Reiseleiterin aus Nepal im Interview

 

Die Nepalesin Prami Shrestha (52) zeigt seit knapp 20 Jahren deutschen Gästen ihre Heimat. Der Reiseveranstalter Tour Vital hat mit ihr gesprochen und gefragt, was deutsche Urlauber tun können, um den Menschen in Nepal nach dem verheerenden Erdbeben im April 2015 zu helfen. Ihr ausgezeichnetes Deutsch hat sie am Goethe-Institut in Kathmandu und bei einem dreimonatigen Aufenthalt in Köln gelernt.

Prami Shrestha: „Wir brauchen nicht unbedingt Geld, sondern Arbeit!“

Tour Vital: Frau Shrestha, die Hilfsbereitschaft hierzulande ist groß. Was können wir Deutschen tun, damit es Nepal bald wieder bessergeht?

Prami Shrestha: Viele möchten Geld spenden, damit wir unsere Infrastruktur und unsere Häuser wiederaufbauen können. Das ist natürlich sehr wichtig, ich bin aber trotzdem kein allzu großer Fan davon. Das Geld macht die Leute faul, die Kinder lernen zu betteln, und es reicht nur für eine begrenzte Zeit. Was wir wirklich brauchen, ist Arbeit, damit wir eine langfristige Perspektive haben, unser Land aufzubauen.

TV: Was wäre Ihr konkreter Wunsch für die Zukunft?

PS: Ich würde mir wünschen, dass noch mehr Menschen zu uns kommen und unsere Restaurants, Hotels und Attraktionen besuchen, denn über eine Million Nepalesen arbeiten im Tourismussektor und sind auf die Gäste angewiesen. Wenn ich mit Gruppen durch unser Land reise und sie mit Einheimischen bekannt mache, dann ist das für viele ein einmaliges Erlebnis, das sie nicht mehr loslässt. Im März 2015 hatte ich zum Beispiel eine 90-jährige Dame aus Deutschland dabei, die jetzt im Februar 2016 erneut hier war. Vor wenigen Tagen hat sie mich angerufen, um mir zu erzählen, dass sie für Oktober dieses Jahres schon wieder gebucht hat. So wie ihr geht es vielen – sie werden vom ‚Nepal-Virus‘ infiziert. (lacht)

TV: Sind denn noch viele Spuren des Erdbebens zu sehen?

PS: Ich lebe ungefähr zehn Gehminuten vom bekannten Durbar-Platz in Kathmandu entfernt. Dort dauern die Wiederaufbau-Maßnahmen zum Teil noch an, es sind aber alle Tempel wieder geöffnet und können schon seit dem Sommer 2015 offiziell wieder besichtigt werden. In anderen beliebten Orten wie Bhaktapur, Patan, Nagarkot und Dhulikhel gab es bemerkenswert wenige Schäden an der touristischen Infrastruktur, genauso wie im Trekking-Paradies Pokhara oder im Chitwan-Nationalpark. Im Frühling zur Rhododendronblüte oder später im Herbst, wenn der Himmel meist strahlend blau und die Fernsicht wunderbar ist, ist die beste Reisezeit. Wir Nepalesen wünschen uns, dass jetzt besonders viele Gäste nach Nepal reisen und tragen die Besucher auf Händen.