Bei Kreuzfahrt denkt man immer erst an eine Meeresreise, aber dabei gibt es auch Flusskreuzfahrten, welche gerade jetzt immer beliebter werden, sind die Schiffe doch deutlich kleiner, die Wege kürzer und der Umgang miteinander persönlicher. Auch Seekrankheit ist kein Thema, denn selbst bei windigem Wetter gleitet ein Flusskreuzfahrtschiff ruhig und sanft, wie auf Schienen, durch das Wasser, nur das Plätschern der Wellen wird lauter.
Und anders als auf dem Meer gibt es durch die ständig wechselnden Uferlandschaften auf Europas schönsten Flüssen immer etwas zu sehen und zu erleben. Davon konnte ich mich auf einer Flusskreuzfahrt mit der MS Belvedere von nicko cruises auf der schönen blauen Donau von Passau bis Budapest überzeugen. Die einzige Enttäuschung dabei, die Donau war keinesfalls blau, sondern eher bräunlich-grün. Das war wohl früher zur Zeit der Komposition des berühmten Donauwalzers anders.
Vom österreichischen Engelhartszell (nahe Passau) führte unsere Reise durch Österreich, Slowakei und Ungarn. Die Kabinen auf der MS Belvedere, sind zwischen 14,5 und 22qm groß. Auf Flusskreuzfahrten gibt es keine Innenkabinen und die meisten Kabinen haben einen französischen Balkon, so dass ein Panoramablick und frische Luft gewährleistet ist. Nur die Kabinen nahe der Wasseroberfläche haben verständlicherweise ein nicht zu öffnendes Fenster.
Den Vorteil eines französischen Balkons genieße ich vor allen Dingen am Morgen, wenn ich vom Bett aus den Blick auf die sanfte Morgenstimmung am Fluss mit noch menschenleerer Landschaft genieße, und durch das einen Spalt weit offene bodentiefe Fenster die frische Morgenluft hineinweht. Das leise Plätschern der Wellen ist so entspannend, dass ich eigentlich das Bett gar nicht verlassen möchte.
Doch das reichhaltige Frühstücksbuffet lockt und auch aus dem Restaurant hat man einen herrlichen Blick auf die Flusslandschaften. Coronabedingt darf man sich am Buffet nicht selbst bedienen, sondern freundliche Kellner füllen die Teller entsprechend der geäußerten Wünsche.
Ebenfalls coronabedingt legt die MS Belvedere statt in Passau im österreichischen Engelhartszell unweit von Passau ab. Der Transfer dorthin war bestens organisiert Die Einschiffungsformalitäten, wie das Fiebermessen und einen kostenlosen Covid19-Antikörpertest konnten hier mit mehr Platz fachgerecht durchgeführt werden. Ansonsten galt innen natürlich Masken- und Abstandspflicht auf den Gängen, wie auch im Restaurant oder der Bar auf dem Weg zum Platz. Ebenfalls war eine Ärztin an Bord. Auch wenn in Österreich und Ungarn an Land kaum mehr Masken getragen wurden, haben sich auf dem Schiff alle brav darangehalten.
Da die Reise in Engelhartszell gestartet ist, konnte die berühmte Schlögener Schlinge noch bei Tageslicht bestaunt werden. Am späten Abend glitt das Schiff auf dem dunklen Fluss am hell erleuchteten Linz vorbei.
Als es am sonnigen Vormittag kurz nach dem Frühstück auf einmal wieder dunkel zu werden schien, wunderte sich keiner auf dem Schiff. Denn die MS Belvedere war mal wieder in eine Schleuse eingefahren. Das kommt auf der Strecke häufig vor. An beiden Seiten des Schiffs sind dann die hohen, düsteren Mauern der Schleusenkammern zu sehen und sorgen für den eingeschränkten Lichteinfall. Insbesondere in der Kabine kann man da auf einmal fast im Dunklen stehen. Doch die Passagiere sind es schon gewohnt. Das Wasser strömt langsam in die Schleusenkammer, allmählich bewegt sich das Schiff nach oben und schon bald wird es wieder hell. Die Prozedur mit dem Auf oder Ab in der Schleusenkammer gehört zu einer Flusskreuzfahrt auf der Donau dazu, am Tag und auch in der Nacht. Allein von Engelhartszell bis nach Wien durchfährt das Schiff acht Schleusen. Da noch wenig Schiffe unterwegs sind hatten wir an den Schleusen nie Wartezeiten. Und überhaupt unser ukrainischer Kapitän Georgiy fuhr recht zügig, schließlich kennt er die Donau wie seine Westentasche.
Wien
So erreichten wir schon vor der Zeit am späten Vormittag Wien, wo wir im Ortsteil Nussdorf unweit lauschiger Heurigen-Lokale und auch einer Straßenbahn mit direkter Verbindung in Zentrum anlegten. So ist man unabhängig, sollte man Wien auf eigene Faust erkunden wollen, was sich ja bei einer Liegezeit von anderthalb Tagen anbietet. Aber erstmal ging es auf gemeinsame Stadterkundung und auch am Abend bevorzugten viele den gemeinsamen organisierten Heurigen im berühmten Grinzing, statt der kleinen Heurigen der Einheimischen in der Nähe der Anlegestelle.
Für Wien ist die Zeit immer zu kurz bemessen. Auch fast zwei Tage reichen nur für einen ersten Eindruck von den zahlreichen Sehenswürdigkeiten. Beim Bummel durch die historische Altstadt sollte man sich auf jeden Fall auch Zeit nehmen für eine Wiener Melange und ein Stück Sachertorte in einem echten Wiener Café, ob im Sperl, Central oder Demel. Absolut empfehlenswert auch ein Ausflug ins Schloss Schönbrunn und dem dazugehörigen Park.
Nächster Halt ist Esztergom, eine der ältesten Städte Ungarns mit der stolz über der Donau thronenden Basilika. Die Esztergom Basilika, heutiger Hauptsitz der katholischen Kirche Ungarns, ist Ungarns größte Kirche. Entweder geht es bequem mit einem kleinen Touristenzug hoch oder in etwa 20 Minuten zu Fuß. Dabei hat man die Wahl zwischen circa 200 Stufen steil bergauf oder entlang der Straße. Der Weg lohnt sich. Die Basilika hat eine Länge von 118 Meter und eine Breite von 49 Meter. Die Kuppel hat einen Durchmesser von 33,5 Metern und eine Innenhöhe von fast 72 Metern. Die Burg nebenan war früher Königspalast und Residenz der ungarischen Könige, wurde doch hier der Legende nach der erste ungarische König und Staatsgründer Stephan I. geboren.
Budapest
Vor der Ankunft am frühen Abend in Budapest, kamen wir durch das bekannte Donauknie mit einer atemberaubenden Panorama-Landschaft.
Noch im Hellen glitt das Schiff an den vielen prächtigen Bauwerken vorbei, die sich am Ufer der Donau präsentierten, allen voran das berühmte Parlamentsgebäude im neugotischen Stil mit seinen filigranen Giebeln und Türmen, dem Londoner Westminster nachempfunden. Fast alle Mitreisenden waren auf dem Sonnendeck versammelt, mit gezückten Handys und Kameras.
Unser Liegeplatz war mitten in der Stadt zwischen Buda und Pest mit Blick auf die am Abend stimmungsvoll angestrahlte berühmte Kettenbrücke aus dem 19. Jahrhundert, und am anderen Ufer auf Burgpalast und Fischerbastei.
Von hier ist man schnell zu Fuß in der Pester Innenstadt, mit schickes Läden zum Shoppen und legendären Kaffeehäusern, oder am Abend am Elisabeth-Platz, wo die Budapester in den umliegenden Vierteln die lauen Sommernächte auf Plätzen und Straßen, in Restaurants, Kneipen und Bars genießen. Auch ist die historische Große Markthalle nah, die nicht nur sehenswert, sondern auch ein garantierter Fundort von Mitbringsel für zuhause.
Was ist Ungarn ohne Puszta? Von Budapest bietet sich ein Ausflug dahin an, wo traditionelle Csikos-Reiter in waghalsigen Vorführungen zeigen wie geschickt und mutig sie mit ihren Pferden umgehen können, und damit ein Stück ungarischer Geschichte veranschaulichen.
Leider verlassen wir Budapest viel zu früh. Als wir am späten Abend an den beleuchteten Sehenswürdigkeiten in Richtung Bratislava vorbeiglitten, beschloss ich bei diesem zauberhaften Anblick, dass ich bald mit mehr Zeit wiederkommen werde.
Gerade das ist für eine Flusskreuzfahrt typisch, die Stopps sind eher Stippvisiten, die dazu anregen, wiederzukommen, gleichsam Appetitanreger für spätere Städtetrips.
Bratislava
Auf der Rückfahrt machte die MS Belvedere direkt vor dem Stadtzentrum der slowakischen Hauptstadt Bratislava fest, welche nur eine knappe Autostunde von Wien entfernt liegt.
Hoch über der Stadt thront mit weißen Mauern und rot leuchtendem Dach die rekonstruierte Barock-Burg Bratislava, das bekannteste Wahrzeichen der Stadt, früher Sitz der ungarischen Könige, heute ein Historisches Museum mit Schatzkammer. Von den Burgmauern aus bietet sich ein toller Blick über die Donau bis über die nahe Grenze Österreichs.
Die pittoreske Altstadt mit ihren barocken Häuschen und gepflasterten Gässchen, den kleinen Cafes, Restaurants und Lädchen lädt zum Bummeln ein. Ein Kontrast zum historischen Flair der Stadt sind die vielen jungen Leute, meist Studenten, die in der Altstadt, aber auch entlang der Donau in trendigen Restaurants und Bistros chillen.
Wachau
Am nächsten Tag ging es durch die malerische Wachau. Das schmale Donautal zwischen Krems und Melk ist nicht nur eines der wichtigsten Weinbaugebieten Österreichs, sondern deren Landschaft auch seit dem Jahr 2001 UNESCO Weltkulturerbe.
Das Schiff fuhr vorbei an einer seiner sanften Hügellandschaft, steilen Terrassen mit Weinstöcken, mittelalterlichen Städtchen, Burgen, Ruinen, Schlössern und beeindruckenden Klöstern, einer Landschaftskulisse wie aus dem Bilderbuch. Vorbei an dem bezaubernden Städtchen Dürnstein mit dem gleichnamigen Augustiner-Chorherrenstift und seinem markanten blauen Türmchen und der über der Stadt thronenden Burgruine, wo einst Richard Löwenherz gefangen gehalten wurde.
Melk, unsere letzte Station, ist weltbekannt für das beeindruckende Benediktiner Stift, das als eines der schönsten Barockensembles Europas gilt, und als Wahrzeichen der Wachau Teil des UNESCO Weltkulturerbes ist. Das Kloster beherbergt eine der größten und ältesten Bibliotheken der Welt mit tausenden wertvollen Büchern. Und auch einen Platz im Paradies kann im dazugehörenden Stiftsgarten finden, ein „Paradiesgärtlein“, wo man durch einen tunnelförmigen Laubengang zum „Platz im Paradies“ gelangt.
Natürlich darf auch auf einer Flusskreuzfahrt zum Abschluss ein Gala Dinner mit einer Eisbombe á la Traumschiff nicht fehlen. Fast alle Passagiere haben sich dafür etwas feiner angezogen. Ohne Gala Dinner wäre allerdings vielleicht auch der ein oder andere Koffer bestimmt leichter gewesen.
Fazit
Schön war es. Eine Woche gemächlich auf der Donau an Burgen, Schlössern, Dörfern, Weinbergen, Wäldern und Felsen vorbeigleiten entschleunigt. Und die Besichtigungen von Städten, mächtigen Kirchen und Klosteranlagen in drei Ländern, in Österreich, der Slowakei und Ungarn waren wirklich Appetitanreger.
Während der gesamten Reise hatten alle Mitarbeiter von nicko cruises immer ein Lächeln auf dem Gesicht und das Wohl der Passagiere im Focus. Unsere Kellner Metin kannte schon am zweiten Tag unsere Vorlieben beim Essen und den Getränken.
Der Kreuzfahrtleiter Reinhard Wimmer informierte dank Bordlautsprecher über jede Sehenswürdigkeit entlang der Strecke, Veranstaltungen, Programmpunkte und alles was von Interesse war. Und auch persönlich beantwortete er freundlich jede Frage kompetent.
Das Essen an Bord war so gut, dass man dankbar für den kleinen Fitnessbereich war, zwar mit einer überschaubaren Auswahl an Geräten, aber immerhin. Es reicht aus, um sich zwischendurch ein wenig sportlich zu betätigen und die Pfunde zu bekämpfen. Vermisst habe ich, dass keine Fahrräder an Bord oder an den Anlegestellen auszuleihen waren. Vielleicht hätte man ja auch ein Stück des Donauradweges radeln und eine Anlegestelle weiter wieder an Bord gehen können.
Es war eine wirklich entschleunigende Art zu Reisen. Dabei hat man vieles an verschiedenen Orten entdecken und erleben können, ohne von Hotel zu Hotel ziehen zu müssen. Ein großes Plus auch, dass die Liegeplätze immer zentrumsnah, meist sogar mitten in der Stadt, sind.
Das war sicherlich nicht meine letzte Flusskreuzfahrt. Und mit einem leckeren Cocktail in der Hand und einem lieben Menschen an der Seite auf der Donau in den Sonnenuntergang zu gleiten ist definitiv ein unvergessliches Erlebnis! Vielen Dank nicko-cruises!