Weißenburg verbindet Antike, Mittelalter und Neuzeit: Die mittelalterliche Handelsmetropole war schon mehr als 1000 Jahre früher ein interessanter Siedlungsbereich. Mit ihrer reichen Historie ist die Stadt am Fränkischen Seenland fast noch ein kleiner Geheimtipp.
Die alte Reichsstadt Weißenburg in Bayern hat eine bewegte Geschichte. Schon die Römer schätzten das Fleckchen am Raetischen Limes. Das reiche Erbe wird gut gehegt und gepflegt. Und die Stippvisite in die mittelfränkische Stadt mit ihrer bestens erhaltenen Stadtmauer lässt sich wunderbar mit einem Abstecher zum nahe gelegenen Brombachsee oder dem kleineren Altmühlsee verbinden.
Imposanter Stadteingang
Zwischen dem Naturpark Altmühltal und der Fränkischen Seenplatte empfängt Weißenburg seine Gäste. Mit ihrem reichen geschichtlichen Erbe muss die Stadt den Vergleich mit Rothenburg oder Dinkelsbühl nicht scheuen. Imposant ist schon der „Eingang“ in die altehrwürdige Handelsmetropole.
Von Norden her gelangt man durch das Ellinger Tor in den historischen Ortskern. Die dicken Steinquader des einzigen noch erhaltenen Tors zeugen weithin sichtbar von der Wehrhaftigkeit der Bürger und ihrer Stadtmauer, die um das Jahr 1200 entstanden ist. Die Befestigung rund um die Altstadt mit ihren 38 Türmen ist erstaunlich gut erhalten. Kriegen und Unbill hat sie getrotzt, beim Starkregen im August hielt ein Teil den Wassermassen nicht stand und stürzte ein.
Selbstbewusst waren die Weißenburger schon früher, unterstand die Reichsstadt doch viele Jahrhunderte nur dem Kaiser, ehe sie 1802 ihre Freiheit verlor. Das alte Rathaus am Knotenpunkt der historischen Fernhandelsrouten und der riesige Marktplatz sowie die spätgotische St. Andreas-Kirche prägen die beeindruckende Altstadt. Prächtige Bürgerhäuser und liebevoll restaurierte Fachwerkgebäude umgeben die vielen Plätze und verwinkelten Gassen der Altstadt.
Wer Weißenburg von oben erkunden möchte, sollte die zahlreichen Stufen der Wendeltreppe des Kirchturms nicht scheuen. Weit reicht der Blick über die Region und zur Hohenzollernfestung Wülzburg. Gleich neben der Kirche kann man sich im Reichsstadtmuseum und im Römermuseum weiter in die Historie der Stadt vertiefen.
Wie die Franken heute, schätzten schon die Römer vor rund 2000 Jahren das Fleckchen und errichteten um 90 nach Christus auf einer Anhöhe über der Schwäbischen Rezat ein Kastell. Eine 500 Mann starke Garnison sollte den Obergermanisch-Raetischen Limes gegen die „Barbaren“ sichern. In die antike Geschichte kann man am Westrand der Stadt auf eigene Faust abtauchen. Den kühlen Wind, der zwischen dem Wohngebiet über die Anhöhe und die alten Mauern zieht, spürten vielleicht schon die Soldaten des Imperium Romanum. Das teils rekonstruierte Kastell Biriciana, wie die Garnison hieß, und das wiedererrichtete Nordtor mit Wachstuben und Türmen geben einen spannenden Einblick in das 3,1 Hektar große römische Lager. Bereits 1889 wurde mit den Ausgrabungen begonnen. Und noch immer stößt man bei Bauarbeiten in den angrenzenden Straßenzügen auf die Überreste der römischen Bewohner.
Antiker Wellnesstempel
Dass nach getaner Arbeit auch die Entspannung nicht zu kurz kommen darf, wusste man bereits in der Antike. Die Thermenanlage war ein gerne genutzter Wellnesstempel, in dem aber auch Klatsch und Tratsch geteilt und Geschäfte gemacht wurden. Beim Besuch der überdachten Ausgrabungsstätte, die als größte ihrer Art in Süddeutschland gilt, kann man sich den Saunagang in der römischen Badeanstalt gut vorstellen, was auch der Gesundheit diente. Die Mogetissa Therme lädt heutzutage zum Badespaß ein.
Eine besondere Entdeckung ganz anderer Art machte man unweit der Thermen: Einen Schatz. Um 250 nach Christus wurden die Kostbarkeiten dort vergraben, um sie beim Überfall der Germanen zu schützen. 1979 hat man 17 Götterfiguren, Votivtafeln sowie Alltagsgegenstände gefunden, die heute im Römermuseum zu bewundern sind. Die prächtigen Bronzestatuetten sind mit großer Präzision gefertigt und beeindrucken große und kleine Museumsbesucher.
Entlang des Limes ziehen sich weitere Relikte des römischen Reichs wie etwa das Kastell Gunzenhausen. Anders als in Weißenburg ist das antike Erbe nicht zugänglich, weil es direkt unter der Altstadt liegt und überbaut wurde. Die Nähe zum Altmühlsee haben die Römer zumindest nicht gesucht. Denn das Fränkische Seenland entstand erst durch Menschenhand. Was als wasserwirtschaftliches Projekt ab den 1970er Jahren umgesetzt und Mitte der 1980er Jahre geflutet wurde, hat sich zu einer Freizeit- und Erholungslandschaft für Wassersportler, Radler und Naturliebhaber entwickelt. Eine Rundfahrt mit dem Trimaran auf dem Großen Brombachsee oder eine Schifffahrt auf dem Altmühlsee zählen heute zu den beliebtesten Ausflügen in der Region.
Deutlich ruhiger ist es auf der Vogelinsel bei Muhr am Altmühlsee. Libellen fliegen über das Wasser, Bienen summen und Störche ziehen ihre Kreise. Viel zu entdecken gibt es auf dem Rundweg durch Schilfrohr und Weiden. Den perfekten Blick hat man von der Aussichtsplattform. Die ist barrierefrei erreichbar. Nach dem Aufschütten der Insel im Nordwesten des vier Kilometer langen Stausees hat man der Natur ihren Lauf gelassen. Und die holt sich allmählich zurück, was ihr gehört.
Museen:
2000 Jahre Stadtgeschichte in Römermuseum mit Limes-Informationszentrum, römische Thermenanlage und Reichsstadtmuseum sind mit einem Kombi-Ticket zu besichtigen. Sehenswert ist auch das Apothekermuseum mit Geräten aus dem 19. Jahrhundert.
Übernachten:
Zentral gelegen ist das Hotel Wittelsbacher Hof gegenüber dem ehemaligen Augustinerinnenkloster.
Essen:
Gasthof „Goldener Adler“ mit fränkischer Küche und schönem Biergarten am Marktplatz und dem alten Rathaus.
Mehr Informationen über Weißenburg gibt es unter www.weissenburg.de oder www.naturpark-altmuehltal.de .