Fahrradsattel statt Bürostuhl: An fünf Tagen die Woche zieht es den Südtiroler Hotelier Christoph Kofler mit seinen Gästen los in die eindrucksvolle Bergwelt des UNESCO-Welterbes Dolomiten. Der Inhaber des Maria Adventure Family Hotel am Fuß des Latemar in Obereggen ist begeisterter Outdoor-Sportler, zudem zertifizierter Bike- und Kletterguide. Aus seinen Passionen hat der zweifache Vater vor mehr als einem Jahrzehnt hauseigene „Adventure Camps“ konzipiert und begleitet die Ferienprogramme für Kids ab sechs Jahren seitdem höchstpersönlich. Seine Vorstellung von Urlaub: Zeit in der Natur verbringen sowie Neues lernen und über sich hinauswachsen. Während Eltern mal durchschnaufen oder eigene Touren antreten können, nimmt der sportliche Hoteldirektor seine Schützlinge mit zu packenden Abenteuern – vom Bikepark oder Hochseilgarten über spannende Mountainbike-Trails bis hin zur echten Kletterwand. Im Interview spricht Christoph Kofler über die Herausforderungen bei Touren mit Kindern, was ihm daran dennoch so gut gefällt und warum seine Doppelrolle für ihn keine Belastung, sondern Freiheit bedeutet.
Herr Kofler, Sie sind Hotelier sowie Bike- und Kletterguide. Was war zuerst?
Christoph Kofler: Natürlich war meine Passion zum Klettern und Radfahren schon vorher da. Ich bin in den Bergen aufgewachsen und seit ich 13 oder 14 bin, gehören diese Sportarten zu meinem Alltag. Die Ausbildung zum Guide habe ich erst später gemacht – als ich gemerkt habe, das könnte ich auch im Maria Adventure Family Hotel brauchen.
Erzählen Sie mal, wie wird man Bike- oder Kletterguide?
Christoph Kofler: Das ist relativ aufwendig. Ich habe anfangs gedacht „okay, radfahren kann ich“. Doch tatsächlich dauert die Schulung über eine Woche inklusive Techniktraining, theoretischem Wissen und viel Input, den man in der Praxis als Guide braucht. Zudem gilt es, eine Abschlussprüfung zu bestehen und sich einmal im Jahr fortzubilden, um den Status laufend beizubehalten.
Im Rahmen Ihrer eigens konzipierten „Adventure Camps“ sind Sie hauptsächlich mit Kindern auf dem Bike oder an der Kletterwand unterwegs. Gibt es da andere Herausforderungen als bei Touren mit Erwachsenen?
Christoph Kofler: Erwachsene haben schon eigene Erfahrungen gemacht und können diese abrufen. Sie handeln eigenverantwortlich und wenn es ihnen zu viel wird, können sie das auch kommunizieren. Kinder gehen anders an die Sache ran. Man darf sie nicht überfordern – weder mit den Strecken noch mit Informationen. Sie dürfen sich aber auch nicht langweilen. Manche Kids sind sehr geschickt und trauen sich viel, andere sind vorsichtiger und zurückhaltender. Deshalb muss ich als Guide alles sehr gut und oft mehrfach erklären sowie jede Tour, jede Situation laufend einschätzen.
Wie sieht denn eine typische Bike-Tour mit Kindern bei Ihnen aus?
Christoph Kofler: Im Rahmen der Adventure Camps ist eher der Weg das Ziel. Wir fahren kürzere Etappen, bauen öfter eine Pause ein, dann gibt es etwas zu essen. Mir ist es wichtig, dass die Kinder mit einem guten Gefühl zurück ins Maria Adventure Family Hotel kommen. Am liebsten sausen sie richtig schnell bergab, das macht denen Spaß, deswegen schaue ich, dass wir das am Schluss jeder Tour einbauen. Es muss immer damit enden, dass die Kinder sagen „das war cool“ und noch bis spätabends den Eltern von ihren Erlebnissen erzählen.
Schmeißt da auch ein Kind mal den Helm hin und gibt auf? Wie gehen Sie dann damit um?
Christoph Kofler: Ja, das gibt es sogar oft. Manchmal sagen Eltern, „mein Kind kann das“, während ich merke, dass wir ihm gerade zu viel zumuten. Wir sind nunmal hoch oben am Berg und die Wege sind steiler, als es das Kind vielleicht gewohnt ist. Anfangs will es vielleicht nichts sagen, weil es sich in der Gruppe nicht traut. Sobald ich aber die Überforderung eines Kindes spüre, machen wir einfach eine Pause. Dann versuche ich, die Situation erstmal aufzulockern, zum Beispiel mit einem Spiel. Anschließend lassen wir es langsamer angehen – zur Not passe ich die Tour spontan an. Wir haben viele Möglichkeiten und mir ist es nicht wichtig, ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Sondern, dass die Kinder am Abend mit tollen Eindrücken und Erfolgserlebnissen zurückkommen.
Gibt es richtig brenzlige Situationen?
Christoph Kofler: Zum Glück habe ich das bisher sehr selten erlebt. Eine Situation ist mir stark in Erinnerung geblieben: Da ist ein etwa zwölfjähriges Kind bei der ersten Abfahrt im Bikepark so übel gestürzt und hat sich mitsamt dem Rad überschlagen, dass ich dachte, wir müssen den Helikopter anfordern. Mir ist das Herz stehen geblieben, alles war voller Blut. Doch nach dem ersten Schreck ist das Kind aufgestanden, hat ganz tapfer gesagt : „Es geht schon wieder“ – und hat dann tatsächlich den ganzen Tag auf dem Bike durchgezogen. Am Abend kam es mit blutverschmiertem Trikot zu den Eltern ins Maria Adventure Family Hotel und hat stolz die Geschichte vom „Riesensprung“ erzählt. Ansonsten ist bisher nie etwas richtig Schlimmes passiert, von kleineren Stürzen und aufgeschlagenen Knien mal abgesehen. Aber das gehört dazu! In den zehn Jahren, seit wir das anbieten, musste noch kein Heli kommen.
Was ist für Sie das Schönste an den Abenteuern mit Kindern?
Christoph Kofler: Morgens shuttlen wir die Gruppe in unserem Geländewagen mitsamt der Bikes zum Start der Tour, dann reden alle ganz aufgeregt durcheinander, es herrscht ein richtiger Lärmpegel und Trubel im Auto. Das Allerschönste für mich ist dann der Rückweg: Alle sind still, einige schlafen sogar ein. Dann weiß ich, es war ein spannender und erfolgreicher Tag, den die Kleinen erstmal verarbeiten müssen. Ich mag aber auch die Erlebnisse, die wir für die ganze Familie organisieren. Freitags gehen wir zusammen an den Klettersteig und mir geht das Herz auf, wenn Eltern und Kids ihre gemeinsame Zeit genießen und oben auf dem Gipfel alle stolz und erleichtert zugleich sind. Das ist eine sehr erfüllende Aufgabe für mich.
Sind Sie nach so einem Tag auch erschöpft? Sie schmeißen ja dazu noch ein ganzes Hotel!
Christoph Kofler: Für mich ist draußen sein einfach erholsam. Klar bin ich auch mal müde von so einem Tag, aber grundsätzlich handelt es sich für mich um die die ideale Kombination aus arbeiten in der Natur und mit Kindern sowie im Hotel am Computer oder im Service. Und wenn man etwas gern tut, mit Leib und Seele, dann ist es nicht anstrengend und auch keine Last. Deswegen haben wir ja auch unser Programm für die Gäste so gestaltet. Wir selbst stehen dahinter und ich mache das mit Herzblut.
Brauchen Sie trotzdem einen anderen Ausgleich?
Christoph Kofler: Na klar! Ich bin auch privat trotzdem oft auf dem Rad oder beim Klettern unterwegs, dann aber zum Beispiel mit dem Rennrad. Zusammen mit meiner jüngeren Tochter, 13 Jahre alt, gehe ich häufiger in die Kletterhalle und wir treffen dort Freunde und haben eine schöne Zeit. Auch beim Laufen kriege ich den Kopf frei. Sie sehen, ich bin also grundsätzlich meistens aktiv oder draußen an der frischen Luft – ein echter Südtiroler eben!
Das Interview führte Janina Reich
Über das Maria Adventure Family Hotel
Im Südtiroler Maria Adventure Family Hotel in Obereggen urlauben große und kleine Naturforscher, Entdecker sowie Bergfexe. Dank der 23 durchdachten und großzügigen Zimmer, Gourmetküche mit italienisch-alpinen Gerichten und einer Bar mit Panoramaterrasse erleben Familien einen rundum entspannten Aufenthalt. Auch der Spa mit Biosauna, Sole- und Aromadampfbad, Indoor-Pool mit Kleinkinderbereich sowie Finnischer Sauna lädt zum Relaxen ein. Wer die Dolomiten erkunden will, der holt sich Insidertipps von Hoteldirektor Christoph Kofler. Denn der Gastgeber ist mit seiner Familie selbst am liebsten in der umliegenden Gipfelwelt unterwegs. Er kennt sich als erfahrener Bike- und Kletterguide bestens aus und leitet Kids ab sechs Jahren im Rahmen der eigens konzipierten „Adventure Camps“ durchs UNESCO-Weltnaturerbe. Weitere Ausflüge führen mit örtlichen Naturpädagogen und Wanderführern auf Waldexpedition oder zum Rafting. www.hotel-maria.it