Amsterdam wird nicht umsonst das Venedig des Nordens genannt, denn genauso wie das italienische Venedig, steht auch die holländische Metropole auf etwas wackeligen Füßen. Was in Venedig die Kanäle sind, sind in Amsterdam die Grachten, aber dann hören die Gemeinsamkeiten der beiden Städte auch schon auf. Wo Venedig immer ein bisschen morbide und schwermütig wirkt, ist Amsterdam eine Stadt voller Lebensfreude und Charme. Wirken die Dogenpaläste in Venedig auf den Besucher nur alt und verfallen, so machen die schmalen, alten Giebelhäuser in Amsterdam, schon fast einen pittoresken Eindruck. Amsterdam ist eine besondere Stadt und das aus vielerlei Gründen.
Um das Jahr 1600 war Amsterdam eine übervölkerte mittelalterliche Kleinstadt, deren Kaufleute und Schiffsherren durch den Handel mit der ganzen Welt reich geworden waren. Da die Stadt an einem von der Nordsee aus erreichbaren Hafen liegt, war es der damalige Wunsch der Kaufleute, Handelsgüter, zum Beispiel wertvolle Gewürze, bis vor die eigene Haustür zu Wasser bringen zu können. So ersannen die vier Stadtplaner ein System von drei breiten, halbrunden Grachten, die am Hafen anfangen und enden und von zahlreichen schmäleren, radial angelegten Grachten gekreuzt werden. Die drei großen Grachten erhielten die Namen Herengracht, so genannt wohl nach den mächtigen Kaufherren, Keizersgracht- zu Ehren des Kaisers Maximilian von Österreich – und Prinsengracht- zum Andenken an den Befreier von den Spaniern-. Prinz Wilhelm von Oranien. Dann gab es da noch den Singel, der die mittelalterliche Stadt umgeben hatte. Er sollte eigentlich Koningsgracht genannt werden; aber das setzte sich im Volksmund nicht durch. Die Arbeiten an diesen Grachten begannen 1612 und endeten 1663, sechs Jahre vor dem Tode Rembrandts und seiner Beisetzung in der Westerkerk. Die Planer gingen so weit, auch die natürliche Reinigung der Kanäle durch die Bewegung von Ebbe und Flut mit einzukalkulieren. Heute ist das durch die Zähmung des Meeres unmöglich geworden. Stattdessen wird jede Nacht in sieben Stunden vier Milliarden Liter sauberes Wasser aus dem Ijsselmeer in die Grachten gepumpt und in den Nordseekanal weitergeleitet. So kommt in Amsterdam, anders als in Venedig, in den Sommermonaten auch kein Gestank auf. Ebenso wie in Venedig stehen die Gebäude auf Pfählen. Im 17. Jahrhundert wurden bereits fünf Millionen eingerammt. Auch die malerischen Häuser an den Grachten haben System. In den vielfältigen schönen Formen der krönenden Giebel konnten die Erbauer sich noch verwirklichen. Aber die Takelbalken am Giebel mit ihrem Flaschenzug waren nötig zum Transport von Waren in die oberen Speicherräume und auch bis heute noch von Möbeln in die Wohnräume.
Vorgeschrieben war auch die Fassadenneigung nach vorne um eine Beschädigung der Front bei Betätigung des »Aufzuges« zu vermeiden. Die Breite von acht Metern, ausreichend für den Einbau von drei Fenstern, war vom Magistrat festgelegt, um möglichst vielen Interessenten einen Platz am Wasser zu gewähren. Um den beschränkten Platz anderweitig zu ergänzen, gingen die Häuser bis zu 54 Meter in die Tiefe, und es wurde nicht nur eine ebenso malerische Rückfront, sondern auch oft ein Meter langer Garten angelegt. Viele Gebäude an den Grachten sind heute im Inneren hinter den Fassaden zusammengelegt worden, so dass sich manche Privathaushalte, Firmen und Hotels über mehrere Häuser erstrecken und auch im Inneren romantisch verwinkelt sind. Sehr gut kann man das auch sehen und erleben, wenn man zum Beispiel in dem wirklich empfehlenswerten romantischen Hotel Ambassade übernachtet, das sich auch recht verwinkelt über mehrere Häuser erstreckt. Eine Besonderheit dieses kleinen gemütlichen Hotels ist auch seine Bibliothek, in der sich hunderte von berühmten Autoren signierte Erstausgaben befinden, da es bis heute das bevorzugte Hotel für die Autoren des sich in der Nachbarschaft befindlichen internationalen Verlagshauses ist.
An den Ufern der Grachten liegen heute unzählige Hausboote, manche buntbemalt, andere hochmodern designt, viele auch mit einem kleinen Garten auf dem Boot. Unter den Hausbooten findet sich alles, von der Schneiderwerkstatt bis zum Kleintierstall, von der »guten Stube« bis zum sehr legeren Musiker oder Künstlerquartier. Hier zeigen sich herausragende Eigenschaften der Leute von Amsterdam-, ihr Sinn für Gemütlichkeit, ihr Nonkonformismus, ihre Toleranz.
Unter den Städten in Europa nimmt Amsterdam eindeutig eine Sonderstellung ein. Amsterdam ist trotz der, immer überschaubar geblieben. Gegenüber London, Berlin oder Rom ist Amsterdam zwar klein, aber die Stadt an der Amstel hat keinesfalls weniger zu bieten als die genannten Millionenstädte. Im Gegenteil, in Amsterdam weiß man manchmal nicht, was man zuerst besichtigen soll. Die vielen Museen, die Baudenkmäler, die bunten Märkte oder doch lieber die vielen kleinen Geschäfte und die schönen Gärten? In Amsterdam ist die Auswahl groß und die Entscheidungen fallen schwer.
Damit die Stadtbesichtigung ein wenig preiswerter wird, ist auf jeden Fall der Erwerb einer Amsterdam-City-Card empfehlenswert, mit der man in vielen Museen und anderen Sehenswürdigkeiten kostenlosen oder ermäßigten Eintritt hat, den Öffentlichen Verkehr umsonst benutzen darf und sogar eine kostenlose Grachtenrundfahrt enthalten ist.
Amsterdam hat 50 Museen der unterschiedlichsten Art und wer sich für Kunst interessiert, der wird in Amsterdam auf seine Kosten kommen. Zu den bekanntesten Museen gehören das Rijksmuseum und das Van-Gogh Museum. Das Rijksmuseum, das größte Museum der Niederlande und zugleich auch eine Hommage an einen der größten Maler des Landes: Rembrandt van Rijn. Im Rijksmuseum hängen unter anderem auch die berühmte „Nachtwache“, aber auch weniger bekannte Werke Rembrandts. In diesem Zusammenhang sollte man auch das Haus besuchen, in dem Rembrandt mit seiner Frau Saskia von 1639 bis 1658 gelebt hat. In dem kleinen, eher unscheinbaren Haus in der Jodenbreetstraat 4, gibt es neben vielen Einrichtungsgegenständen auch einige Zeichnungen und Radierungen zu sehen, die Rembrandt von den Menschen angefertigt hat, die seine Werke maßgeblich beeinflusst haben. Die Besichtigung ist eine wichtige Ergänzung zum Besuch des Rijksmuseums. Rembrandt musste sein Haus übrigens 1657 wegen der hohen Kosten verlassen, nachdem er dort bereits drei Kinder und seine Frau verloren hatte.
Dieses Jahr wird im Rijksmuseum noch bis zum 17. Mai eine einen einmalige Sonderausstellung mit über 80 Gemälden, Zeichnungen und Radierungen des späten Rembrandt´s gezeigt, die von überall aus der Welt aus bekannten Museen und Privatsammlungen für diese Ausstellung ausgeliehen wurden. Auf dem Höhepunkt seines Schaffens und auch getrieben von vielen persönlichen Schicksalsschlägen entstanden in seinen letzten Jahren die wohl gewagtesten, individualistischen und intimsten Werke seines Lebens. Den Wert und die Bedeutung dieser einmaligen Sonderausstellung wird auch deutlich durch den Versicherungswert, der auch nicht annähernd durch eine Staatshaftung der Niederlande mit ihrem Landesvermögen abgedeckt werden kann.
Aber auch an dem wenige Schritte entfernt liegenden Van-Gogh-Museum sollte man nicht vorübergehen. Van Gogh, der zu Lebzeiten nur ein einziges Gemälde verkaufen konnte, der seine Werke der Armut und Verzweiflung abringen musste, hat seine Mitbürger mit heute so gut wie unbezahlbaren Werker beschenkt. Im Museum an der Paulus Potterstraat 7, werden rund 200 Gemälde und 550 Zeichnungen von Vincent van Gogh gezeigt, unter anderem ist dort auch das weltberühmte Gemälde „Sonnenblumen“ zu sehen. Ein guter Tipp für ein schönes Andenken ist der Museumsshop, denn dort kann man für kleines Geld, wunderschöne Kunstdrucke der Van Gogh Gemälde kaufen.
Anlässlich des 125. Todestages von Van Gogh präsentiert das Van-Gogh-Museum seit diesem Jahr seine Dauerausstellung in einer völlig neuen Zusammenstellung, die sich nach der Entwicklung des Lebens und des künstlerischen Schaffens Van Gogh´s ausrichtet. Mit der neuen Zusammenstellung möchte man sein Schaffen im Kontext seiner Zeit, aber auch der Wirkung bis Heute zeigen. Auch werden Mythen, die sich angesichts seines Selbstmords, seiner psychischen Krankheit und der Krankheit seines Ohres gebildet haben, erstmals eingehend beleuchtet.
Auch in der Hermitage Amsterdam, der niederländische Auslandsfiliale der St. Petersburger Eremitage, sind immer Ausstellungen bekannte Bilder bedeutender Künstler zu besichtigen.
Ein Museum, das sich mit einem dunklen Kapitel der holländischen Geschichte befasst, befindet sich in unmittelbarer Nähe der Westerkirche. Dort in der Prinsengracht 263-267, schrieb Anne Frank ihr Tagebuch. Das Versteck, in dem Anne mit ihrer Familie lange Zeit im Verborgenen und in ständiger Angst vor den deutschen Besatzern leben musste, ist heute ein Museum, das jeder Besucher der Stadt gesehen haben sollte und es auch will, wie die langen Warteschlangen davor zeigen. In diesem Gebäude hatte sich während des 2. Weltkriegs das jüdische Kind Anne Frank mit ihren Eltern zwei Jahre lang versteckt und Tagebuch geführt. Kurz vor der Befreiung wurde sie noch deportiert und ist dann an Entkräftung gestorben. Ihr Tagebuch ist weltweit bekannt und wurde in viele Sprachen übersetzt. Dem Besucher wird die als Bücherregal getarnte Geheimtür gezeigt, die in das Versteck führt, sowie verschiedene Zimmer der jüdischen Familie und der Dachboden. Ein Teil der Aufzeichnungen ist noch im Original erhalten und ausgestellt.
Die älteste und zugleich auch schönste Kirche von Amsterdam ist die Oude Kerk. Wer sich die Kirche ansehen will, der wird sich sehr wahrscheinlich wundern, denn der alte, prachtvolle Bau liegt mitten im Amsterdamer Rot-Licht Viertel, in unmittelbarer Nachbarschaft zu Bordellen und Striplokalen.
Wenn es um Ruhe und Erholung vom städtischen Getümmel geht, dann hat Amsterdam zwei Orte an denen man sich entspannen kann, zum einen ist das der Vondelpark, mit vielen Wiesen, kleinen Teichen und schönen Wanderwegen und zum anderen das Jordaan Viertel. Während es im Vondelpark Attraktionen für die ganze Familie gibt, ist das Jordaan Viertel seit vielen Jahrhunderten ein altes Wohnviertel, mit urigen Häusern und vor allem sehr gepflegten Gärten. Um sich vom hektischen Stadtbummel auszuruhen, ist ein Bummel durch das Jordaan Viertel perfekt.
Amsterdam und einkaufen – das ist eine Sache für sich. Es gibt keine großen Supermärkte in der Innenstadt, alles was der Amsterdamer zum Leben braucht, das kauft er entweder auf dem Markt oder in den vielen kleinen Geschäften, wie es sie zum Beispiel rund um den Leidseplein gibt, den größten Platz der Stadt. Besonders schön ist der Albert-Cuip Markt, im Szeneviertel Pijp. Mit über 300 Verkaufsständen ist der Albert-Cuip Markt recht groß und man kann dort von Bekleidung, über Schuhe bis hin zu Lebensmitteln, alles kaufen. Alle die gerne Käse essen, werden u.a. dort eine große Vielfalt an verschiedenen Käsesorten finden. Eine gute Adresse für Designer- Mode ist die P.C Hoofdstraat. In der immer belebten Straße, in der Nähe des Vondelparks, geben sich alle weltbekannten Designer ein Stelldichein. Schicke und junge Mode, wie auch alle bekannten Modemarken findet man in der Kalverstraat mit ihren Boutiquen. Am Wochenende ist es allerdings nicht ganz so einfach durch die Kalverstraat zu gehen, denn dann schieben sich Massen von Menschen durch die schmale Straße. Besonders Frauen werden sich wahrscheinlich am Leidseplein wohlfühlen, denn dort gibt es ein Schuhgeschäft neben dem anderen und man alles bekommen, von edlen, handgefertigten Schuhen bis hin zu verrückten Schuhen, in allen erdenklichen Formen und Farben. Wer schon immer ein Paar Schuhe tragen wollte, die genau nach den eigenen Vorstellungen gefertigt werden, der sollte mal bei Botticelli vorbeischauen. Viele sehr gute Antiquitätengeschäfte, in denen vor allem Möbel, Bilder und antiquarische Bücher verkauft werden, findet man in der Damstraat.
Am Ende der Damstraat liegt das chinesische Viertel von Amsterdam. In Chinatown gibt es neben Läden mit extrem bunten und kitschigen Andenken, aber auch eine Reihe von sehr guten asiatischen Restaurants. Nicht nur asiatisches Essen, sondern alles was mit Asien zu tun hat, findet der Besucher auf dem Zeedijk. Hier gibt es originelle Andenken, aber auch maßgeschneiderte Kimonos.
Zwischen Kalverstraat, Damstraat und Damrak liegt der Dam, der vielleicht quirligsten Platz der Stadt, wird eingerahmt von Grand Hotel Krasnapolsky, Madame Tussaud´s Panoptikum, dem Königlichen Palast, der Nieuwe Kerk auf der einen und dem National Monument auf der anderen Seite. Hier trifft man Menschen aus aller Welt an. Musiker, Zauberer und andere Entertainer unterhalten die Massen.
Der Königliche Palast, mitten in der Innenstadt, beherbergt ein Museum und wird heute von der königlichen Familie nur noch manchmal für Empfänge genutzt.
Bei der Nieuwe Kerk soll es sich lt. Reiseführer um Amsterdams berühmteste Kirche handeln, leider ist sie oft auch für längere Zeit (Wochen und Monate) geschlossen, wenn Ausstellungen wechseln. Nach wie vor werden hier die niederländischen Könige und Königinnen gekrönt, auch heiratete Prinz Willem in diesem Gotteshaus.
Vom Dam aus kann man schon am anderen Ende der Damrak-Straße die Centraal Station im Neorenaissancestil sehen, welche auf einer künstlichen Insel, getragen von über 10.000 Baumstämmen, angelegt wurde. Dieses Prachtgebäude hebt sich wohltuend ab von den manchmal schmuddeligen ungemütlichen Bahnhöfen in anderen Großstädten.
Geht man weiter in Richtung Centraal Station geht es vorbei an diversen Lokalen, Coffee Shops, Souvenirläden, Imbissbetrieben, Spielhallen und Ticketverkäufern. Hier kann man auch in einem der Imbisse eine Frikandel Special kaufen, eine in den Niederlanden übliche längliche Frikadelle mit Zwiebeln, Ketchup und anderen Zutaten. Jeder mag selber entscheiden, ob es ein Genuss ist.
Wer mehr Appetit hat und ein gutes Restaurant sucht, der sollte allerdings besser diese in den Seitengassen oder in der Umgebung des Platzes Spui suchen, der umringt ist Kneipen und guten Restaurants. Ein erstklassiges und wirklich empfehlenswertes Seafood-Restaurant ist das Lucius auf der Spuidstraat 247. Es ist nicht nur erstklassig und das bei recht vernünftigen Preisen, es ist auch sehr beliebt, so dass eine vorherige Reservierung wirklich empfehlenswert ist, oder man bringt etwas Zeit zum Warten mit.
Bekannt ist Amsterdam auch für seine zahlreichen Coffeeshops, deren Hauptverkaufsprodukt nicht unbedingt Kaffee ist, sondern eher die unterschiedlichsten weichen Drogen sind. Wer sich einen solchen Shop einmal von innen ansehen will, der wird vielleicht enttäuscht sein, denn sehr viel anders als ein Studentencafé sehen die berüchtigten Coffeeshops auch nicht aus. Geraucht werden darf allerdings, wie auch bei normalen Zigaretten, nur draußen.
Wenn es Nacht wird in Amsterdam nach einem guten Essen, dann kann man zwei Dinge tun: Sich entweder im Rot-Licht Viertel zwischen Dam, Bahnhof und Neumarkt umsehen, dort ein Bier trinken oder eine Grachtenfahrt machen.
Das Rotlichtviertel ist eine touristische Attraktion, die Menschenmassen geradezu anzieht. Fast genauso viele Frauen wie Männer, sind hier neugierig voyeuristisch unterwegs. Die nicht immer jungen und hübschen Damen in den Schaufenstern stellen sich in ihren Fensterchen aus, wie Ware oder Tier im Zoo, die auch von Gleichgeschlechtlichen angegafft werden. Erotik ist etwas anderes. Wirklich sehenswert ist allerdings hier ein ganz besonderes Museum der etwas anderen Art, das hier in der Nähe der Sexshops und Varietés angesiedelt ist. Das Museum of Prostitution ist ein kleines aber recht interessantes Museum über die Geschichte der Prostitution in Amsterdam, das aber auch Prostitution kritisch hinterfragt. An allen anderen sogenannten „Sex-Museen“ kann man getrost vorbeigehen, wie auch an allen Varietés mit ihren Sex-Shows, für die Türsteher laut Reklame machen.
Eine nächtliche Grachtenfahrt ist das schon eher zu empfehlen, auch wenn man schon eine am Tag gemacht hat. Denn im Schein der Lichter hat in Amsterdam einen ganz besonderen Zauber und oft kann so auch das Innere der prunkvollen Grachtenhäuser von außen sehen.