Algarve – Wo der Atlantik Küstenparadiese erschaffen hat

Praia da Falesia ©Detlef Duering

Wer Portugal nur mit Lissabon oder Porto verbindet, dem entgeht eine der eindrucksvollsten Küstenlandschaften Europas. Im Süden Portugals, dort wo der Atlantik ungebremst auf das Festland trifft, entfaltet sich die Algarve als eine Region voller Kontraste – und gerade das macht sie so faszinierend. Vom ruhigen Osten mit seinen weitläufigen Sandstränden über die dramatisch zerklüftete Felsenküste im Zentrum bis hin zur wilden, vom Atlantik geformten Westküste, der Costa Vicentina – jede Region erzählt ihre eigene Geschichte. Wer die Algarve wirklich verstehen will, muss alle drei Küsten entdecken.Algarve Olhao ©Detlef Duering 015

Olhão – die Seele der Sandalgarve

Die Sandalgarve, oder auch Ostalgarve genannt, liegt etwas abseits der bekannten Postkartenmotive der Algarve. Doch auch sie hat ihren Charme und begeistert mit endlosen Sandstränden, sanft abfallendem Meer und einer entspannten Ursprünglichkeit, die wohltuend entschleunigt. Noch mehr Abgeschiedenheit findet man auf den vorgelagerten Inseln, die mit dem Boot in wenigen Minuten erreichbar sind.

Nur eine halbe Autostunde vom Flughafen Faro liegt das Fischerdorf Olhão direkt am Naturpark Ria Formosa. Das Stadtbild von Olhão mit seinen verwinkelten Gassen versprüht einen mediterranen Charme. Weitgehend von kubischen weiß gekalkten Häusern, die fast auch in Nordafrika stehen könnten, aber auch von einigen typisch portugiesisch gekachelten Häusern bestimmt, unterscheidet es sich deutlich von den Städten der Umgebung.Algarve ©Detlef Duering 003

Ein Muss ist der Besuch der beiden, an ihren kleinen Türmchen leicht zu erkennenden Markthallen. Die beiden aus rotem Ziegel erbauten Häuser unmittelbar an der Lagune beherbergen sowohl den besten Fischmarkt der Algarve mit fangfrischem Fisch, wie im zweiten Gebäude ein tolles Sortiment an Obst, Gemüse, Kräutern und Fleisch, das von Bauern und Metzgern aus der Umgebung angeboten wird. Ob Sardinen oder Seeteufel, ob Thunfisch oder Brasse, ob Bacalhau oder Dorade, ob Oktopus oder Garnele, beim Besuch dieses Fischmarktes wird einem schnell klar, warum die Tiere aus dem Meer auf den Speisekarten der Algarve eine so wichtige Rolle spielen.Algarve Real Marina Hotel Spa ©Detlef Duering 001

Im Restaurant Marina com Noélia des 5-Sterne-Hotel Real Marina Hotel & Spa zelebriert man die Aromen der Algarve auf höchstem Niveau – von frischen Venusmuscheln über gegrillte Dorade bis zum berühmten Bacalhau, dem luftgetrockneten Kabeljau, der in Portugal zur kulinarischen DNA gehört. Und von der Terrasse des Restaurants, wie auch den Balkonen des Hotels Kann man den Blick über die Lagunenlandschaft des Naturparks Ria Formosa schweifen lassen, ein faszinierendes Ökosystem aus Salzwiesen, Lagunen und Sandinseln, ein Paradies nicht nur für Flamingos.Algarve Insel Culatra ©Detlef Duering 018

Insel Culatra – Ein kleines Paradies

Eine dieser Sandinseln ist die vor Olhão liegende autofreie Insel Culatra. Auch wenn das Bootstaxi nur wenige Minuten braucht, ist es wie eine Zeitreise in ein entschleunigtes Leben.  Auf Culatra gibt es keine Autos, keine Hotels, keine Hektik – nur Sand, Meer, Natur und ein kleines Fischerdorf mit rund 1.000 Einwohnern. Die Menschen hier leben noch immer größtenteils vom Fischfang und Muschelzucht, und ihre Häuser wirken wie direkt aus einem Bilderbuch entsprungen. Hier bestimmen die Gezeiten den Tagesrhythmus. Vor allen Dingen ist Culatra bekannt für seine Austernzucht, die umweltbewusst betrieben wird. An die 20 Familien leben dort von der Austernzucht. Rund 200 Tonnen pro Jahr werden nach Frankreich exportiert. Aber natürlich kann man sie auch vor Ort genießen, der Geschmack frischer Austern, kaum eine Stunde nach dem Fang, ist unvergesslich. Serviert werden sie entweder gekocht mit Zitrone oder roh mit einer Zwiebel-Wein-Essig-Sauce.Algarve Insel Culatra ©Detlef Duering 023

Culatra hat auch einen kilometerlangen Sandstrand, zu dem ein Holzsteg durch die Dünen führt. Das Wasser ist klar und ruhig, ideal zum Schwimmen, Schnorcheln oder einfach zum Dahintreiben. Und wer Glück hat, entdeckt beim Spaziergang in den Salzwiesen sogar Muschelsammler oder Flamingos.Algarve Insel Culatra ©Detlef Duering 019

Die Felsalgarve – Goldene Klippen und versteckte Buchten

Faro ist nicht nur wegen seines internationalen Flughafens der Startpunkt für die meisten Algarve-Urlauber, sondern auch in etwa der Punkt, an dem sich die Landschaft der Algarve in zwei Teile mit recht unterschiedlicher Charakteristik teilt. Auf der eine Seite die Sandalgarve und auf der anderen nach Westen bis zum südwestlichsten Punkt des europäischen Festlands Cabo de São Vicente die Fels-Algarve. Je weiter man nach Westen reist, desto markanter verändert sich die Küstenlinie. Die sanften Lagunen weichen spektakulären Steilküsten und zerklüfteten Kalksteinformationen. Hier findet man meist Felsformationen, die von unzähligen Badebuchten unterbrochen werden.Algarve Lagos ©Detlef Duering 037

Die Klippen von Lagos, Ponta da Piedade – Das Naturwunder der Algarve

Nahe Lagos, eine Stadt mit einer zauberhaften Altstadt, befindet sich das Highlight der Felsalgarve: Die Ponta da Piedade. Auf einer Bootstour vom Hafen in Lagos aus geht es zu den bizarren Sandsteinformationen an der Steilküste, eins der eindrucksvollsten Erlebnisse der Algarve. Die Felsformationen sind bis zu 20 Meter hoch, durchlöchert von Bögen, Höhlen und natürlichen Brücken. Das Lichtspiel zwischen vom Sonnenlicht goldgelb angestrahltem Gestein und türkis schimmernden Wasser ist atemberaubend – vor allem bei tiefstehender Sonne ein Naturspektakel. Die Bootsführer erzählen Geschichten zu den einzelnen Felsen, die Namen tragen, wie „Kamel“ oder „Kathedrale“, während sie sich mit den Booten geschickt durch enge Durchbrüche und Grotten schlängeln.Algarve Ponta da Piedade ©Detlef Duering 067

Noch näher kommt man den Felsen mit dem Kajak oder Stand-Up-Paddleboard. Wer sich traut, kann durch enge Tunnel in versteckte Grotten paddeln, umgeben vom Echo der Brandung. Diese direkte Begegnung mit der Natur ist nicht nur abenteuerlich, sondern auch zutiefst bewegend.Algarve Ponta da Piedade©Detlef Duering 061

Nicht ohne Grund sind die Grotten und Felsen dieses Küstenabschnitts die bekanntesten Postkartenansichten der Algarve.

Die Costa Vicentina – Der wilde Westen

Noch wilder und unberührter wird es dann an der Westküste der Algarve, der Costa Vicentina. Diese Küste ist das genaue Gegenteil der belebten Strände im Süden: wild, naturbelassen und spektakulär einsam. Hier trifft der Atlantik mit voller Wucht auf die Steilküste – ein Paradies für Surfer, Wanderer und Naturliebhaber.

Algarve Cabo de Sao Vicente ©Detlef Duering 092
Costa Vincentina ©Detlef Duering

Monte Clérigo – Idylle am Meer

Weiter nördlich an der Costa Vicentina liegt das kleine malerische Dorf Monte Clérigo, mit einem weitläufigen Sandstrand, unberührt und eingerahmt von Felsen, der besonders bei Familien beliebt ist. Er soll sogar einer der Schönsten an der Costa Vicentina sein.Algarve Monte Clerigo ©Detlef Duering 111

Ein lokales Naturpädagogik-Team um den Meeresbiologen Nuno Barros hat sich hier mit der Initiative The Ocean Tribe zur Aufgabe gemacht, Umweltschutz, Bildung und nachhaltigen Tourismus miteinander zu verknüpfen. So bieten sie bei Ebbe Wanderungen am Strand an, bei denen Geologie, Ökologie und Geschichte der Küste anschaulich erklärt werden, vom Leben im Gezeitenpool bis zu fossilen Muschelbänken und warum Plankton und Seegras genauso schützenswert sind wie Delfine und Riffe. Eine solche geführte Wanderung ist nicht nur informativ sondern auch ein besonderes Erlebnis.Algarve Monte Clerigo ©Detlef Duering 117

An Monte Clérigo führt auch der berühmte Fisherman’s Trail vorbei, ein 226 Kilometer langer traumhafter Weitwanderweg entlang der Westküste, der auch auf die Klippen des nahen Naturpark Ponta da Atalaia führt, ein landschaftliches Juwel mit einer beeindruckenden Vielfalt von Flora und Fauna. Über 200 Vogelarten und 750 Pflanzenarten sind hier mit etwas Glück zu entdecken. Und selbst Weißstörche nisten hier auf den schroffen Klippen über dem Meer – wohl ein weltweit einzigartiges Phänomen.Algarve Ponta da Atalaia ©Detlef Duering 124Algarve Praia do Canal Nature Retreat ©Detlef Duering 133

Luxus im Zeichen der Natur

Wer hier nach einem Hotel sucht, an dem man sich in der Weite verlieren darf, findet im Praia do Canal Nature Retreat ein Hideaway der Extraklasse. Inmitten eines 220 Hektar großen Areals im Naturpark Costa Vicentina gelegen, steht das Fünf-Sterne-Haus für architektonische Zurückhaltung und ökologische Sensibilität. Ockerfarbene Fassaden fügen sich harmonisch in die Landschaft ein, die Zimmer sind lichtdurchflutet, warm und einladend. Die Hotelküche nutzt Wildkräuter aus dem eigenen Garten, etwa die Beeren des Erdbeerbaums, aus denen der traditionelle Medronho-Schnaps gebrannt wird. Hier dominiert das Prinzip der Achtsamkeit – gegenüber der Natur.Algarve Hotel Memmo Baleeira ©Detlef Duering 099

Wer lieber direkt an der Küste übernachten möchte, für den wäre das Hotel Memmo Baleeira in Sagres, einem modernen 4-Sterne-Strandresort mit Pools, aber auch einem direkten Strandzugang.Algarve Cabo de Sao Vicente ©Detlef Duering 093

Sagres & Cabo de São Vicente – Wo Europa endet

Ganz im Südwesten der Algarve zeugt der südwestlichste Punkt des europäischen Festlands von Portugals Seefahrertradition. Den Leuchtturm vom windumtosten Cabo de São Vicente, hielten die Seefahrer einst für das Ende der Welt. Noch heute ist der Blick auf den Leuchtturm über der schäumenden Atlantikküste, und die in den Himmel ragenden Felsen ein überwältigendes Naturschauspiel. Und hier haben zwei findige deutsche Auswanderer die Idee gehabt, in einer Imbissbude die „Letzte Bratwurst vor Amerika“ für die Besucherinnen und Besucher am Ende der alten Welt zu brutzeln, und zwar mit Erfolg.Algarve Festung von Sagres ©Detlef Duering 082

Highlight am Ende der Welt: Die Festung von Sagres

Nicht allzu weit von diesem südwestlichsten Punkt des europäischen Festlands entfernt liegt auf der Landzunge Ponta de Sagres, von drei Seiten des Atlantiks umgeben, die historische Festung von Sagres (Fortaleza de Sagres) als Zeugnis der maritimen Pionierzeit des Landes, als sich Heinrich der Seefahrer hier auf seine Entdeckungsfahrten vorbereitete.Algarve Festung von Sagres ©Detlef Duering 090

Als Symbol der portugiesischen Seefahrtsgeschichte und wichtiger Teil der großen Entdeckungen bietet die Festung spektakuläre Ausblicke und spannende Einblicke in die Vergangenheit. Ihre Ursprünge gehen auf das 15. Jahrhundert zurück, als Heinrich der Seefahrer hier eine Stadt gründete. Er nutzte die strategisch günstige Lage der Festung, um Expeditionen in ferne Welten zu unterstützen und die Seefahrtstechnik seiner Zeit weiterzuentwickeln. Bereits in der Antike war die Landzunge als „Promontorium Sacrum“ bekannt und wurde als heiliger Ort genutzt. Vielleicht hat auch da die sehenswerte steinerne Windrose mit 43 Metern Durchmesser an der äußersten Spitze der Landzunge ihren Ursprung.Algarve Festung von Sagres ©Detlef Duering 078

Auch wenn die Architektur der Festung über Jahrhunderte immer wieder verändert wurde und von der ursprünglichen Anlage Heinrichs wenig erhalten ist, wurde sie im 16. und 18. Jahrhundert umfassend modernisiert. Heute beeindruckt das Eingangstor, die gut erhaltenen Kanonen, dem Wachturm und der Kirche Nossa Senhora da Graça, die Heinrich errichten ließ. Nach der Zerstörung durch den englischen Freibeuter Francis Drake 1587 und das Erdbeben von 1755 wurde sie wieder aufgebaut. Mehr: https://visitalgarve.pt/de/equipamento/7185/fortaleza-de-sagres Algarve Praia da Falesia ©Detlef Duering 155

Praia da Falésia – Der Traumstand Portugals

Auf jeden Fall lohnt sich auch ein Besuch des Praia da Falésia. Dieser weitläufige Strand unterhalb steiler Klippen gilt als Mekka für Surfer – und als Sinnbild für das, was die Algarve ausmacht: Kraft, Schönheit, Ursprünglichkeit. Der Wind zerzaust das Haar, die Sonne taucht den Sand in warmes Licht.Algarve Praia da Falesia ©Detlef Duering 152

Fazit

Die Algarve ist ein Reiseziel voller Kontraste, wo zwischen der Sand- und der Felsalgarve entfaltet sich eine Landschaft von rauer Schönheit, in der sich schroffe bizarre Klippen, weiße Strände, charmante Fischerdörfer, das Rauschen des Atlantiks und nachhaltiger Tourismus zu einem harmonischen Gesamtbild fügen.

Algarve Monte Clerigo ©Detlef Duering 109
Monte Clerigo ©Detlef Duering

Auch als Winterziel erfreut sich die südlichste Region Portugals wachsender Beliebtheit: Dank des milden Klimas – die Temperaturen liegen durchschnittlich zwischen 15 und 20 Grad – kann man zu Weihnachten die Orangen direkt vom Baum pflücken, und bereits Ende Januar verwandeln die blühenden Mandelbäume die Region in ein weißes Blütenmeer. Und es herrschen ideale Temperaturen auch für Wanderer, Radfahrer und Reiter, um das Land mit seinen langen Stränden und malerischen Hügeln zu erforschen.

https://www.visitportugal.com/de/destinos/algarve  und https://www.visitalgarve.pt/