Bereits vor über hundert Jahren bauten unterschiedliche Sektionen des Deutschen Alpenvereins Schutzhütten in Tirol. 132 Hütten betreibt der DAV heute in Tirol. Bayern, Baden-Württemberg, Sachsen, Nordrhein-Westfalen oder Berlin gaben ihren Schutz- und Wanderhütten Namen ihrer Städte. So wurde bereits im August 1875 die Dresdner Hütte als erste Schutzhütte im Stubaital und als zwanzigste Hütte des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins eingeweiht. Sie erlebte eine wechselvolle Geschichte: von den Um- und Ausbauten seit den 1920er-Jahren bis zur Eröffnung des Gletscher-Skigebietes und damit der Erschließung einer völlig neuen Gästeschicht im Winter.
Die Dresdner Sektion im Wuppertal und viele sächsische Gäste nach dem Fall der Mauer
Das besondere Kapitel begann für die Dresdner Hütte eigentlich erst nach dem Zweiten Weltkrieg. Auf Grund der unrühmlichen Geschichte des Alpenvereins während des Krieges wurden sämtliche Sektionen nach dem Krieg aufgelöst und der Alpenverein verboten, die Hütten wurden einer österreichischen Treuhänderschaft unterstellt. Erst fünf Jahre später, 1950, wurde in Westdeutschland der Alpenverein wieder neu gegründet. In Ostdeutschland blieb er verboten. Einige ehemalige Mitglieder aus Sachsen gründeten 1953 die Dresdner Sektion trotzdem neu – allerdings in Wuppertal. So konnten sie im Jahr 1967 die Dresdner Hütte zurück erwerben. Für alle anderen ostdeutschen Wanderfreunde blieb die Verbundenheit während der DDR-Zeit bestehen. Nach dem Fall der Mauer und der wiedererlangten Reisefreiheit gab es einen regelrechten Ansturm sächsischer Gäste auf der Dresdner Hütte.
Über 100 Teilnehmer beim Sachsensausen im Januar
In der Dresdner Hütte selbst zeugen heute Bilder aus Dresden, dem Elbtal und dem Elbsandsteingebirge der Sächsischen Schweiz von der Verbundenheit zur Sektion. Und natürlich besuchen auch heute noch viele Dresdner gerne „ihre“ Hütte. Aber jährlich am dritten Wochenende im Januar ist die Hütte richtig fest in sächsischer Hand. Dann findet nämlich das alljährliche Skirennen „Sachsensausen“ statt. Die Übernachtungsplätze sind lange im Voraus ausgebucht und die Begeisterung kennt auch alterstechnisch keine Grenzen: Gefahren werden die Rennen in Kategorien von fünf bis 70 Jahren. Bereits 1959 wurde das Skirennen von namhaften Bergsteigern gegründet. Seit der Wiedervereinigung reisen jedes Jahr im Januar bis zu 140 Sachsen ins Stubaital, um beim „Sachsensausen“ anzutreten und danach gemeinsam zu feiern.
Der Hütten-Allrounder: im Sommer Wandergäste, im Winter kommen die Skifahrer
Mit der Eröffnung der Stubaier Gletscherbahn im Jahr 1973 kamen auch die Skifahrer in die Dresdner Hütte und wurden schnell zu Stammgästen. Vor dem Skitourismus war die Hütte von Oktober bis Februar geschlossen, mittlerweile sind die Skifahrer die größte Gästegruppe der Dresdner Hütte. Im Frühjahr kommen dann noch die Skitourengeher und im Sommer natürlich nach wie vor die Wanderer und Bergsteiger. Diese Doppelrolle als Ski- und Schutzhütte ist eine Besonderheit unter den DAV-Hütten.
Ausflugsangebote im Sommer: Stubaier Höhenweg, Top of Tyrol und Klettersteige
Im Sommer ist die Dresdner Hütte ein hervorragender Ausgangspunkt, um den Stubaier Höhenweg zu gehen. Er führt auf sieben Etappen rund 100 Kilometer und über 8.000 Höhenmeter durch die Stubaier Alpen, vorbei an insgesamt acht Hütten. Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und die richtige Ausrüstung sind aber Voraussetzung, denn der Stubaier Höhenweg ist ein schwarzer Bergweg und führt ausschließlich durch alpines Gelände. Wer es etwas gemütlicher möchte, kann im Bereich der Stubaier Gletscherbahnen den Rundwanderweg der Dresdner Hütte gehen. Höhepunkt des Weges und leicht erreichbar ist die Gipfelplattform „Top of Tyrol“ auf 3.210 Metern Höhe auf der Felskuppe des Großen Isidors. Über Metallstufen gelangt man auf die Plattform und genießt von dort eine hervorragende Rund- und Fernsicht über die nahen Gletscher der Stubaier Gipfel bis hin zu den Dolomiten, den Ötztaler Alpen und hunderten weiteren Gipfeln. Klettersteig-Freunde finden ebenfalls ein großes Angebot rund um die Dresdner Hütte. Für Anfänger und Kinder gibt es einen Übungsklettersteig direkt neben der Hütte. Auf dem etwas anspruchsvolleren Fernau Klettersteig ist man rund zwei Stunden unterwegs und überwindet 200 Höhenmeter, für Klettersteig-Profis empfiehlt sich der Fernau Express, der zu den schwierigsten Klettersteigen Österreichs zählt.
Übernachtungen und Kulinarik in der Dresdner Hütte
Insgesamt verfügt die Dresdner Hütte über 140 Betten in Zwei- und Mehrbettzimmern. Alle Zimmer haben fließend Wasser und Etagenbetten. Zusätzlich gibt es eine Sauna, eine Infrarotkabine und einen Trockenraum mit beheizter Schuhaufhängung und Fußbodenheizung. Die Preise variieren im Sommer von 26 Euro pro Übernachtung mit Frühstück für Vereinsmitglieder bis 29 Euro im Winter. Optional kann Halbpension zur Übernachtung gebucht werden.
Hüttenwirte aus Überzeugung
Bereits in der vierten Generation – seit 1908 – bewirtschaftet die Familie Hofer die Dresdner Hütte. Sie verwöhnt ihre Gäste mit Tiroler Hausmannskost aus der heimischen Landwirtschaft, Wildgerichten aus der eigenen Jagd und internationalen Spezialitäten.
Öffnungszeiten Sommer: 26. Juni bis Ende September 2017.
Öffnungszeiten Winter: Ende Oktober 2017 bis Anfang Mai 2018.
Informationen: www.dresdnerhuette.at