Bei Holland denke ich immer an Strand und Meer oder Städte an der Küste, wie Amsterdam, Den Haag oder andere. Aber Holland hat viel mehr zu bieten. Auch im Landesinneren gibt es sehenswerte Städte und Regionen, die ideal für einen kürzeren oder längeren Urlaub sind. Einige davon haben sich zusammengeschlossen zu einem Verbund „Das andere Holland“.
Neben Deventer gehört die Veluwe dazu, ein großes Waldgebiet in der Nähe von Arnhem (Arnheim). Auch wenn Niederlande ein recht kleines Land ist, so hat es 21 Nationalparks. Einer davon ist der Nationalpark „De Hoge Veluwe“.
Dieser 5.500 ha große Nationalpark ist der größte der Niederlande und fasziniert mit einer Vielfaltigkeit verschiedenster Landschaften, ausgedehnte Heideflächen, Sanddünen, Kiefer- und Laubwälder, Moorgebiete, Bäche, Seen und Sandflächen, die einer Dünenlandschaft gleichen.
In der Eiszeit formten Moränen die leicht hügelige Landschaft der Veluwe und schufen ein Wassersystem, dass auch heute noch mit einer Vielzahl von Bächen und Rinnsalen die Veluwe durchzieht und für ein waldreiches und an manchen Stellen auch mooriges Gebiet sorgt.
Die Heide-, Steppen- und Sandlandschaften sind wiederum durch massive Rodungen in früheren Jahrhunderten entstanden. Manchmal kam in mir das Gefühl auf, nicht in den Niederlanden zu sein, sondern in der Savanne Afrikas oder einer Steppenlandschaft Amerikas oder Asiens.
Gerade noch radelt man durch den Wald oder die Heide, und im nächsten Moment landet man in einer Mini-Wüstenlandschaft aus Sand und Dünen, die auch ein eigenes Mikroklima haben.
Gerade diese für die Veluwe so typische abwechslungsreiche Landschaften, haben eine ebenso vielfältige Fauna und Tierwelt hervorgebracht. Der Park ist ein Paradies für Tiere und einem Mekka für Pflanzen- und Tierfans geworden.
Zu den kleineren Tieren, die hier leben gehören, neben über 100 Vogelarten, Füchse, Dachse, Marder Eidechsen, Schlangen, Schmetterlinge, Käfer, Frösche und Kröten. Wenn man Glück hat sieht man auch recht seltene Kröten in den moorigen Tümpel, oder sogar einen seltenen Salamander.
Aber vor allen Dingen sind es die hunderte von Rothirschen, Rehe, Wildschweine und Mufflons, das korsische Wildschaf, die die Besucher gerne unter anderem an den verschiedenen über den Park verteilten Wildbeobachtungsstellen beobachten können. Die beste Zeit, um sich auf die Lauer zu legen ist der späte Nachmittag bis zum Einbruch der Dunkelheit. Wobei Wildbeobachtung geht natürlich auch außerhalb dieser Beobachtungsstellen überall im Park. Und immer wieder treffe ich an verschiedensten Stellen im Park auf Besucher, die mit Fernglas den Horizont absuchen, um Tiere in ihrer natürlichen Umgebung zu entdecken. An einigen, anscheinend vielversprechenden, Stellen fühle ich mich an afrikanische Safaris erinnert, wo immer mehr Autos zu Beobachtungsposten werden. Denn inzwischen darf man auch gegen Gebühr einige Wege des Parks mit dem Auto befahren.
Aber die meisten Besucher sind zu Fuß oder noch häufiger mit dem Fahrrad unterwegs. Und wer sein eigenes Fahrrad nicht dabei hat, kann sich kostenlos eines der typischen weißen Fahrräder nehmen, die an den Eingängen oder am Besucherzentrum zahlreich zur Verfügung stehen. Es gibt auch Fahrräder für Kinder, Räder mit einem Kindersitz und selbst Rollstuhlfahrräder, auf denen der eigene Rollstuhl befestigt werden kann.
Insgesamt gibt es ein befestigtes Fahrradwege-Netz von ca. 40 Kilometern im Park und über 20 Wanderwege – mit insgesamt 200 Kilometern Strecke. Darunter auch neun mit Symbolen markierte Rundwanderungen.
Ziemlich zentral liegt das Besucherzentrum, wo man sich über den Park informieren, Fahrrad- und Wanderwegekarten erhalten, aber auch die Möglichkeit hat, in einem Museum mehr über die Natur und auch das Leben unter der Erde des Parks zu erfahren. In einem Shop gibt es Gelegenheit zum Stöbern und für das leibliche Wohl sorgt ein Restaurant.
Vom Besucherzentrum nehme ich mir ein weißes Rad, um entlang wunderbarer Landschaften die 8 Km zum Jagdhaus Hubertus, dem ehemaligen Wohnhaus der Familie Kröller-Müller, zu radeln.
Das beeindruckende, 1920 fertiggestellte, Gebäude ist wohl eher ein Schlösschen als ein Jagdhaus. Idyllisch liegt es direkt an einem See, eingebettet in eine wunderschöne Park- und Gartenlandschaft. Es ist eines der wichtigsten Baudenkmäler der Niederlande. Den Namen ‚Jagdhaus Hubertus‘ hat es wohl erhalten, da überall Motive aus der Legende des heiligen Hubertus in der Gestaltung zu entdecken sind.
Für eine Führung durch die Räume im Inneren, ein Gesamtkunstwerk aus Technik, Kunst und beeindruckendem Mobiliar, muss man sich extra in Voraus anmelden, also nicht erst am Tag des Besuchs.
Das Ehepaar Kröller-Müller, er ein erfolgreicher Geschäftsmann und leidenschaftlicher Jäger, sie begeisterte Kunstsammlerin, haben diesen heutigen Nationalpark „De Hoge Veluwe“ bereits Anfang des 20. Jahrhunderts gegründet, um Natur und Kultur zum Wohle der Öffentlichkeit zusammenzuführen. Deswegen ist der Park mehr als nur ein Naturpark. Mitten im Park hat das Ehepaar ein Kunstmuseum mit ihrem Namen gebaut, das heute unter anderem die mit 278 Werken weltweit zweitgrößte Van-Gogh-Sammlung beherbergt. Aber neben van Gogh gibt es unter anderem auch einige schöne Picassos, Monets und Cezannes zu bestaunen, wie auch viele Werke zeitgenössischer Künstler.
Die Kombination von Kunst, Natur und Architektur lässt sich besonders gut in dem, das architektonisch interessante Kröller-Müller-Museum umgebenen, 25ha großen Skulpturenpark erkennen, wo rund 200 imposante Skulpturen harmonisch in die Natur eingefügt auf Wiesen, in Teichen oder mitten im Wald stehen, u.a. von Rhodin und Moore.
Es gibt im „De Hoge Veluwe“ für große und kleine Besucher so viel zu sehen und zu entdecken, dass man sich mindestens einen Tag Zeit nehmen sollte, aber auch ein längerer Aufenthalt ganz sicher nicht für Langweile sorgt. Und auch in der näheren Umgebung des Parks gibt es noch viel anderes zu entdecken, so dass es sich auf jeden Fall lohnt, einige Tage in der Region zu bleiben. Egal ob Radfahren, Wandern, Kultur genießen, oder einfach nur abschalten. Vor allen Dingen da in der Region einige herausragende Hotels mit einem reichhaltigen Spitzen-Gastronomie zu entdecken sind, die jeden Geschmack bedienen. Vom geschmackvoll gestylten, modernen
Hotel Sterrenberg mit Restaurant und Pool, über das vom Wald „Paleis Het Loo“ umgebene 5-Sterne-Hotel De Echoput mit einem der berühmtesten Wildrestaurants der Niederlande, bis zum Relais & Chateaux Hotel ‚Kasteel Engelenburg‘, ein wirkliches Schloss, dessen Zimmer mit Antikmöbeln aber auch modernster Technik ausgestattet sind. Das von einem herrlichen alten Park und auch einem 9-Loch-Golfplatz umgebene Schloss hat auch eine hervorragende Küche mit einer exklusiven Auswahl südafrikanischer Weine. Durch das historische Ambiente des gesamten Schlosses, ob im Wintergarten-Restaurant aus dem 19. Jahrhundert, oder der englischen Lounge mit dem größten Angebot an Single Malt Whiskys in den Niederlanden, fühlt man sich in längst vergangene Zeiten versetzt.
Mehr Informationen unter www.das-andere-holland.de