Den Schmugglern auf der Spur

Die angrenzende Schweiz machte das Montafon zu einer beliebten Schmugglerregion. Sie erzählen von Mut, Großherzigkeit und Todesverachtung – die Schmugglergeschichten aus dem Montafon. Über die Jahrzehnte zwar mit dem ein oder anderen heldenhaften Detail bereichert, liegt ihnen doch viel Wahrheit zugrunde. In Gargellen kann man auf spannende und authentische Weise viel über die früheren Schmuggler- und Säumerwege erfahren.

Die Südgrenze des Montafons zur Schweiz war von Beginn des 19. Jahrhunderts an bis weit in das 20. Jahrhundert ein beliebtes Schmuggelgebiet. Das Schmuggeln stellte eine wichtige Erwerbsquelle für die Bewohner des Tales dar. Aus Armut und Not heraus wurde eine breite Palette von Waren, insbesondere Lebens- und Genussmittel, heimlich über die Grenzen gebracht. Stets unter den wachsamen Augen der Zöllner, die es zu überlisten galt.

Flucht über Schmugglerpfade
Wer sich auf die Spuren der Schmuggler begeben will, hat besonders in Gargellen die Möglichkeit dazu. Der Schmugglerpfad – eine viereinhalbstündige Rundwanderung – führt vom Bergrestaurant Schafberg Hüsli (2.130 m) über das St. Antönier Joch (2.379 m), vorbei am Gafiersee (2.290 m) auf das Gafierjoch (2.415 m) und wieder zurück zum Bergrestaurant.

Aufmerksame Wanderer können auf ihrem Weg noch das eine oder andere „Kaffeeloch“ erahnen. Was das ist bzw. was es damit auf sich hat, weiß der Montafoner Friedrich Juen, dessen Großonkel Meinrad Juen als besonders gewiefter Schmuggler galt, zu berichten: „Kaffeelöcher waren Verstecke, Höhlen und Depots an den Grenzübergängen, die als Zwischenlager dienten.“

Meinrad Juen verbesserte sich in der Kriegszeit durch den illegalen Handel mit Waren nicht nur seine Lebenssituation, sondern rettete auch zahlreichen Menschen das Leben. Unter Lebensgefahr schaffte er insgesamt 42 Juden über die Grenze in die Schweiz und schützte sie damit vor der Verfolgung durch die Nationalsozialisten.

Für die ganze Familie
Die Bergstation der Schafbergbahn in Gargellen dient als Startpunkt für einen abenteuerlichen Weg durch das Schmugglerland. Die ganze Familie kann sich dort auf die geschichtenumwobene Vergangenheit dieser Region einlassen. Verschiedene Aufgaben bzw. Stationen wie etwa ein Hindernislauf lassen den Nervenkitzel des Schmuggelns nachempfinden.

Auf Säumerwegen um die Madrisa
Viele Jahre bevor das Grenzgebiet zur Schweiz zu einer beliebten Schmugglerregion wurde, führte durch dieses Gebiet die Säumerroute Via Valtellina. Sie verläuft von Tirano, der Hauptstadt des norditalienischen Veltlins, durch das Val Poschiavo (Puschlav) über den Berninapass in Richtung Davos und dann weiter über das Schlappiner Joch ins Montafon. Die Route spielte bis in die Zeit nach der Mitte des 19. Jahrhunderts eine wichtige Rolle im grenzüberschreitenden Handelsverkehr.

Wer in diesem Gebiet hoch hinaus will, hat bei der Madrisa Rundtour Gelegenheit dazu. Ziel ist die Umrundung der mächtigen Madrisa, die imposant über Gargellen thront. Der Weg in hochalpiner Kulisse führt auf den Pfaden der Säumer und Schmuggler in die Schweiz und wieder zurück. Für die Ganztagestour mit den Montafoner Wanderführern, die jeden Freitag stattfindet, sind Kondition, Koordination und Trittsicherheit gefordert.

Wanderung zu einer außergewöhnlichen Spezies
Entlang der einstigen Säumerrouten Via Valtellina durch die eindrucksvolle Maisäßlandschaft in Gargellen verläuft eine geführte Themenwanderung zu den Montafoner Steinschafen – einer vom Aussterben bedrohten Tierrasse. Martin Mathies und Peter Kasper haben vor einigen Jahren die Vorzüge dieser robusten, genügsamen und gleichzeitig freundlichen Tiere erkannt. Seither engagieren sich die beiden Züchter für den Erhalt dieser Rasse und vermarkten die Woll- und Fleischprodukte – beides mit Erfolg.

Gipfelsieg: Gargellner Köpfe
Das Schmugglergebiet Gargellen bietet auch einen abwechslungsreichen Klettersteig für die ganze Familie. 45 Minuten von der Bergstation der Schafbergbahn entfernt befindet sich auf 2270 m der Klettersteig Gargellner Köpfe. Der 2559 m hohe Gipfel kann auf zwei unterschiedlichen Routen erklommen werden, bevor es über einen teilweise steilen Wanderweg wieder zurück zur Schafbergbahn geht.