Port Arthur – Das ausbruchssicherste Sträflingslager

Port-Arthur Tasmanien ©Hype-TV

In Port Arthur, dem ersten Gefangenenlager Australiens, finden sich die Wurzeln des heutigen Tasmaniens. Zwei Stunden von Hobart entfernt wird ein wichtiger Teil australischer Geschichte greifbar.

Isoliert. Auf einer Halbinsel errichtet. Der Zugang ist lediglich über das „Eaglehawk`s Neck“ möglich – eine Landenge, die auch der Bereich „zwischen Himmel und Hölle“ genannt wird. In Port Arthur auf Tasmanien, der Insel „under down under“, wurde 1820 das erste Gefangenenlager Australiens erbaut – eine der ausbruchssichersten, grausamsten und größten Strafkolonien Australiens. Heute gehört die ehemalige Sträflingsstätte zu den UNESCO Weltkulturerben und veranschaulicht Besuchern die Geschichte Tasmaniens – von der Sträflingskolonie zur angesagten Outdoor- und Genussinsel am Ende der Welt.

Ein geschichtsträchtiger Ort voller Spannung

Die Strafkolonie Port Arthur war ab 1830 ein Arbeitslager: Die Häftlinge produzierten Sägeholz. 1833 entwickelte sich das Lager zu einem Gefängnis für die schlimmsten Sträflinge des britischen Empires. Zu Spitzenzeiten lebten bis zu 1.100 Gefangene auf der Halbinsel; insgesamt durchliefen rund 12.500 Häftlinge zwischen 1831 und 1853 die Haft. Das Gefängnis galt als absolut ausbruchsicher und äußerst grausam: In Port Arthur wurde zum ersten Mal das Prinzip der absoluten Isolation angewendet – die „Stille Strafe“. Man ging davon aus, dass körperliche Züchtigung die Häftlinge nur stärker macht, psychische sie dagegen schwächt. So kam es, dass in der Isolationshaft zu jeder Tages- und Nachtzeit absolute Stille herrschen musste. Die Gefangenen hatten keinerlei Kontakte, oft durften sie nur eine Stunde am Tag mit Kapuze bedeckt aus ihren winzigen Zellen ohne Fenster. 1853 wurde das Gefängnis geschlossen. Stattdessen eröffnete man eine Nervenheilanstalt, die allerdings aufgrund von Geldmangel nur bis 1877 Bestand hatte. Die Geschichte Port Arthurs ist untrennbar mit der Tasmaniens verbunden: Aufgrund der Tatsache, dass nach Port Arthur Häftlinge aus allen Teilen der Erde gebracht wurden, haben die heutigen Einwohner Wurzeln in der ganzen Welt. Das erklärt wohl die Diversität und Weltoffenheit der Tassies, die sich ihrer Geschichte gestellt und diese nachhaltig aufbereitet haben.

Ein Gefängnis zum Anfassen
Tasmanien Separate-Prison ©Alastair Bett

Obwohl viele Gebäude Port Arthurs durch Buschfeuer zerstört wurden, können heute noch 30 der über 60 Gebäude nach aufwändigen Restaurierungsarbeiten besichtigt werden. Darunter u.a. das „Seperate Prison“, das Hauptgefängnis, sowie die Kirche, das Krankenhaus und das Haus des Kommandanten. Auch die Gärten auf dem Areal sind sehenswert: Riesige Zypressen stehen Wache vor den Ruinen. Die „Port Arthur Historic Site Management Authority“ kümmert sich mit Unterstützung der tasmanischen Regierung seit 1987 um die Instandhaltung der Gebäude und hat die Sträflingsstätte für Besucher zugänglich gemacht. Zwischen 10 und 17 Uhr kann das Gelände mit einem Tagespass – gültig für zwei aufeinander folgende Tage – besichtigt werden. Dabei erhalten die Besucher in einem 40-minütigem Einleitungsspaziergang einen guten Überblick über die Strafkolonie und die Geschichte Port Arthurs und Tasmaniens. Per Boot geht es dann in einer 20-minütigen Hafenrundfahrt auch an der Insel der Toten vorbei. Hier liegen viele der Häftlinge begraben. Das Besucherzentrum bietet interaktive Erlebnisse für jede Altersstufe und informiert detailliert nicht nur über Port Arthur, sondern auch über die Geschichte der Gefangenenlager auf der ganzen Welt.

Weitere Infos unter www.discovertasmania.com und https://portarthur.org.au/