Der Schock, dass auch Deutsche und andere Europäer an der US-Einreise scheitern, sitzt tief. US-Grenzer entscheiden scheinbar noch willkürlicher als vorher. Vor allem Reisende, die kein US-Visum benötigen, sondern per ESTA-Visum einreisen, können sich kaum wehren.
Wer schon einmal in die USA eingereist ist weiß, dass man sich bei der Grenzkontrolle schon oft eher als Bittsteller, denn als willkommener Gast gefühlt hat. Doch nun scheinen sich die Kontrollen zuzuspitzen. Inzwischen häufen sich auch die Nachrichten von unbescholtenen EU-Bürgern, die abgewiesen wurden, so dass das Deutsche Auswärtige Amt bereits die Reisehinweise für die USA verschärft haben.
Transit
Vor allen Dingen sind die folgenden Dinge auch wichtig, wenn man gar nicht in die USA einreisen möchte, sondern nur auf einem USA-Airport umsteigen möchte. Denn auch bei Transit muss man in den USA mit dem Gepäck das gleiche Einreiseprocedere durchlaufen, auch wenn das Gepäck danach erneut eingecheckt wird.
Willkür der Grenzbeamten
So wurden zwei Deutsche beim Übergang von Mexico nach USA von den Einwanderungsbehörden 46 Tage inhaftiert. Die beiden Reisenden, die nach eigenem Bekunden legal eingereist waren, wissen bis heute nicht, warum sie eingesperrt und abgeschoben wurden. Einer Britin passierte Ähnliches. Sie alle werden das Warum auch nie erfahren, weil die Beamten unter der Ägide des Ministeriums für Innere Sicherheit der Vereinigten Staaten (Department of Homeland Security) jeden ohne Angabe von Gründen an der Grenze abweisen dürfen. Nicht ohne Grund hat daher das Auswärtige Amt die Reisehinweise für die USA verschärft, denn abgelehnt werden darf von den US-Beamten jeder, egal ob er ein Visum hat oder keines benötigt.
Bisher hat die Bundesrepublik, wie die meisten EU-Länder, das Privileg, dass ihre Bürger kein USA-Visum, sondern nur ein ESTA-Visum beantragen müssen. Egal ob für Urlaub oder Business – die visafreie Aufenthaltsdauer ist immer auf 90 Tage begrenzt. Das heißt, deutsche Staatsangehörige müssen sich lediglich vorab die elektronische Reisegenehmigung ESTA im Internet holen.
Wobei man bereits auch schon hier vorab scheitern kann, da oft von den US-Behörden vor der Erteilung des ESTA-Visums die Sozialen Medien, wahrscheinlich inzwischen auch per KI, durchsucht werden, und z.B. kritische Äußerungen zur US-Politik einem zum Verhängnis werden können.
Und letztendlich ist auch ein erteiltes ESTA-Visum keine automatische Einreisegarantie. Die wird jeweils am Airport oder an den amerikanischen Landesgrenzen von Grenzbeamten erteilt – oder eben nicht.
Wer am Schalter von „Customs and Immigration“ (Zoll und Einwanderung) abgelehnt wird, hat ein großes Problem, da mit der Beantragung des ESTA-Visums er auf seine Rechte, eine Abweisung und die Deportation juristisch anzufechten, verzichtet hat. In solchen Momenten sollte man weder laut noch unhöflich werden, denn die Beamten fackeln nicht lange und schneller als gedacht sitzt man in Abschiebehaft. Unabhängig davon kann das das Ende der Reise bedeuten, wie auch zusätzliche Kosten, da man oft nun auch auf eigene Kosten zurückfliegen muss.
Vorbereitet sein
Um auch in diesen Trump-Zeiten, möglichst problemlos in die USA-Einreise einreisen zu können, sollte man sich genau an die Regeln halten. Das heißt Aufenthaltsfristen gemäß Visavorschriften auf keinen Fall überschreiten bzw. nicht arbeiten mit dem falschen Visum. Auf jeden Fall jedoch hilft es, sich auf die Fragen des Grenzbeamten vorzubereiten.
Die Kurzinterviews laufen immer nach einem Schema ab: Gefragt wird immer nach dem Zweck des Besuchs (privat, geschäftlich, Ausbildung), Aufenthaltsdauer (Reisedaten/unterlagen parat haben), Unterkunft (Adresse, Reservierung). Wer geschäftlich unterwegs ist, sollte das belegen und erklären können. Zusätzlich könnte der Beamte noch persönlichere Fragen (Finanzen, Familienstatus) stellen. Die Antworten sollten präzise und ehrlich sein sowie mit den ESTA-Angaben übereinstimmen. Wenn eine Frage nicht einleuchtet, entweder schweigen oder extrem vorsichtig nachfragen, was das denn nun unmittelbar mit der Einreise zu tun habe.
Ruhe bewahren
Die Grenzer scheinen ein Gespür für Widersprüche zu haben. Falsche Angaben können sich übel rächen. Auch das Benehmen vor dem Schalter spielt eine Rolle. Ungeduld, Unhöflichkeit oder gar schlechte Witze kommen nicht gut an. Gefühle wie Frustration oder Ärger sind der Einreise nicht förderlich.
Herzklopfen bekommen die meisten, wenn der Grenzer in einen Nebenraum zu Zweit-Interview bittet. Dabei kann es sich um statistische Routine handeln. Es kann sich zudem um ein Standardverfahren handeln, um Dokumente und Angaben nochmal zu überprüfen. In allen Fällen empfiehlt es sich, Ruhe zu bewahren und auf keinen Fall die Nerven zu verlieren. In vielen Fällen lassen sich die Dinge klären, Freunde oder Geschäftspartner anrufen, Bestätigungen einholen – und die Einreise gelingt doch noch.
Technisch vorbereitet sein
Es wird auch vom Deutschen Auswärtigen Amt extra darauf hingewiesen, dass elektronische Datenträger wie Laptops, Tablets oder Mobiltelefone durchsucht und auch einbehalten werden können. Die Grenzbeamten entscheiden, wer einreisen darf und wer nicht.
So etwas wie Privatsphäre gibt es bei US-Grenzkontrollen nämlich nicht. Die Beamten können Handys und Laptops bis in den letzten Winkel erforschen. Die Geräte sollten deshalb keine verfänglichen Daten anzeigen.
Daten löschen oder gut verschlüsseln
Grundsätzlich sollten alle Daten, die man auf der Reise nicht unbedingt braucht, gelöscht werden. Für Daten, auf die nicht verzichtet werden kann, die aber keiner sehen soll, empfiehlt es sich, sie vor der Abreise auf einem Server zu speichern und später nach der Einreise wieder aus der Cloud aufs eigene Gerät zu holen. Wenn das nicht geht, etwa weil die Dateien z.B. zu groß sind, sollte man diese auf jeden Fall verschlüsseln und mit einem langen, guten Passwort sichern. Das muss man sich allerdings auch merken können, auf einen Zettel aufschreiben ist nämlich ebenfalls keine gute Idee. Von einer Sicherung via Fingerabdruck raten Experten ebenfalls ab, denn die Grenzer können einen dazu zwingen, den Finger auf den Leser zu halten und die Daten so wieder freizugeben. Aber natürlich macht auch eine Verschlüsselung manchmal Probleme, weil verdächtig.
Grundsätzlich ist zu empfehlen, alle elektronischen Geräte vor der Grenzkontrolle auszuschalten. Womöglich ist es den Beamten zu aufwändig, das Gerät hochzufahren. Vertrauen kann man darauf allerdings nicht. Und: Wer sich weigert, das Gerät zu starten und freizuschalten, muss damit rechnen, dass es beschlagnahmt wird. Womöglich wird es mit verschiedenen technischen Mitteln bearbeitet, um auf die Inhalte zugreifen zu können. US-Behörden können auch versuchen, gelöschte Daten wieder zu rekonstruieren. Insofern reicht es nicht, Dateien einfach in den Papierkorb zu schieben. Um sicherzugehen, dass bestimmte Inhalte nicht wieder gefunden werden, muss man spezielle Löschprogramme verwenden.
Tipps für das Handy
- Das Fotoalbum auf dem Handy kann jede Menge über einen verraten. Auf den Bildern sind oft die Geodaten hinterlegt. Die Grenzer können so schnell herausfinden, wo man in letzter Zeit unterwegs war. Und es gibt einige Länder, die US-Beamte schnell in Alarmstimmung versetzen. Deshalb sollte man sich genau überlegen, ob man nicht am besten alle Bilder vom Gerät löscht.
- Social Media Apps zeigen den Beamten sofort, in welchen Kanälen man sich bewegt. Die Grenzer fragen dann womöglich nach dem Passwort und sehen sich die Chats auf ihrem eigenen PC genau an. Wer also nicht will, dass ein bestimmter Account durchforstet wird, sollte diese App in jedem Fall vom Handy verschwinden lassen.
- Grundsätzlich gilt: so wenig Daten wie nötig, aber so viele, dass es nicht verdächtig wirkt. Ein Tipp, den man immer wieder hört: ein paar Monate vor der Einreise in die USA ein neues Smartphone kaufen und mit einigen unverfänglichen Inhalten bespielen. Eine Garantie, dass man dann durchgelassen wird, bietet aber natürlich auch das nicht.
Fazit
Am besten den persönlichen Laptop, Tablet oder Handy zu Hause lassen, oder ein Zweitgerät mit möglichst wenigen Daten und Infos mitnehmen. Damit bereitet man sich auf eine Einreise in die USA fast genauso vor, wie wenn man nach China reist. Denn auch dort gilt, möglichst alle persönliche Technik zu Hause zu lassen und nur Zweitgeräte ohne allzu viel persönliche Daten mitzunehmen. In China darf man zwar nach erteiltem Visum einreisen, aber die technischen Geräte werden dann oft mit Spyware infiziert und überwacht. Wer weiß, wann es in den USA auch so weit kommt.
PS.
Für mich stellt sich die Frage, ob es unter den zurzeit gegebenen Umständen noch Sinn macht über touristische Regionen oder Einrichtungen in den USA zu berichten.