerbestätte in Wales, die diesen prestigeträchtigen Status erhält.
„Die monumentalen Steinbrüche und Minen im Snowdon-Massiv sind ein beispielloses Zeugnis dafür, wie sich landwirtschaftlich genutzte Flächen während der Industriellen Revolution verwandelten. Obwohl schon zu Römerzeiten abgebaut, wurde der walisische Schiefer durch nachhaltige Großproduktion vom späten 18. bis zum frühen 20. Jahrhundert zum globalen Marktführer. Seine weltweite Verwendung, insbesondere als Bedachungsmaterial, führte zu bedeutenden transkontinentalen Entwicklungen im Bauwesen und in der Architektur. Auch der Transfer walisischer Technologie, wie ausgeklügelte Be- und Entwässerungssysteme, trug erheblich zur sozioökonomischen Entwicklung vieler Regionen der Welt bei“, begründet die UNESCO ihre Entscheidung.
Mark Drakeford, Regierungschef von Wales, sagte anlässlich der Nominierung: „Mit der Auszeichnung wird der bedeutende Beitrag gewürdigt, den dieser Teil von Nordwales zum kulturellen und industriellen Erbe nicht nur von Wales, sondern von der ganzen Welt geleistet hat. Die weltweite Anerkennung durch die UNESCO wird dazu beitragen, dieses einzigartige Erbe und die Geschichte für kommende Generationen zu bewahren.“
2018 wurde die Gegend um Snowdonia in der walisischen Grafschaft Gwynedd von der britischen Regierung für den UNESCO-Status nominiert und Boris Johnson, Premierminister des Vereinigten Königreichs, beschrieb sie als „ein Gebiet von bemerkenswerter Einzigartigkeit und atemberaubender Schönheit“.
Obwohl in Nordwales seit über 1800 Jahren Schiefer abgebaut wurde, stieg die Nachfrage während der Industriellen Revolution sprunghaft an, als immer mehr Städte im Vereinigten Königreich und darüber hinaus Schiefer für Dacheindeckungen benötigten. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts baute Wales jährlich fast 500.000 Tonnen des Sedimentgesteins ab – etwa ein Drittel des damals weltweit verwendeten Dachschiefers – und so wurde walisischer Schiefer für Paläste, Terrassen, Gebäude und Dächer weltweit verwendet, darunter für die Westminster Hall in London oder für das Rathaus von Kopenhagen. Im Jahr 1830 hatte die Hälfte aller Gebäude in New York City Dächer aus walisischem Schiefer. Die Eintragung der UNESCO spiegelt die wichtige Rolle dieser Region wider und so heißt es nicht ohne Grund, dass Wales einst „die Dächer dieser Welt gedeckt hat“.
Die neue Welterbestätte besteht aus sechs Gebieten: Ogwen Valley, Dinorwig Quarry, Nantlle Valley, Gorseddau und Prince of Wales Slate Quarries, Ffestiniog und Porthmadog sowie Abergynolwyn und Tywyn, zu denen unter anderem das Nationale Schiefermuseum in Llanberis gehört, das prunkvolle Penrhyn Castle und das Herrenhaus Plas Tan y Bwlch, heute Sitz der Snowdonia National Park Authority, sowie die berühmten historischen Schmalspurbahnen der Ffestiniog und Talyllyn Railway.
UNESCO-Weltkulturerbe-Status tragen in Wales außerdem die Industrielandschaft Blaenavon, das Pontcysyllte Aquädukt und Kanal sowie die von König Eduard I. errichteten Burgen und Stadtmauern – Beaumaris, Conwy, Caernarfon und Harlech.