Churfranken –Eine Region für Weinliebhaber und Naturfreunde

Blick aufs Maintal Churfranken ©Detlef Duering

Haben Sie schon von Churfranken gehört und wissen, wo es in Deutschland liegt. Nein, dann liegt das vielleicht daran, dass es eigentlich ein Kunstname ist, unter dem sich seit 2007 einundzwanzig Ortschaften zusammengeschlossen haben. Der neue Name soll die Genussregion im landschaftlich überaus reizvollen Maintal in Unterfranken zwischen Odenwald und Spessart bekannter machen und an die ehemaligen Landesherren dieser Region, den Kurmainzischen Fürstbischöfen, erinnern.

Und wirklich, hatte die Region bis zur Umbenennung, wenn auch zu Unrecht, touristisch quasi im Dornröschenschlaf gelegen, gilt sie heute im Sommer als Geheimtipp für Wanderer, Radler, Wassersportler, Kulturinteressierte, Burgen-Fans und vor allen Dingen Genießer. Gerade Liebhaber guter Weine und guten Essens sind hier genau richtig, und das quasi fast in der Mitte von Deutschland. Churfranken ist aus ganz Deutschland schnell und gut zu erreichen.

Fränkische Rotwein Wanderweg
Churfranken ©Detlef Duering

Mit Blick auf das blaue Band des Mains und die auf ihm gemächlich dahingleitenden Schiffe verläuft der 72 Kilometer lange Fränkische Rotwein Wanderweg entlang sonnenverwöhnter Weinberge, leicht in Tagesetappen zu Erwandern, und das zu jeder Jahreszeit. Der Rebaustrieb im Mai hat seinen Reiz, wie wenig später auch der Juni, wenn die Reben erblühen. Das üppige Grün der Rebflächen prägt den Hochsommer und ab September, noch bevor die Lese beginnt, beginnen die Blätter sich langsam in herbstlichen Farben zu präsentieren.

Viel Spätburgunder wird hier im Mainviereck auf seit Jahrhunderten gepflegten Weinterrassen auf nur hier vorkommenden Buntsandsteinböden angebaut, aber auch Weißweinsorten wie Müller-Thurgau, Silvaner und Riesling.

Bei Erlenbach ist mitten in einem Weinberg liebevoll ein Kräutergarten angelegt, der Churfranken-Kräutergarten. Lauter intensiv duftende Kräuter, Minze und Melisse, Lavendel und Erdbeerspinat und viele andere Gewürze findet der Wanderer hier und kann sich quasi ein Andenken pflücken, denn hier ist das Mitnehmen von Kräutern für den eigenen Bedarf sogar ausdrücklich erlaubt. Die Idee zu dem Kräutergarten im Weinberg hatte der Kräuterspezialist und Fachbuchautor Engelbert Kötter. Ebenso entwickelte er den aus sogenannten Weinbergskräutern, die hier im Kräutergarten wachsen, gebrannten „Churfranken-Bitter“, einer Spezialität einer kleinen Brennerei in der Region.

Buntsandstein-Erlebnis-Weg – Eine Zeitreise in die Erdgeschichte
Churfranken ©Detlef Duering

Führt der Fränkische Rotwein Wanderweg hauptsächlich durch Weinberge, so nimmt der ca. 12 Km lange Buntsandstein-Erlebnis-Weg den Wanderer oder Radfahrer auf eine Reise mit durch die Geologie, Geschichte und Natur dieser Region, man taucht ein in die faszinierende Welt des Buntsandsteins, dessen rote Farbtöne, die auf das Vorhandensein von Eisenoxid zurückzuführen sind, und einzigartige Formationen die Landschaft prägen. Informative Tafeln entlang des Weges erzählen von den geologischen Prozessen, die die Landschaft geformt haben, und enthüllen die Geschichten hinter den beeindruckenden Felsformationen, die auch Lebensraum für eine vielfältige Tier- und Pflanzenwelt sind.

Henneburg Churfranken ©Detlef Duering

Der gut ausgeschilderte und für alle Fitnesslevels geeignete Weg führt vorbei an imposanten Sandsteinformationen, an alten Steinbrüchen, in denen der Sandstein abgebaut wurde, durch Wälder, aber auch durch Städte und zu alten Burgen. Denn der Buntsandstein hat nicht nur geologische Bedeutung, sondern auch eine historische, wie er von den Menschen im Laufe der Jahre genutzt wurde.

Henneburg in Stadtprozelten: Eine Zeitreise ins Mittelalter

Diese Geschichte erzählen imposante Grabmäler der durch den Abbau und Verarbeitung des Buntsandsteins reich gewordenen Buntsandstein- „Barone“, deren imposanten Villen, aber auch Burgen, wie z. B. die imposante Henneburg in Stadtprozelten. Die Henneburg, einst eine der größten Burgen im Mainfranken, wurde im 12. Jahrhundert erbaut. Die imposante gut erhaltene mittelalterliche Burganlage lädt zum Erkunden ein und erzählt von vergangenen Zeiten. Mit ihrer strategischen Lage hoch über dem Main bietet die Henneburg nicht nur einen Einblick in die Geschichte der Region, sondern auch einen wunderbaren Blick auf die wunderschöne Landschaft des Maintals.

Churfranken ©Detlef Duering

Aber auch in Museen entlang des Weges, wie die Bundsandsteinausstellung in Collenberg, oder das neue Museum von Bürgstadt, gibt es vieles zur Geschichte des Bundsandsteins und seine Bedeutung für die Region zu erfahren und zu erleben.

In Bürgstadt steht auch eine der ältesten Kirchen in Franken, die Martinskapelle, vermutlich errichtet in der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts.

Martinskapelle in Churfranken ©Detlef Duering

Die Türbeschläge und das Hauptportal wurden um 1490 erneuert. Rechts vom Eingang stehen drei Sühnekreuze, wie sie im 15. Jahrhundert in der Region des Öfteren errichtet wurden. Die heutige Gestaltung der Kapelle geht auf die Jahre 1590-1593 zurück. Die Bilderzyklen, Szenen aus der Heiligen Schrift, finden sich in solch vollständig erhaltenem Zustand andernorts kaum mehr und machen die Martinskapelle zu einem ganz besonderen Schmuckstück.

Das traditionelle Miltenberg und sein ehrwürdiges Brauhaus

Auch wenn der Wein sicherlich die Gegend prägt, gibt es in Churfranken sehr viele Brauereien. Eine der ältesten ist die Brauerei Faust in Miltenberg. Seit 360 Jahren braut man hier Bier, und das bis heute traditionell mit offener Gärung. Das Ergebnis sind ausgezeichnete Craft-Biere, die hervorragend schmecken. Einziger Wehrmutstropfen, verkauft wird das Bier leider nur in der Region oder über den eigenen Online-Shop der Brauerei.

Miltenberg Churfranken ©Detlef Duering

Der Brauerei Faust gehört auch das, laut eigener Aussage, älteste Gasthaus Deutschlands „Zum Riesen“, mitten in Miltenberg. Es wurde schon im 12. Jahrhundert erwähnt und sogar Kaiser Friedrich Barbarossa speiste hier einst 1158. Seit 1411 befindet es sich in dem heute größten Renaissance-Fachwerkhaus Miltenbergs. Überhaupt sollen hier außer Barbarossa viele andere Berühmtheiten wie Kaiser Karl IV., Martin Luther, Albrecht Dürer und Elvis Presley getafelt haben. Wie heutzutage bei McDonald´s DriveIn konnten die Gäste früher durch die große Toreinfahrt mit der Kutsche hineinfahren und durch die Ausfahrt wieder hinaus. Denn die feinen Herrschaften aus dem Adel, der Kaufmannschaft oder Geistlichkeit, wollten trockenen und sauberen Fußes das Gasthaus und die Herberge besuchen, wurden doch früher die Nachttöpfe einfach aus dem Fenster auf die Straße entleert. Im 19. Jahrhundert hatte der Riesen auch ein Braurecht. Davon zeugt noch der Braustern am Wirtshausschild, ein Hexagramm, ähnlich dem Judenstern, welches auch aus diesem Grunde an vielen anderen Häusern mit früheren Braurechten in Miltenberg zu finden ist.

Überhaupt entführt ein Bummel durch das historisch-romantische Fachwerk-Städtchen Miltenberg, welches erstmalig 1237 urkundlich erwähnt wurde, in längst vergangene Zeiten. Die vielen sehenswerten und gut erhaltenen Fachwerkhäusern aus unterschiedlichen Zeiten, teils mit Giebel und Erker, erzeugen eine Postkartenidylle, die viele Touristen, auch viele Flussschiffstouristen aus allen Herren Länder, magisch anzieht.

Mildenbug und Felsenmeer

Über der Stadt thront majestätisch die Mildenburg, welche nicht nur ein Museum mit Ikonen und zeitgenössischen Kunstwerken beherbergt, sondern auch einen herrlichen Blick auf Miltenberg und das umliegende Land bietet.

Felsenmeer Churfranken ©Detlef Duering
Felsenmeer

Ganz in der Nähe der Mildenburg liegt im Wald das Felsenmeer, eine Felsformation aus Buntsandstein, die im Laufe der Zeit durch Erosion bizarre Formen angenommen hat.

Klingenberg – Eine Stadt mit Würze

Auch Klingenberg hat eine Burg, die einen fantastischen Blick über die Weinberge bietet. Die Stadt selbst ist leider, wie im manch anderer Ort in der Gegend von zunehmendem Leerstand der örtlichen Geschäfte geprägt. Und doch ist ein Besuch in Klingenberg ein Muss, und kaum ein Besucher Churfrankens lässt ihn aus. Der Grund ist der wirklich einzigartige Gewürzladen, der in dem ehemaligen Teddy-Museum Klingenbergs sein zuhause hat, und nun das „Alte Gewürzamt“ ist.

Unzählige Gewürzsorten und -mischungen, eine kreativer als die andere gibt es in markanten, grünen Dosen zu entdecken. Über 300 verschiedene Gewürze und -mischungen sind im Angebot, aber auch Chutneys, Fruchtaufstriche, Pasten, Senfsorten und weitere Feinkost. Hier gibt es viele Gewürze zu entdecken, von denen ich selbst vorher noch nichts gehört habe. Aber vor allen Dingen sind diese hier, auch sinnlich zu erleben, geruchsmäßig und geschmacklich. Und es gibt viel zu erschnuppern und zu probieren.

Genuss pur
Miltenberg Churfranken ©Detlef Duering

Viele Weingüter in der Region öffnen gerne ihre Türen für Gäste zur Weinverkostung oder auch als Häcker-Wirtschaft, wo man bei Wein und kleinem Imbiss schnell mit anderen ins Gespräch kommt.

Die vielen von verschiedenen Restaurantführern ausgezeichneten Restaurants in der Region, aber auch die idyllischen Landgasthäuser mit fränkischen Spezialitäten, perfektionieren neben den Häcker-Wirtschaften und Weinstuben das Genusserlebnis dieser Genießerregion am Main.

Mein persönlicher Tipp ist das von Michelin mehrfach gekrönte Dorfgasthaus „Zur Krone“ von Ralf und Niki Restel in Großheubach bei Miltenberg. Das hervorragende Essen wird begleitet durch die Weinempfehlungen und -erklärungen der Sommelière Niki Restel, und alles zu relativ moderaten Preisen.

Die Region Churfranken ist ein Ort, an dem Genuss, Wein, Geschichte und Natur harmonisch verschmelzen. Von den köstlichen Weinen der Weinberge über die geologischen Wunder des Bundsandsteins bis hin zu den historischen Kostbarkeiten und den beeindruckenden Aussichten – Churfranken bietet eine unvergleichliche Vielfalt an Erlebnissen. Churfranken hat mich überzeugt und komme bestimmt bald wieder!

Diese Diashow benötigt JavaScript.