Lodz – Eine faszinierende Stadt voller Geschichte, Kultur und Innovation

Lodz ©Detlef Düring

Lodz, eine charmante Stadt im Herzen Polens und inzwischen die viertgrößte Stadt Polens, hat eine reiche und faszinierende Geschichte, die bis ins 14. Jahrhundert zurückreicht. Heuer ist der 600. Jahrestag der Verleihung der Stadtrechte. Im 19. Jahrhundert entwickelte sich Lodz zur Hochburg der Textilindustrie, was ihr den Namen „polnisches Manchester“ einbrachte. Die größten Textilunternehmen Europas entstanden hier. Aber nach der politischen Wende in 1989 brachen die Absatzmärkte weg und der Niedergang der großen Textilmanufakturen zwang zum Wandel. Sind auch heute noch einige wenige ehemaligen Fabriken eher „Lost Places“, die auf eine neue Nutzung warten. Aber die bedeutendsten und meisten Industriegebäude aus rotem Backstein wurden bereits in kreative Räume, Galerien, Studios und Designzentren und Lofts zum Wohnen umgewandelt.  Schon fast kleine Stadtteile voll Kreativität und modernem Leben entstanden so und ganz Lodz ist inzwischen zu einem Zentrum für Kultur, Kunst und Innovation geworden.

Lodz ©Detlef Düring
Manufaktura

Das Manufaktura-Gelände ist ein bemerkenswertestes Beispiel für diesen Wandel. War die ehemalige Baumwollfabrik von Israel Poznański, eines der größten Textilunternehmen Europas in dem tausende von Arbeitern beschäftigt waren, so steht sie heute nicht nur als Symbol für die industrielle Vergangenheit der Stadt, sondern ist heute ein lebendiges Viertel mit Geschäften, Restaurants, Museen, einem Freizeitkomplex voller Leben und auch einem der schönsten Hotels in Lodz mit einem fast freischwebenden Pool und einer Skybar mit Ausblick über das gesamte Manufaktura-Gelände und den Dächern von Lodz, dem Vienna House by Wyndham Andel’s Lodz. Zur Jahrtausendwende wurde die Manufaktura zu einem Kultur-, Handels- und Erlebniszentrum umgewandelt. Hier können Besucher die Geschichte der Textilindustrie erkunden, sich an moderne Kunst erfreuen und gleichzeitig das moderne Ambiente und Leben genießen. Gerade in den Abendstunden ist es ein beliebtes Ausgehviertel, wo im Sommer sogar ein kleiner Strand zum Entspannen aufgeschüttet wird.

Lodz ©Detlef Düring

In einem Gebäude der Manufaktura ist heute das Fabrikmuseum zu Hause, wo man als Besucher in die Welt der Textilherstellung eintauchen kann. Einige der alten Webstühle werden immer wieder mal in Betrieb genommen, um den ohrenbetäubenden Lärm zu verdeutlichen, der damals in den Fabrikhallen geherrscht hat. Auf dem Dach dieses Museums befindet sich der Startpunkt einer Zipline mit der man einmal über das ganze Areal der Manufaktura rasen kann. Sicherlich nur was für Mutige und Schwindelfreie.

Lodz ©Detlef Düring

Gleich neben der Manufaktura steht der imposante Poznański-Palast, „bescheidenes“ Wohnhaus des Unternehmers. Heute beheimatet es das Stadtmuseum mit vielen Infos zu dem jüdischen Textilfabrikanten Poznański und den früheren repräsentativen Räumlichkeiten. Manche Räume sind berühmten Bürgern der Stadt gewidmet wie dem weltbekannten Pianisten Artur Rubinstein, der einst in der Piotrkowska-Straße lebte und dessen Witwe der Stadt die hier gezeigten Gegenstände vermachte.

Piotrkowska-Straße

Die Piotrkowska-Straße, eine der mit über vier Kilometern längsten Einkaufsstraßen Europas und gleichzeitig auch das Zentrum von Lodz, ist von herrlichen Palästen und prunkvollen Wohnhäusern gesäumt, die hier ab Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden. Noch sind nicht alle restauriert, aber sie erzählen alle Geschichten der vergangenen Zeiten. Heute ist sie Straße ein lebendiges Zentrum für Gastronomie, Geschäfte und Nachtleben, da es ansonsten auch keinen zentralen Marktplatz gibt.

Lodz ©Detlef Düring

Neben den vielen wunderschönen Gebäuden ist die Straße auch seines polnischen „Walk of Fame“ bekannt, der berühmte polnische Schauspieler und auch andere Regisseure, Kameraleute und Filmschaffende ehrt – Lodz war und ist eben eine Filmstadt. Auch gibt es hier einige Denkmäler berühmter Töchter und Söhne der Stadt, darunter Artur Rubinstein, der hier am Flügel eines seiner Werke zum Besten gibt.

Sehenswert sind aber manche Seitenstraßen mit schönen klassizistischen Gebäuden und auch manch sehenswerten Hinterhöfen. Denn die Stadt hat auch eine blühende Street-Art-Szene, die die Wände mit farbenfrohen Graffiti-Kunstwerken verschönert. Die kreativen Energien der Künstler spiegeln sich in den pulsierenden Straßen aber eben auch manchen Hinterhöfen wider und tragen zur lebendigen Atmosphäre Lodz bei.

In einer Seitenstraße liegt auch das Kultur- und Freizeitzentrum OFF Piotrkówska, ein beliebter Treffpunkt für Kultur- und Kunstbegeisterte, auch mit vielen Restaurants und Kneipen.

Besonders sehenswert ist die Rosenpassage, eine ganze Straße aus kleinen Spiegeln, die den Übergang von der Blindheit zum Sehen versinnbildlichen sollen und zu den coolsten Fotomotiven der Stadt gehört. Geschaffen wurde sie von der Künstlerin Joana Rajkowska deren Tochter Rose von Augenkrebs geheilt wurde.

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Monopolis

Ein weiteres Beispiel für die innovative Nutzung von ehemaligen Fabriken ist die ehemalige Wodkafabrik Monopol. Heute ist dort ein beeindruckendes Büro-, Gewerbe-, Kultur- und Freizeitzentrum namens Monopolis mit Unternehmen, kreative Studios, Ausstellungsräume und Veranstaltungsorten, die die Vergangenheit der Fabrik mit modernen Bedürfnissen verbinden. Ein Ort, der typisch ist für Lodz – jung, hipp und sich immer wieder neu erfindend. Eine kleine, kostenlos zugängliche Ausstellung informiert über die Geschichte der ehemaligen Wodkafabrik

Ksieży Młyn
Lodz ©Detlef Düring

Ein weiteres bemerkenswertes Stadtviertel in Lodz ist Ksieży Młyń, auch bekannt als Pfaffendorf. Es ist Heimat der Ensembles der Scheibler-Textilfabrik, zu denen der imposante Palast der Scheiblers und eine Arbeitersiedlung gehören. Der aus der Eifel stammende Fabrikant Karl Scheibler errichtete hier um seine Textilfabrik herum eine Stadt in der Stadt, in der es alles gab, was die Arbeiter zum Leben brauchten, mit Schulen, Kultureinrichtungen, Krankenhäusern, unzählige Wohngebäude für die Arbeiter und eigenem Kraftwerk. Als Vorbild diente das englische Manchester.

Der Palast ist heute ein Museum und die Arbeitersiedlung gibt Einblick in die Lebensbedingungen der Arbeiterklasse während der industriellen Revolution. Das riesige Areal, auf dem es mehrere Lokale und Parks gibt und wo immer wieder auch Veranstaltungen wie kleine Verkaufsmärkte stattfinden, lädt zum Bummeln und Verweilen ein.

Auf einem Teil der Anlage ist heute auch die berühmte Filmhochschule von Lodz und das Filmmuseum im Scheibler-Palast untergebracht.

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Filmmuseum

Die Stadt ist auch für ihre Filmindustrie bekannt, so wird sie sogar schon als „Holly-Lodz“ bezeichnet. Haben hier doch so bekannte Regisseure wie Roman Polański und Andrzej Wajda studiert. Das Internationale Filmfestival von Lodz, eines der ältesten Filmfestivals der Welt, zieht jedes Jahr renommierte, Schauspieler und Filmbegeisterte an.

Das Filmmuseum ist selbstverständlich nicht in einem modernen Gebäude untergebracht, sondern in dem prunkvollen Palast der Familie Scheibler im Stil der Neorenaissance, der auch schon oft Drehort für nationale und internationale Spitzenproduktionen war.

Lodz ©Detlef Düring

Die Ausstellung entführt zunächst in die Welt der Vorläufer des Kinos und der Filmherstellung bis zum Zweiten Weltkrieg. Hier gibt es ein Kinematoskop, eine Laterna Magica und ein Fotoplastikon der Firma Fuhrmann aus Berlin, das noch immer funktioniert und eines von nur noch sechs Exemplaren auf der Welt ist. Cool ist auch der Apparat Oko, eine polnische Erfindung, die gleichzeitig Kamera und Projektor ist und wie eine Schreibmaschine aufgebaut ist.

Sehenswert sind auch die repräsentativen Räumlichkeiten des Palais mit ihren kunstvollen Deckenmalereien, Kaminen, Stuckverzierungen und Holzintarsien. Wer den Film „Ziemia Obiecana“ („Das gelobte Land“) von Andrzej Wajda gesehen hat, dem werden euch die Räumlichkeiten bestimmt bekannt vorkommen.

Auch gibt es manche interessante Requisite und Kulisse zu sehen. Und wer schon immer mal ein Foto mit einer Original-Oscar-Statue machen wollte, kann das hier auch. Die wurde dem Museum vom Produzenten des Films „Ida“ geschenkt, der 2015 sensationell den Oscar als bester fremdsprachiger Film gewann.

Lodz ©Detlef Düring
EC1

Auf jeden Fall sehenswert ist auch das EC1, das ehemalige Kohlekraftwerk, welches die Stadt bis 2001 zuverlässig mit Strom und Wärme versorgte.

Heute bilden die historischen Bauten des EC1 ein eigenes kleines Kulturviertel, dessen Kernstück das Science Center ist. Dort können Besucher virtuell die Stromproduktion für eine ganze Großstadt oder in der restaurierten Schaltzentrale des einstigen Heizkraftwerkes die Energieerzeugung regeln. Noch eindrucksvoller ist die über mehrere Stockwerke reichende ehemalige Turbinenhalle. Dort blieb wie in den übrigen Gebäuden des Wissenschaftszentrums ein Großteil der historischen Einrichtung erhalten. Besucher können das Innenleben des riesigen Brennofens erkunden oder einer Turbine bei der Arbeit zusehen.

Lodz ©Detlef Düring

Ausprobieren und mitmachen heißt es auch bei der wissenschaftsgeschichtlichen Ausstellung. Dort können Gäste uralte Prinzipien der Mechanik und Optik kennenlernen. Im ehemaligen Kühlturm des EC1 haben Besucher zudem die Möglichkeit, eine virtuelle Reise zur internationalen Raumstation ISS zu unternehmen. Und hoch oben vom Kühlturm kann man eine spektakuläre Sicht auf die ganze Stadt genießen.

Aber die einstige Industriestätte beherbergt auch Kunstausstellungen, Konferenzräume, Theater und andere kreative Einrichtungen, die zum kulturellen Leben der Stadt beitragen. Der Komplex wird laufend erweitert und derzeit entsteht in einem weiteren Gebäude das Zentrum für Comics und Interaktives Erzählen, das im Oktober eröffnet wird.

Grüne Oasen, Zoo und Orientarium
Lodz ©Detlef Düring

Trotz seiner urbanen Umgebung bietet Lodz auch eine Reihe von grünen Oasen, die zum Entspannen und Genießen der Natur einladen. Von kleinen und großen Parks, wie dem Botanischen Garten, ist vor allen Dingen auch der Zoo mit seiner vielfältigen Tierwelt aus aller Welt zu erwähnen. Neu ist das Orientarium mit der Tierwelt aus dem Nahen Osten.

Dort kann man den Elefanten beim Baden zusehen, oder in einem Tunnel unter Haien und anderen Meeresbewohnern hindurchspazieren.

Lodz ©Detlef Düring

Auch wenn ich selbst nicht unbedingt Zoos mag, so sind sie doch auch für die Erhaltung manch bedrohter Tierarten wichtig und auch Kinderaugen fangen hier schnell an zu leuchten.

Fazit

Lodz ist eine Stadt der kulturellen Vielfalt, die ihre industrielle Vergangenheit ehrt und gleichzeitig dynamisch in die Zukunft blickt. Mit ihren beeindruckenden Kultur- und Freizeiteinrichtungen, den neu gestalteten Industrieanlagen, den historischen Straßen und dem reichen kulturellen Erbe ist Lodz ein Ort, der Besucher mit seinem Charme, seiner Vielfalt und seinem Flair begeistert.

Mehr Informationen über Łodz unter www.lodz.travel/de/tourismus/ . Allgemeine Informationen über das Reiseland Polen beim Polnischen Fremdenverkehrsamt unter www.polen.travel

Anreise:

Mit Pkw:
Aus Richtung Westen: über Autobahn A2 (mautpflichtig) – z.B. Berlin- Łódź 485 km, ca. 5h

Aus Süden und Südwesten auf A4 (mautpflichtig) bis Wrocław (Breslau) und weitere auf der S8 nach Łódź; z. B. ab München 980 km, 9,5 h, ab Dresden 490 km, 5 h

Mit Bahn:
Ab Berlin mit EC 45 (Berlin-Warszawa-Express) mit Umstieg in Kutno, ab 5:45 h; andere Städte via Berlin

Mit Bus:
Verschiedene Verbindungen mit Flixbus direkt oder mit Umsteigen, z.B. direkt ab Berlin 6 h, ab Frankfurt/M. 13:30 h

Mit Flugzeug:
Flüge ab verschiedenen deutschen Städten mit LOT, www.lot.com oder Lufthansa nach Warszawa (Warschau); von dort per Bahn weiter (ab Flughafen mit Umsteigen in Warszawa Gdańska oder -Zachodnia ab ca. 2:10 h); alternativ mit Bus weiter – z.B. Flixbus direkt 1:35 h

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