Was haben Twilight, Titanic und Brokeback Mountain gemeinsam? Sie sind alle in Kanada gedreht worden. Bella heiratete Edward in Squamish in British Columbia, Leonardo DiCaprio sank in den Wellen von Nova Scotia in die Tiefe und die beiden einsamen Cowboys Ennis und Jack schwiegen in den Wäldern der kanadischen Rocky Mountains. Kanada dient den US-amerikanischen Filmemachern nicht nur als beliebter Drehort, sondern Kanada selbst hat eine lebendige Filmszene zu bieten. Auf der Berlinale 2018 ist Kanada als exklusiver Partner zu Gast.
Film ab!
„And Action!“, heißt es in den Metropolen Kanadas an jeder Ecke. Kein Wunder, denn schlendert man durch Toronto, wechseln die Epochen mit jedem Schritt. Hier ein verschnörkelter Prunkbau mit Säuleneingang, dahinter eine Reihe rostbrauner historischer Lagerhäuser, dort glitzernde Bankentürme. Und direkt hinter der Metropole grünt die Natur. Die Kulturpolitik tut ihr Übriges. Drehgenehmigungen sind schnell erteilt. Die Liste der in Kanada gedrehten Filme ist lang: „Capote“, „Catch me if you can“, „Fluch der Karibik“, „Schiffsmeldungen“, „Good Will Hunting“, „Rambo“, „Superman“, „Godzilla“, „Nachts im Museum“, „Sieben Jahre in Tibet“, „Das A-Team“ und viele mehr. Auch der mit drei Oskars prämierte Film „The Revenant – Der Rückkehrer“ wurde in Kanada gedreht. „Ich habe nach einer Gegend gesucht“, sagt Regisseur Alejandro G. Iñárritu, „die vollkommen unberührt ist. Sie sollte rein, rau und poetisch zugleich sein.“ In Alberta ist er fündig geworden. Er filmte in den Badlands, im Bow Valley und in Kananaskis Country.
Berühmte Drehorte
Reist man nach Kanada, steht man irgendwann in einer ehemaligen Filmkulisse. Bereits bei der Ankunft am Vancouver International Airport kann man auf Spurensuche gehen. In dem Horrorfilmklassiker „Final Destination“ sieht man eine Maschine von Gate 46 in den Himmel starten. Im Film fungierte der Flughafen als New Yorker John F. Kennedy Airport. In dem romantisch-erotischen Hollywoodfilm „Fifty Shades of Grey“, in dem sich die Studentin Anastasia in den Milliardär Christian Grey verliebt, küssen sie sich zum ersten Mal im Fahrstuhl No.3 des Fairmont Hotels in Vancouver. Die Lieutnant Governor Suite im 14. Stock wurde zu Christian Greys Schlafzimmer umgebaut. Für Filmfans bietet das Fairmont Hotel ein „Mr. Grey Package“ an, eine Übernachtung in der Suite mit Champagner, Luxusfrühstück. Der Long Beach von Tofino auf Vancouver Island diente in „Planet der Affen: 3 – Survival“, der im Sommer 2017 in den Kinos zu sehen war, als Kulisse. Auch trabten die Affen auf dem Rücken der Pferde durch die verschneiten Wälder der Rocky Mountains in Alberta.
Filmland Kanada
Unter Kennern gilt Kanada längst als Hollywood des Nordens. Knapp 80 Prozent aller Spezialeffekte für Hollywood werden in den Filmstudios in Vancouver, Toronto und Montreal produziert. Die kanadischen Filmstudios gehören zu den größten des Kontinents und liegen nur drei Flugstunden von L.A. entfernt. In den kanadischen Filmstudios entstanden zahlreiche Mystery- und Science-Fiction-Streifen wie „Akte X“, „Alien vs. Preditor“, „Mission Impossible“, „X-Men“ und Animationsfilme wie „Rio“ oder der 2018 erscheinende „Lost Case“, in dem sich am Flughafen vergessene Gepäckstücke selbst auf eine abenteuerliche Reise begeben.
Kanada als Talentschmiede für Regisseure, Drehbuchautoren und Schauspieler ist vielgestaltig. Durch Kanadas Besonderheit der Zweisprachigkeit konnte sich eine anglokanadische und eine frankokanadische Filmtradition herausbilden, denen eins gemeinsam ist: Beide Filmtraditionen grenzen sich vom übermächtig wirkenden US-amerikanischen Nachbarn durch subversive und existenzialistische Inhalte ab. Nicht Ikonen, sondern gebrochene, autarke und starke Charaktere hangeln sich durch das Leben.
Zu den bekanntesten und erfolgreichsten Filmen und Filmemachern zählen der Frankokanadier Robert Lepage („Nô“) sowie Denys Arcand („Die Invasion der Barbaren“), David Cronenberg („Crash“) und Atom Egoyan („Where the Truth Lies“). Einige der wenigen deutsch-kanadischen Koproduktionen ist die Kinderserie „Der kleine Vampir“ und die Drama-Komödie „Hectors Reise“, nach dem Bestseller von François Lelord, mit Veronica Ferres in der Rolle einer Wahrsagerin auf der Suche nach dem Geheimnis des Glücklichseins.
Kanada auf der Berlinale 2018
Auf der Berlinale 2018 wird Kanada als „Country in Focus“ im Mittelpunkt des European Film Market (EFM) stehen. Das 2017 initiierte Programm „Country in Focus“ gibt während der Internationalen Filmfestspiele die Gelegenheit, die Filmindustrie und das Filmschaffen eines ausgewählten Landes umfassend vorzustellen und hervorzuheben. Auf Einladung von Berlinale-Direktor Dieter Kosslick wird Telefilm Canada die lebendige Filmszene Kanadas, Regisseure und Talente in Berlin präsentieren. „‚Canada in Focus‘ ist ein wichtiges Schaufenster für kanadische Filmschaffende, durch das der kanadische Film einem neuen Publikum zugänglich gemacht werden kann“, sagt Carolle Brabant, geschäftsführende Direktorin von Telefilm Canada.
Zur Berlinale kommen jährlich Hunderte Künstlerinnen und Künstler und rund 350.000 Besucher aus aller Welt in die deutsche Hauptstadt, um Impulse im globalen Filmgeschehen zu setzen und zu erleben. Das öffentliche Programm der Internationalen Filmfestspiele zeigt jedes Jahr etwa 400 Filmpremieren aller Genres. Wichtigster Treffpunkt für die Branche ist der European Film Market (EMF). Über 500 Firmen und knapp 10.000 Fachbesucher treten in kreative und geschäftliche Interaktion. „Das kanadische Kino fühlt sich schon lange auf der Berlinale und dem EMF zu Hause“, sagt Telefilm-Canada-Direktorin Carolle Brabant. „Die Kooperation als ‚Country in Focus‘ wird unsere langjährige Filmpartnerschaft mit Deutschland weiter stärken“, so Brabant.