Törggelen wie früher

Roter Hahn Weinbauern ©Frieder Blickle

Die „fünfte Jahreszeit“ ist in Südtirol mindestens so bedeutend wie hierzulande – mit dem Unterschied, dass dort nicht dem Gerstensaft, sondern dem neuen Wein gehuldigt wird. Auch wenn’s dabei etwas gesitteter zugeht als auf Bayerns Bierfesten, dann doch ebenso genussvoll und fröhlich. In Sachen Authentizität gibt’s allerdings auch jenseits des Brenners Unterschiede. Deshalb hat „Roter Hahn“ die Initiative „Törggelen am Ursprung“ ins Leben gerufen. Dem uralten Brauchtum Rechnung tragend, laden die Buschenschänke des Qualitätssiegels zum Saisonauftakt am ersten Samstag im Oktober zu Verkostungen und Hofführungen ein. Und führen die wertvolle Tradition des Törggelen danach bis Ende November weiter.

Eine uralte Tradition lebt auf

Törggelen kann man theoretisch überall in Südtirol. Authentisch aber ist es nur im Herbst, in echten Buschenschänken und in den richtigen Regionen. Diese befinden sich am Eisacktaler Kastanienweg sowie in den klassischen Wein- und Kastanienanbaugebieten rund um Bozen, in Unterland und Überetsch, im Etschtal, im Burggrafenamt und in der Völser Gegend. Wer zum Törggelen in einen Buschenschank des Qualitätssiegels „Roter Hahn“ einkehrt, der kann sich nicht nur darauf verlassen, dass alle Gerichte hausgemacht und nach Familienrezept zubereitet werden. Zudem kommen mindestens 30 Prozent der verwendeten Zutaten direkt vom Hof und werden auch dort verarbeitet. Die korrespondierenden Weine müssen sogar allesamt aus Eigenanbau stammen – stets erkennbar an den umliegenden Rebstöcken.

Roter Hahn Buschenschank in Südtirol ©Roter Hahn Frieder Blickle
Roter-Hahn Buschenschank in Südtirol ©Roter-Hahn Frieder Blickle

Törggelen, aber bitte richtig!

2025 sind es zwölf Buschenschänke, die sich an den Kriterien des Südtiroler Qualitätssiegels „Roter Hahn“ orientieren und an der Initiative Törggelen am Ursprung teilnehmen. Zum offiziellen Start der Saison am Samstag, 4. Oktober, gegen 19 Uhr, wenn es langsam dunkelt, wird dort feierlich das sogenannte Keschtnfeuer entzündet. Neben gebratenen Kastanien bietet jeder Hof eine weitere „Attraktion“ in Form einer Führung oder (Wein-)Verkostung. So können sich Besucher zum Beispiel durch verschiedene Edeldestillate, Fruchtaufstriche und Sirup-Spezialitäten probieren oder gemeinsam mit den Bauern die Keller sowie Selchkammern besichtigen. Dabei erzählen die Gastgeber allerlei Geschichten über Haus und Hof. Traditionell signalisieren übrigens die „Buschen“ (grüne Zweige) über dem Eingang des bäuerlichen Schankbetriebs, dass dieser geöffnet hat. Tipp: Beim Törggelen ist aufgrund der großen Nachfrage eine Reservierung unbedingt zu empfehlen.

Rauthof Brotzeit ©Roter Hahn
Rauthof ©Detlef Düring

Historisches und Insider-Wissen

Das Wort Törggelen leitet sich von der sogenannten „Torggl“ (lateinisch torculus), also der hölzernen Weinpresse in den Kellern der Südtiroler Weinbauern, ab. Heute bezeichnet der Begriff den Brauch, im Herbst den jungen Wein zu verkosten. Seit vielen Jahrzehnten wird die kulinarische Tradition von Einheimischen wie Urlaubern von Anfang Oktober bis Ende November gleichermaßen gelebt und geliebt. Das klassische Törggelen allerdings will gelernt sein – geht es doch nicht einfach nur darum, sich nach dem erfolgreichen Einbringen der Ernte durch hausgemachte Köstlichkeiten in den örtlichen Buschenschänken zu schlemmen. Vielmehr gilt: Wer nicht zu Fuß kommt, törggelt nicht richtig. Die Wanderung vor der Einkehr gehört also ebenso dazu wie eine festgelegte Menüfolge mit mehreren Gängen. Zu edlen Tropfen aus Eigenanbau servieren die „Roter Hahn“-Gastgeber in der Regel zuerst eine Gerstsuppe aus Graupen, danach Knödel, Kraut, Hauswurst und Selchfleisch. Vegetarier lassen sich wahlweise Kasnocken oder Schlutzkrapfen schmecken. Den Abschluss bilden stets süße Krapfen und eben „Keschtn“. Was ebenso nicht fehlen darf, sind Musik und eine gesellige Runde.

Greiterhof bei Lana ©Roter Hahn
Greiterhof ©Detlef Düring

Urlaub beim Südtiroler Weinbauern

Wer nicht nur einen stimmungsvollen Abend, sondern gleich mehrere Tage beim Winzer verbringen will: Die praktische Filterfunktion auf der „Roter Hahn“-Website ermöglicht Urlaubern das Suchen und Finden geeigneter Unterkünfte. Alle Weinhöfe sind klein und in Familienbesitz, entsprechend persönlich ist die Betreuung vor Ort. So unternimmt der Bauer gern regelmäßig Hofführungen, oft geht’s sogar gemeinsam mit den Feriengästen während der Lese in den Weinberg, wo traditionell die ganze Familie bei der Traubenernte mit anpackt. Nach getaner Arbeit werden die fleißigen Helfer mit einer Marende zwischen den Rebstöcken belohnt. Vinophilen gewährt der Winzer zudem Einblick in seine heiligsten Hallen: den Keller, wo der Rote und Weiße in Holzfässern oder Stahltanks bis zur Geschmacksvollendung reifen. Selbstverständlich werden auch dort Verkostungen durchgeführt. Insgesamt erfüllen derzeit 365 Südtiroler Weinhöfe die strengen Kriterien von „Roter Hahn“.

Mehr Informationen unter www.roterhahn.it