Inselhopping der etwas anderen Art

La-Brière ©Destination Cote Atlantique Farid Makhlouf

Es gibt die bekannten Inseln vor der französischen Atlantikküste, Oléron, die größte, gehört dazu, aber auch Ré, Aix, Madame oder Normoutier. Doch wer wirklich reif für die Insel ist und sich außerdem für Geschichte und Naturschauspiele begeistern kann, wird an der Westküste Frankreichs auch andernorts fündig. Von bewohnten Sumpfinseln über die Vogelinsel bis zur Inselidylle mit Sandstrand, sechs ganz besondere Inselwelten an der französischen abseits der üblichen Reiseführer-Tipps.

  1. Inselwelt in den Sümpfen: der Archipel von La Brière

Der regionale Naturpark Brière nahe Saint-Nazaire ist eine der wichtigsten und größten Sumpflandschaften Frankreichs. Auf über 50.000 Hektar – vergleichbar mit der Fläche des Bodensees – erstreckt sich dieser aus unzähligen Inseln bestehende Archipel. Jedes noch so kleine Stückchen Land trägt einen Namen und erzählt seine eigene Geschichte. Viele der Inseln sind bewohnt. So zählt beispielsweise die Ile de Guersac, das größte und höchstgelegenste Eiland des Gebietes, rund 3.000 Einwohner und eine Kirche. Legenden sind im Naturpark Brière allgegenwärtig. Zahlreiche Mythen ranken sich mitunter um die Herkunft der Sumpfbewohner: Von drei Piraten sollen sie abstammen. Einige der Inseln sind übrigens sogar zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreichbar. Vom 24-Meter hohen Aussichtsturm Belvédère de Rozé in Saint-Malo-de-Guersac zeigen sich die Dimensionen dieser eindrucksvollen Sumpflandschaft.

  1. Les Sables d’Olonne ©Alexandre Lamoureux
    Die Wiege von Les Sables-d‘Olonne: die Insel Vertime

Seit Mitte des 18. Jahrhunderts gehört La Chaume zu Les Sables-d’Olonne, jener Stadt, die alle vier Jahr die besten Einhandsegler der Welt zum Start der Vendée Globe an den Atlantik lockt. Enge Gassen und niedrige weiße Häuschen mit schmalen Fenstern machen den Charme des einstigen Fischer- und Bauerndorfes aus und stellen es in Kontrast zu der modernen Stadtplanung von Les Sables-d‘Olonne. La Chaume – das älteste Stadtviertel – war ursprünglich eine Insel: Die schmale, lange Insel Vertime erstreckte sich vom Hafen von La Gachère im Norden bis zur Südspitze von La Chaume. Ein tiefer, für die Schifffahrt genutzter Kanal trennte das Eiland vom Festland. Heute ist die Inselvergangenheit in den Traditionen und der Mentalität der Chaumois, wie die Bewohner genannt werden, immer noch spürbar: Auf dem Platz Sainte Anne erzählt ein riesiges Trompe-l’œil-Wandgemälde vom Leben im Viertel.

  1. Halb Land, halb Wasser: Die Ile aux Oiseaux

Inmitten der Bucht von Arcachon liegt die Vogelinsel (oiseaux – Vögel): Dank ihrer immensen Vielfalt mit über 150 Vogelarten, die hier beobachtet werden können, steht die Insel seit 2004 unter Naturschutz. Das Eiland ist einzig bei Flut per Boot erreichbar; die Menschen der teils ganzjährig, teils saisonal bewohnten 53 Hütten kommen heute noch ohne Strom und Elektrizität aus. Einkäufe im nächsten Supermarkt müssen auf die Gezeiten abgestimmt sein – ein Opfer, das für die Bewohner keines ist, denn ihr Zuhause ist ein Naturparadies. Blickfang im Herzen des Bassins: Die beiden symbolträchtigen Watthütten auf Stelzen, die Cabanes Tchanquées. Sie liegen inmitten des riesigen Austernparks von Arcachon. Wer in einem der traditionellen Lastkähne die Bucht durchstreift, passiert nicht nur die Vogelinsel, sondern steuert zudem das Cap Ferret an, jene Halbinsel, die das Bassin d’Arcachon zum Atlantik hin begrenzt.

  1. Eine Insel zum Schutz: das Fort de Socoa

Einer Trutzburg ähnlich thront die von Vauban, dem Baumeister Ludwigs XIV, errichtete Befestigungsanlage in der Bucht von Saint-Jean-de-Luz in Ciboure, im französischen Baskenland. Der Bau einer Mole im Jahre 1686 machte aus der Insel eine Halbinsel und erleichterte den Zugang vom Festland aus. Das Fort de Socoa erzählt eine lange Geschichte: Einst sollte sie vor dem spanischen Feind schützen, wurde dann jedoch von diesem erobert und Fort de Castille genannt. Nur um als Fort de Socoa doch wieder in die Hände Frankreichs zu fallen. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts kam das Insel-Fort seiner eigentlichen Funktion nach, später diente es der Zollbehörde und heute dem Segelsport – ein Yachthafen befindet sich zwischen Festland und Anlage.

  1. Eine Welt für sich: die weiße Insel Ré
Insel Ré ©Destination Côte Atlantique Farid Makhlouf

Yachthäfen an der Nordseite, Strände im Süden und Salzgärten sowie Schlickbänke im Norden – die Sandstrände der Insel Ré zählen zu den schönsten in Europa. Mit ihrer 100 Kilometer langen Küste zeigt sich „die Weiße“, wie das Eiland aufgrund seiner strahlenden Häuserfassaden genannt wird, idyllisch und vielfältig: mit Heidenlandschaften, Dünen, Wäldern, Salzgärten und den charakteristischen grünen Fensterläden. Salzernte, Austernzucht, Wein- und Gemüseanbau auf der Insel Ré zeugen von althergebrachten Traditionen, die auch heute noch zur Anwendung kommen. Die historischen Gassen der Dörfer, die Kanäle von Ars-en-Ré und kleine Häfen wie in La Couarde machen den Zauber der Insel aus. Wer den Tag gemächlich angeht, besucht eines der Thalassotherapie-Zentren oder widmet sich dem Strandfischen im Watt.

  1. Lac de Cazau Sanguinet ©CDT Les Landes
    Inselidylle am See: der Strand von Maguide

Gleich drei Seen prägen die Landschaft um Biscarrosse. Flaches, türkisblaues Wasser und weiße Sandstrände: Das Bild eines Strandes auf einer einsamen Insel ist perfekt, nur eben nicht exotisch. Statt Palmen spenden hier riesige Pinien Schatten, anstatt salzigem Meerwasser verspricht hier Süßwasser Abkühlung an heißen Sommertagen. Die ruhigen Gewässer mit ihren im Juli und August bewachten Strandabschnitten sind die ideale Alternative zur tosenden Brandung des Atlantiks, insbesondere für Familien mit kleinen Kindern. Die Wassertemperaturen liegen im Sommer zwischen 24 und 28 Grad Celsius. Besonders schön: die Plage de Maguide am südwestlichen Ufer des Sees von Cazaux-Sanguinet nahe Biscarrosse Plage.

Weitere Informationen zur französischen Atlantikküste unter atlantikkustefrankreich.de.