Niederösterreich von oben

Schilling Blick ©NÖW MichaelLiebert

Es heißt, um klar zu sehen, genügt oft ein Wechsel des Blickwinkels. Betrachtet man die Welt von oben, kommen die Gedanken zur Ruhe, der Kopf wird frei und so manches Problem verliert in der Höhenluft an Tragweite. Niederösterreich ist ein guter Ort für einen solchen Perspektivenwechsel – mit zahlreichen Aussichtspunkten für ein Naturerlebnis über den Dingen.

Seekopf- und Ferdinandwarte: Hoch über der Wachau

Das UNESCO Weltkulturerbe Wachau, ein bezauberndes Flusstal zwischen zwischen Krems und Melk, hat aus jeder Perspektive seinen Reiz: wandernd in den steilen Terrassenweingärten, auf einer Rollfähre über die Donauwellen schaukelnd oder vom Fahrradsattel aus beim Radeln entlang des majestätischen Flusses. Um auch noch den Blick von oben auf die einzigartige Flusslandschaft zu genießen, könnte man eine Wanderung auf den 671 m hohen Seekopf einplanen. Die familientaugliche Route führt entlang des „Stoamandl-Weges“, benannt nach 7 angeblich verzauberten Steinmännlein, die den Aufstieg säumen. In steilen Serpentinen geht es vorbei an Gneisfelsen und dichten Eichen- und Kiefernwäldern hinauf zum Seekopf-Gipfel. Wen es noch ein Stück weiter hinaufzieht, der erklimmt die moderne 15 Meter hohe Aussichtswarte des Architektenduos Hepp Schillinger und sieht mit jedem Höhenmeter ein wenig mehr Donau zwischen den Bäumen aufblitzen. Oben auf der großen hölzernen Panoramaplattform schweben die Wanderer gewissermaßen in den Baumwipfeln – und werden mit einem fantastischen Rundumblick auf das Stift Göttweig, den Ötscher, Dürnstein mit seinem blauen Turm und das Tullnerfeld belohnt. Nur einen Steinwurf von der Seekopf-Aussichtswarte entfernt im Gemeindegebiet Bergern/Dunkelsteinerwald eröffnet deren „ältere Schwester“ Ferdinandwarte nicht minder spektakuläre Ausblicke auf das Donautal. Errichtet im Jahr 1890 vom Österreichischen Touristenclub, wurde die historische Aussichtswarte nach Thronfolger Erzherzog Ferdinand benannt und erst 2023 originalgetreu saniert. https://www.niederoesterreich.at/ausflugsziele/a-seekopf-und-hirschwand
https://www.niederoesterreich.at/ausflugsziele/a-ferdinandswarte

20-Schilling-Blick: Auf Zeitreise am Semmering

Bis zum Jahr 2002 war in Österreich noch die 20-Schilling-Banknote im Umlauf. Auf der eine Seite zierte sie das Konterfei von Carl Ritter von Ghega, dem Erbauer der Semmerningbahn von Gloggnitz nach Mürzzuschlag, einem wahren Pionier seiner Zeit. Auf der Rückseite des Scheins war das sogenannte „Kalte Rinne“–Viadukt der Semmeringbahn, umgeben von Pollereswand, Rax und Schneeberg, abgebildet. Die Scheine wurden mit der Einführung des Euro eingestampft, die 184 Meter lange und 46 Meter hohe Eisenbahnbrücke ist noch immer architektonisches Highlight der ersten Hochgebirgsbahn Europas, die zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt. Der Aussichtspunkt mit dem herrlichen Panorama heißt heute ehrenhalber „20 Schilling Blick“ und ist eine Etappe des gut ausgebauten 17 Kilometer langen Bahnwanderwegs. Wer mehr über die goldenen Zeiten des Eisenbahnbaus erfahren mag, besucht auch gleich das Ghega-Museum im nahen Breitenstein, das sich in einem ehemaligen Bahnwärterhäuschen dem spannenden Leben des visionären Ingenieurs widmet. https://www.wieneralpen.at/ausflugsziele/a-blickplatz-20-schilling-blick

Am Nebelstein: 360-Grad-Blick übers Waldviertel

Verträumte Auenlandschaften, dampfende Hochmoore, groteske Felsformation und Wald, soweit das Auge reicht: Unberührte, beinahe mystische Natur prägt das Bild des oberen Waldviertels, ganz im Norden Niederösterreichs. Vom Nebelstein bei Moorbad Harbach, mit seinen 1.017 Metern einer der höchsten Erhebungen, eröffnet sich an klaren Tagen ein fantastischer Rundumblick auf diesen märchenhaften Landstrich. Am Aussichtspunkt des Gipfels schweift der Blick über die dicht bewaldeten Gratzer Berge im nahen Tschechien, die Tiefebene der Lainsitz und das sanfte Waldviertler Hügelland. An klaren Tagen lässt sich am Horizont sogar der Ötscher ausmachen. Entlang des Nebelstein Erlebnis-Wanderweges wird die Besteigung des Eintausenders zum Familienevent – mit Reh-und Wildschweinsichtungen vom Hochstand, Steinplatz für Mini-Geologen und dem magischen Blick durch ein „Visholo“, das die Namen der umliegenden Berge und Dörfer direkt in die Landschaft zaubert. Auf hungrige Gipfelstürmer wartet eine Stärkung in der urigen Nebelsteinhütte. Die hausgemachten Waldviertler Knödel (nur am Wochenende auf der Karte) sollte man sich keinesfalls entgehen lassen. https://www.waldviertel.at/natur-nebelstein

Retzer Windmühle: Das Weinviertel zu Füßen

Weithin sichtbar auf einer Anhöhe zwischen Retz und dem Manhartsberg thront inmitten von Weingärten die historische Retzer Windmühle, seit 1833 im Besitz der Familie Bergmann. Das Wahrzeichen der alten Weinstadt ist heute nach seiner Restaurierung durch niederländische Windmühlenbauern die einzige betriebsfähige, mit natürlicher Windkraft betriebene, Getreidemühle Österreichs – und zudem ein wunderbarer Platz, um den herrlich weiten Blick ins Weinviertel zu genießen. Wie so eine Windmühle funktioniert und warum der Müller einst neben seinen Mahlkenntnissen auch ein gehöriges Geschick für Zimmermanns- und Steinmetzarbeiten mitbringen musste, erfahren Neugierige mehrmals täglich in spannenden Führungen. Auch am nahen Kalvarienberg , beim Windmühlheurigen von Helmut und Petra Bergmann, wird Ins-Land-hinein-schaun zur lohnenden Nachmittagsbeschäftigung. Bei einem kühlen Glas Grüner Veltliner auf der schicken Sonnenterrasse schweift der Blick weit übers Retzer Land. https://www.retzer-land.at/retzer-windmuehle

Schilling Blick ©NÖW MichaelLiebert
Hohe Wand Skywalk: Dem Himmel so nah

Nur 40 Fahrminuten von den Toren Wiens entfernt erhebt sich das 1.000 Meter hohe Kalksteinplateau der Hohen Wand, das bequem über eine Panoramabergstraße erreichbar ist. Schon 1969 wurde das mächtige Hochplateau zum Naturpark erklärt, denn seltene Tier- und Pflanzenarten haben hier ihr Zuhause. Wer Glück hat, trifft auf einen Uhu, Ziegenmelker oder Schwarzspecht. Pflanzenliebhaber freuen sich beim Anblick der seltenen Orchideen, Kuhschellen oder Türkenbundlilien, die hier wachsen. Das Highlight der Hohen Wand ist aber der atemberaubende Rundumblick von hier oben. Mutige genießen das Panorama vom Skywalk aus, der hier in den Felsen geschlagen wurde. Steht man ganz vorne und blickt durch den Gitterboden, stellt sich ein Gefühl des Schwebens ein – Schwindelfreiheit ist da sicher kein Nachteil. Im Skywalk Kino wird die Landschaft zur Leinwand und der Blick auf Wiener Neustadt, den Neusiedlersee und die ungarische Tiefebene zum Programm. Besonders nett: Die Paragleiter beim Gleiten durch die Lüfte beobachten. Und immer wieder nimmt hier oben einer den Songtitel „Love is in the air“ wörtlich und geht am Hohe Wand Skywalk für einen Heiratsantrag auf die Knie. https://www.wieneralpen.at/ausflugsziele/a-naturpark-hohe-wand-skywalk