Der Natur ganz nah sein: Wildcampen mit dem Wohnmobil

©cruise-america
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Als Ausgleich zum hektischen Alltag sehnen sich viele Reisende im Urlaub nach Entschleunigung, einer Auszeit. Sie wollen in der Natur Kraft tanken, die Stille genießen und ganz für sich sein. Dies gelingt am besten, wenn man auch im Wald oder an einem Fluß übernachten kann. Wer einen gewissen Komfort trotzdem nicht missen möchte, reist mit dem Wohnmobil und hat so seine kleine Wohnung mit dabei. Da es für das Übernachten abseits der Campingplätze einige Regeln zu beachten gibt, hat das Online-Reisebüro CamperDays nun viele Tipps zum Wildcampen rund um den Globus zusammengestellt.

Einige Regeln gelten für alle Länder

Wildcampen ist erlaubt und kostet nichts, vorausgesetzt, das Wohnmobil steht nicht auf verbotenem Gebiet. In einigen Ländern können Urlauber fast überall campen, in anderen ist es großteils verboten. Folgende Regeln gelten jedoch für alle Länder:

  • Campen in Nationalparks, Naturschutzgebieten, Naturreservaten, Jagdbanngebieten und Landschaftsschutzgebieten ist grundsätzlich verboten.
  • Auf privaten Grundstücken dürfen Urlauber nur mit Erlaubnis des Eigentümers campen. Landwirtschaftlich genutzten Flächen sind für Camper nicht zugelassen. Camper sollen keinen Müll hinterlassen und die Camping-Stelle nicht beschädigen. Offenes Feuer ist besonders in Wald- und Buschgebieten wegen Brandgefahr zu vermeiden.
Deutschland: Wildcampen ist Ländersache

In Deutschland ist Wildcampen allgemein nicht gestattet und wird mit einem Bußgeld quittiert. Im Einzelfall entscheiden jedoch die Länder, zudem haben einzelne Kommunen das Recht, Sonderregelungen aufzustellen. Wenn ein privates Gelände nicht abgegrenzt ist, hat der Besitzer nur das Recht, Reisende zur Weiterfahrt aufzufordern. Sollte es jedoch sichtbar abgegrenzt sein, droht eine Belangung wegen Hausfriedensbruch.

Südeuropa: Gerne mal ein Auge zugedrückt

In Frankreich, Italien, und Spanien ist Wildcampen grundsätzlich verboten. Ländliche Gegenden werden jedoch wenig kontrolliert. Auch Einheimische drücken gerne mal ein Auge zu, insbesondere wenn man nett um Erlaubnis bittet. Von 19 bis neun Uhr dürfen Reisende sogar in Nationalparks übernachten. Reisende sollten jedoch auf Verbotsschilder achten. In Touristenregionen wird das Verbot konsequent durchgesetzt und Strafen fallen oft sehr hoch aus. Hier ist es ratsam, Einheimische um Erlaubnis zum Campen auf Privatgrund zu fragen. Wer in Küstengebieten sowie im Umfeld von bekannten Sehenswürdigkeiten campiert, muss mit Strafen von bis zu 1.500 Euro rechnen. CamperDays empfiehlt als Alternative sogenannte Camping-Municipal-Plätze. Diese Wohnmobilstellplätze gehören den Gemeinden und können kostenlos oder für einen geringen Betrag genutzt werden.

Nordeuropa: Freiheit des Jedermannsrechts

Vergleichsweise locker sind die Wildcamping-Regelungen vielerorts in Skandinavien. In Schweden, Finnland und Norwegen gilt das sogenannte Jedermannsrecht. So dürfen Wohnmobile am Straßenrand abgestellt werden, solange dadurch keine Schäden an der Natur oder Verkehrsbehinderungen entstehen. Wichtig ist ein angemessener Abstand (etwa 150 Meter) zu Wohnhäusern.

Im gastfreundlichen Island wird freies Campen mit dem Wohnmobil oft toleriert, auch wenn es offiziell nicht erlaubt ist. CamperDays empfiehlt jedoch, stattdessen einen der zahlreichen Campingplätze aufzusuchen, die auf der wenig besiedelten Insel oft in landschaftlich schönen Regionen liegen. So tragen Reisende nicht nur zum Schutz der Umwelt bei, sondern fördern zudem den Tourismus. Mit der Camping Card für 110 Euro können sie 28 Nächte auf einer Vielzahl von Campingplätzen stehen. Die Karte gilt für zwei Erwachsene und bis zu vier Kinder.

In Dänemark dürfen Wohnmobile grundsätzlich nicht außerhalb von Campingplätzen stehen. Für einen kurzen Aufenthalt können Reisende jedoch öffentliche Parkplätze oder Raststätten nutzen, solange es nicht ausdrücklich verboten ist.

Irland: Land der Gastfreundschaft

Irland verbietet Wildcampen offiziell und es wird häufig kontrolliert. Mit Glück bleibt es bei einer Verwarnung. Da Iren jedoch als sehr gastfreundlich gelten, empfiehlt CamperDays, bei nahegelegenen Cottages vorbeizuschauen und den Besitzer nach einer Übernachtung zu fragen. Oft lässt sich dies mit einem Einkauf im Hofladen kombinieren.

Schottland: Aufgeschlossen gegenüber Wildcampern

In angemessenem Abstand (15-20 Meter) vom Rand öffentlicher Straßen zu parken und übernachten, ist in der Regel problemlos. Allgemein sind die Schotten Wildcampern gegenüber sehr aufgeschlossen und das Land lockt mit so vielen Freiheiten wie kaum ein anderes. Im Scottish Outdoor Access Code erhalten Interessierte weitere Informationen.

USA: Wildcampen in National Forests

In den USA ist Wildcampen bis auf einige Ausnahmen verboten. Es gibt jedoch Regionen, in denen Reisende ganz legal ihr Wohnmobil abstellen können. Dazu gehören die National Forests. Auch innerhalb der sogenannten BLM-Gebiete (Bureau of Land Management) ist es oft gestattet. In Nationalparks gibt es häufig “Wilderness Areas”, auf denen Reisende wild campen dürfen, meist jedoch mit einer Genehmigung, die sie an vielen Besucher- und Touristenzentren erhalten.

Kanada: Achtung vor wilden Tieren

In den meisten Regionen ist Wildcampen verboten und nicht empfehlenswert, da gerade in touristisch relevanten Gebieten häufig kontrolliert wird. Ein weiterer, nicht zu unterschätzender Aspekt sind Gefahren durch wilde Tiere (vor allem Bären) und wechselhaftes, unberechenbares Wetter sowie Waldbrände. In National Forests ist es auch hier meistens erlaubt, ebenso gibt es sogenannte “Rest Areas” zum Übernachten. In Großstädten wild zu campen wird grundsätzlich nicht erlaubt und kann empfindliche Geldstrafen zur Folge haben.

Australien: Wilcampen in Bush-Camps

Wildcampen ist auf dem gesamten Kontinent verboten. Manche Nationalparks bieten jedoch sogenannte Bush-Camps an, wo gegen einen geringen Aufpreis gecampt werden kann. Ein Großteil des Landes gehört Farmern. Diese um Erlaubnis zu bitten, gestaltet sich oft schwierig, da die einzelnen Grundstücke große Ausmaße haben.

Neuseeland: nur mit Einschränkungen

In Neuseeland ist das Wildcampen ungern gesehen und kann streng bestraft werden. Die genauen Gesetze unterscheiden sich regional und auch die Einstellung der Einheimischen gegenüber Wildcampern kann stark variieren. Eine Alternative sind auch hier Privatgrundstücke von Einheimischen, die Camper explizit einladen. An Plätzen in Neuseeland, an denen das Campen mit dem Wohnmobil erlaubt ist, muss das Fahrzeug über eine „unabhängige Versorgung“ verfügen. Im ausführlichen Blogartikel Wildcampen in Neuseeland gehen die Experten aus Köln auf Details ein.

Osteuropa:  Verbot auch auf Privatgelände

In den meisten osteuropäischen Ländern sowie in Russland ist das Campen außerhalb von Campingplätzen verboten. Dies gilt auch für Raststätten und Parkplätze. Diese strenge Regelung betreffen Rumänien, Bulgarien, die Slowakei, Slowenien, Ungarn, Kroatien, Griechenland und Tschechien. Österreich schließt sich seinen osteuropäischen Nachbarn an, wobei das Übernachten auf Privatgrundstücken erlaubt ist. In beliebten Ferienregionen wie Tirol rät CamperDays wegen gründlicher Kontrollen und Strafen jedoch vom Wildcampen ab.

Südliches Afrika: Große Flächen, wilde Tiere und strenger Naturschutz

In Namibia ist Wildcampen zwar nicht verboten, allerdings können Reisende nur schwer erkennen, wo die freie Wildnis aufhört und privates Farmerland beginnt. Besitzer von Privatgrund nach Erlaubnis zu fragen, gestaltet sich wegen der weitläufigen auch hier schwierig. CamperDays hat im Detail wichtige Infos zu Campingplätzen in Namibia zusammengestellt. In Südafrika ist Wildcampen verboten. Damit sollen Natur und wilde Tiere geschützt werden, aber auch die Camper vor wilden Tieren.