Kaiser Franz ist weitergezogen und residiert nun in Salzburg. Der andere Herrscher jedoch, der so gern als der Wilde und der „Koasa“ bezeichnet wird, thront weiter unverdrossen und unübersehbar inmitten der Kitzbüheler Alpen. Hat das Image des Fußball-Kaisers in letzter Zeit etwas Schaden genommen, so erfreut sich sein steinerner Kollege allseits großer Beliebtheit. Wer ihm einmal nah sein will, erhält dazu in diesem Sommer eine neue Gelegenheit: „Koasa Trail“ nennt sich Tirols jüngster Weitwanderweg, der den Wilden Kaiser auf fünf Etappen in St. Johann in Tirol nicht nur ständig im Blick hat, sondern ihm auch aufs Dach steigt. Auf neuen Wegen gelangt man jetzt in der Region nicht nur nach oben – es geht auch innovativ abwärts: Dafür sorgt am St. Johanner Hausberg das neue Mountain Cart.
Schon am zweiten Tag ist es soweit: Durch das Kaiserbachtal führt der Weg hinein ins Reich des Wilden Kaisers. Vorbei am Tavonarokreuz am Stripsenjoch, das an den Bergführer und ersten Pächter des Stripsenjochhauses, Johann Tavonaro, erinnert. Er hat es einst als Dank für seine 150. Besteigung des Totenkirchls aufgestellt. Der 2.190 Meter hohe Berg zählt zu den berühmtesten Kletterbergen der nördlichen Kalkalpen. 1.500 Höhenmeter gilt es heute auf der 19 Kilometer langen Etappe zu bewältigen, die über den Stripsenkopf zur Ranggenalm führt.
„Der Koasa Trail“, sagt einer seiner Väter, der Geschäftsführer des St. Johanner Tourismusverbandes, Gernot Riedel, „ist ein genussreicher Weitwanderweg und beinhaltet auch einige meiner Lieblingstouren durch eine der schönsten Landschaften Tirols.“ 80 Kilometer und 5.600 Höhenmeter sind an den fünf Tagen zu bewältigen. „Und an jedem Tag“, so Riedel, „sieht man den Kaiser aus einer anderen Perspektive.“ Mal hautnah, wie am zweiten Tag und mal aus der Distanz, wenn der Trail mit der fünften Etappe am Kitzbüheler Horn endet. „Täglich erwartet den Wanderer ein landschaftlicher Höhepunkt“, stellt Gernot Riedel die besondere Charakteristik dieses neuen Weitwanderwegs heraus, der im komfortablen Reisepaket mit fünf Übernachtungen in gemütlichen Wirtshäusern und mit Gepäcktransport bereits ab 325 Euro zu haben ist.
Manchmal wird es sogar geheimnisvoll. Denn am Tag 3 führt die Tour mit Kaiserblick durch die sagenumwobene Teufelsgasse bei Kirchdorf. Der Weg durch die enge Felsenschlucht wurde erst jüngst saniert und um spannende Varianten und Aussichtspunkte erweitert. Von Menschenhand. Der Sage nach hat freilich der Teufel höchst persönlich das gassenähnliche Labyrinth in den Fels geschlagen, um sündige Menschen und deren Seelen in die Irre zu leiten. Heute ist auch diese Strecke ebenso gut markiert wie die Tour durch die Grießbachklamm, die am nächsten Tag auf dem Plan steht. Über Brücken und Bohlen geht es an und über dem gurgelnden Wasser hinauf in ein Almengebiet.
Doch man kann dem Wilden Kaiser auch noch näherkommen – ihn mit Händen greifen, ihn im Fels erklimmen und die Aussicht vom Gipfel genießen. Alpinen Neueinsteigern bietet die Urlaubsregion in Zusammenarbeit mit dem Tiroler Bergsportführerverband dazu neu konzipierte Schnupperkurse. Mit staatlich geprüften Bergführern sammelt man erste Erfahrungen am Klettersteig und in leichten Felsrouten. Für dieses Bergführerprogramm stehen Termine im Frühling und im Herbst bereit. Sechs Mal heißt es auch „Ladies only“. In diesen Kursen rücken die Damen, ungestört von testosteron-getriebenen Mitkletterern, dem Kaiser mit Seil und Haken zu Leibe. Mit Gästekarte beträgt die Kursgebühr 165 Euro (ohne 195), die Leihausrüstung (Helm, Klettergurt, Schuhe) kostet 33 Euro für drei Tage. Bei Regen gibt es Kurse in einer der sechs Kletterhallen in der Region.
Wer nach dem Aufstieg gerne rasant ins Tal zurückkehren will, findet dazu in St. Johann in diesem Sommer eine völlig neue Spielart: Mountain Cart nennt sich ein Go-Cart-ähnliches Fahrzeug, das auf drei dicken Rädern, ohne Motor und ausgestattet mit starken hydraulischen Scheibenbremsen, abwärtsrollt. Die eigens dafür ausgewiesene neue Strecke führt vom Harschbichl, St. Johanns Hausberg, über eine Länge von fünf Kilometern und rund 900 Höhenmetern. „Der breite Radstand und der tiefe Schwerpunkt sorgen für Fahrsicherheit und Stabilität“, erläutert Bergbahnen-Geschäftsführer Wolfram Jahn. Das Patent eines deutschen Herstellers ist bereits in zehn Ländern im Einsatz und nun auch in Tirol angekommen. Eine Fahrt kostet zehn Euro, in Kombination mit der Bergbahn ab 26,50 Euro. Zum Nulltarif kann man die Post- und Regiobusse der Region zwischen acht Orten für Ausflüge und Wanderungen benutzen. Möglich macht es die St. Johann Card. Diese Gästekarte gibt es beim Vermieter und bietet eine Vielzahl von Vorteilen wie die Teilnahme an Wander- und Kinderprogrammen.
Kletterkurse mit Bergführern und das Reisepaket des neuen Koasa Trails sind beim Tourismusverband in St. Johann in Tirol – auch online – buchbar.