Die Outdoor-Branche boomt, Micro-Adventures sind plötzlich extrem angesagt und Naturcampen steht ganz oben auf der To-Do-Liste von Menschen, die bisher mindestens vier Sterne auf ihrer Hoteltür brauchten. Was ist da los?
Die Deutschen, so scheint es im Moment, haben die Natur wiederentdeckt. Seit 2009 befragt das Bundesamt für Naturschutz jedes Jahr Menschen zu deren Naturbewusstsein. Mit positiven Ergebnissen: „Was unsere Identität als Menschheit ausmacht, ist im Wesentlichen die Natur auf der Erde“, fanden kürzlich in der neusten Studie von 2017 rund 70 Prozent der befragten Leute. Konzentrierten sich die Menschen in den Jahrzehnten zuvor mehr auf die Errungenschaften der Zivilisation, scheint jetzt das Jahrzehnt der Natur angebrochen zu sein: Das Buch „Das geheime Leben der Bäume“ war einer der größten Überraschungsbestseller der vergangenen Jahre und auch sein Nachfolger „Das Seelenleben der Tiere“ brach Verkaufsrekorde. „Die Natur muss gefühlt werden“, wusste schon Alexander von Humbolt im 18. Jahrhundert. Die Deutschen der Gegenwart geben ihm Recht und strömen hinaus in die Wälder und Gebirge. Das zeigt sich auch bei der Ferienplanung. Urlaub in der Natur liegt seit einigen Jahren wieder voll im Trend. Menschen suchen nach kleinen Abenteuern. Ein besonderes Revival erlebt das Zelt: In Deutschland sind Schätzungen zufolge fünf Millionen Menschen Camper, Campingplätze verzeichnen seit Jahren steigende Übernachtungszahlen. Wer auf der Webseite eines großen Outdoor-Anbieters nach dem Begriff „Zelt“ sucht, findet mehr als 150 verschiedene Modelle und der Verband der deutschen Caravan-Industrie schätzt die Zahl der neu angemeldeten Camping-Anhänger im Jahr 2018 auf 70.000.
Erholungsfaktor Zelt
Es stellt sich die Frage: Was fasziniert uns Menschen so sehr an der Natur? Warum zieht es uns raus aus dem Alltag und wie magisch in den Wald, in die Berge und an die Küste? Auf der Suche nach einer Antwort fängt man zuerst beim eigenen Alltag an. Wir werden täglich konfrontiert mit einer Flut aus Push-Benachrichtigungen, Werbung und dem unerbittlichen Ansturm des internationalen News-Zyklus. So laut ist das Leben in der modernen Stadt bisweilen geworden, dass wir vergessen, wie die Welt jenseits davon klingt. Henry David Thoreau, ein 28-jähriger Philosoph und Essayist zieht schon im 19. Jahrhundert in eine kleine Hütte am Rande eines kleinen Sees und lebt dort zwei Jahre lang in Abgeschiedenheit von der sich rapide industrialisierenden amerikanischen Gesellschaft. Jahre später schreibt er in seinem Buch „Walden“ über diese Zeit: „Ich ging in die Wälder, denn ich wollte wohlüberlegt leben und nur den wesentlichsten Dingen des Lebens gegenüberstehen“.
Thoreaus Manifest gilt bis heute. Auch wir, die modernen Camper gehen in die Natur, um bewusst zu leben – und werden ein ums andere Mal wieder überrascht von den wohltuenden Effekten und vom enormen Erholungsfaktor, den wir mit nach Hause bringen. Und so ist jede erste Nacht in einem Zelt immer wieder eine große Überraschung darüber, dass die Stille nicht lautlos ist. Nur mit der Zeltplane zwischen uns und dem Nachthimmel erfüllen Geräusche die Dunkelheit. Zikaden lärmen von den nahen Baumreihen, unser Rhythmus passt sich der Natur an und wenn morgens die Sonne aufgeht, erinnern uns die wärmenden Strahlen, wie gewichtig genau dieser Moment ist. Freiheit und Erholung, das suchen die Menschen in der Natur heute, genauso wie im 19. Jahrhundert. Einen Grund für unsere Liebe zum Zelt finden wir auch in der Erinnerung an unsere Kindheit. Kaum ein Erwachsener schafft es, nicht zu strahlen, wenn er von gemeinsamen Familienurlauben im Vier- bis SechsMann-Iglu-Zelt erzählt. Kaum einer, der nicht nostalgisch ans Lagerfeuer davor denkt, an Würstchen am Stock und den Tau auf der Plane, wenn man morgens den Reißverschluss des Zelteingangs öffnet. Die Details variieren, doch fast immer sind die Erinnerungen intensiver als vieles andere, was seit Jahrzehnten Vergangenheit ist.
Glamping kombiniert Naturerlebnis und Komfort
Die Camping-Erlebnisse unserer Kindheit liegen oft Jahrzehnte zurück und die Erinnerung verklärt die Realität. Vergessen ist der mürrische Dauercamper von nebenan, die langen Schlangen vor den Duschen und die engen Reihen der Wohnmobile. Und während damals das Zelt oft nur eine günstige Alternative war, sehnen sich Menschen heute wieder nach dem unbeschwerten Abenteuerurlaub. Nur eben etwas anders – und vor allem ohne die alten Campingplatzklischees. Denn eigentlich geht es beim Camping ja nur um eines: Die Entfernung vom Alltag und die Wiederentdeckung der Verbindung zur Natur. So konnten sich in den letzten Jahren Formen des Übernachtens unter freiem Himmel entwickeln, die Komfort und Naturerfahrung vereinen und das Camping zu einem allübergreifenden Trend machen. Menschen, die bisher mindestens vier Sterne auf ihrer Hoteltür brauchten, suchen jetzt ganz bewusst nach simpleren Alternativen. Aber mit Stil und Annehmlichkeiten. Beim Glamping, dem „glamourösen Camping“, muss man auf nichts verzichten. Hier wird Camping neu gedacht und eine neue Qualität des Zeltens geboten, die genau diesem Zeitgeist entspricht. Glamping verbindet den Komfort einer Übernachtung im Hotel mit der faszinierenden Nähe zur Natur. Man schläft unter einem Zeltdach und genießt morgens trotzdem den Luxus der eigenen Dusche – man tritt durch den Zelteingang in die freie Natur und liegt trotzdem weich auf guten Matratzen und sitzt auf stylischen Loungemöbeln. Oder man relaxt im Wald-Spa.
Beim Glamping geht es aber auch darum, der zusammengedrängten Atmosphäre des klassischen Campingplatzes zu entkommen.
Die Unterkünfte stehen hier weit verteilt in der Natur. Statt der Zeltwand des Platznachbarn sieht man Wald oder eine weite Wiese. So überkommt einen schnell ein Gefühl tatsächlicher Wildnis und ehrlicher Freiheit.
Sehnsuchtsorte jenseits der Stadt
Es ist genau dieses Gefühl von Natur, Freiheit und Komfort, das Céline Bossanne den Gästen in ihren Huttopia Campings und Villages mitgeben will. „Die Menschen wollen sich in der Natur wohlfühlen“, sagt sie, wenn man sie fragt, warum sie mit ihrem Mann 1999 ihre Firma für Naturcamping gegründet hat. Ohne flächendeckenden WLAN-Empfang sind die Villages Enklaven im Sturm der digitalen Ablenkungen. Statt in klimagekühlten Großraumbüros finden sich die Gäste in der Natur wieder, in der sie nachts die Geräusche des Universums hören statt die Piepser ihrer Smartphones. Die von Huttopia eigens entwickelten Hütten und Safarizelte aus Holz und dickem Canvas-Tuch stehen hier frei verteilt auf dem Gelände und sind bei der Ankunft bereit zum Einzug. Private Loungedecks mit Plancha-Grill und lässigen Möbeln bieten vor jedem Zelt Platz zum Entspannen, für Zeit zum Reden und Erinnerungen, die länger hängen bleiben. Veranstaltungen wie Open-Air-Kinovorstellungen, Konzerte und sportliche Aktivitäten lassen das ganze Village zu einer großen Gemeinschaft werden, wenn man das möchte. Ob Bogenschießen, Baumklettern, Mountainbiken oder einfach nur Lesen – was man auch im Village tut, ist die Entscheidung jedes Einzelnen.
Die Orte der Huttopia Plätze sind sorgfältig gewählt. Sie fügen sich natürlich, fast unauffällig, in die Landschaft ein. Ob nun in den endlosen Lavendelfeldern der Provence, den sanften Hügeln und nur von Hecken unterbrochenen Feldern der historischen Grafschaft Perche, an der die Industrialisierung fast spurlos vorübergegangen ist, oder den wild gebliebenen Wäldern des Perigord, am Rand des Flusses Dordogne – die Huttopia Campings und Villages liegen eingebettet in die schönsten Gegenden Frankreichs und werden so zu Ruhepolen inmitten der sich immer schneller drehenden Gesellschaft, zu Sehnsuchtsorten jenseits der Stadt.
Céline Bossanne, die Co-Gründerin von Huttopia, weiß, warum die Menschen zu ihnen kommen: „Die Natur zu erfahren ist einfach ein Grundbedürfnis des Menschen“. Niemand kann ganz ohne Natur sein, davon ist sie überzeugt.