
Neben Radfahren und Wandern erwartet den Gast am Bostalsee, dem größten Freizeitsee im Südwesten Deutschlands, eine besondere sportliche Herausforderung: 3D-Bogenschießen.

„Den linken Arm noch etwas ausstrecken, der rechte Mittelfinger muss im Mundwinkel liegen.“ Madeleine Kunz und David Kossmann korrigieren die Haltung ihrer Schützlinge, damit der Pfeil auch sein Ziel trifft. Kurz anvisieren und die gespannte Sehne loslassen. Das Wildschwein in einigen Metern Entfernung blickt die Schützen gelassen an. Kein Wunder, der Pfeil fliegt deutlich daran vorbei. Und das „Tier“ ist aus Plastik. Beim 3D-Bogenschießen zielt niemand auf lebende Objekte. Wer sich mit dem Sport vertraut machen will, hat dazu seit wenigen Wochen am Bostalsee im Saarland eine wunderbare Gelegenheit. Im Garten von „Victor‘s Seehotel Weingärtner“ ist ein Übungsareal eröffnet worden. Damit ist das Vier-Sterne-Haus das erste Bogensporthotel im Saarland.
David Kossmann, erfolgreicher Bogensportler und Mitglied der deutschen Nationalmannschaft, bringt den Gästen den Sport näher. Zusammen mit Madeleine Kunz, die es bei der jüngsten Europameisterschaft unter die besten Sieben geschafft hat, und den Mitgliedern der Bogensportschule Saar, will er eine der ältesten Disziplinen der Menschheit vermitteln. „Wir benutzen traditionelle Bögen, ohne Visier und technischen Ballast“, erläutert der Bogenbauer.
Der Bogensport ist neben Wandern und Radfahren das dritte touristische Standbein im Saarland geworden. Dass sogar die Landesregierung die Bemühungen der Sportler unterstützt, das Bogenschießen populärer zu machen, freut die beiden Trainer sehr. Es sei als Paradebeispiel für die Verbindung von Sport und Natur bezeichnet worden, wurde aus dem Umweltministerium gelobt. „Wir haben viel Arbeit in das Projekt gesteckt“, sagt Kossmann. Denn während in Italien, Österreich und der Schweiz der Sport schon viele Anhänger gefunden hat und das auch in der Hotellerie berücksichtigt wird, fristet 3D-Bogenschießen in Deutschland eher ein Schattendasein. „Das Interesse ist groß, es fehlt aber noch die Struktur“, weist Kossmann darauf hin, dass es auch zu wenige Trainer gibt.

Das wollen die beiden zusammen mit Gerold Weingärtner und Cindy Manfra vom Seehotel ändern. Anfang Juli 2018 wurde dort ein Bogensport-Übungsplatz offiziell in Betrieb genommen. Auf verschiedene Objekte kann dann gezielt werden. Daneben ist ein Bereich für klassisches Bogenschießen auf Scheiben angelegt worden. Vom Schnupperkurs auf der Hotelwiese bis zur Runde im Parcours stehen den Hotelgästen auf Anfrage ausgebildete Trainer zur Seite. Auch die Ausrüstung kann ausgeliehen werden. „Es gibt viele Bogenschützen hier“, erzählt Weingärtner, der sich mit seinen Gästen auch gerne zu einer Wanderung in die Region aufmacht.

Das Hotel mit Landhaus-Charme wurde 1977 errichtet. Gerold Weingärtners Großvater hatte am See schon eine Bäckerei betrieben. Im Zuge des Stauseebaus kam dann die Überlegung, eine Pension zu errichten, aus der später das Hotel entstand. Seitdem wurde es schon mehrfach vergrößert, hat aber dennoch die Gemütlichkeit und den Charme eines kleinen Hauses nicht eingebüßt. Heute hat das Vier-Sterne-Haus 170 Betten und 21 Junior-Suiten, einen großzügigen Wellnessbereich sowie einen eigenes Spa. Und auf dem 36.000 Quadratmeter großen Areal finden sich auch ein Tennisplatz sowie eine Boulebahn. Jüngster sportlicher Zuwachs ist nun die Bogenschießanlage.
„Bogenschießen kann jeder lernen“, erzählt Kossmann vom jüngsten Vereinsmitglied mit gerademal drei Jahren. Ihm wurde ein Spezialbogen hergestellt. Doch für alle gilt: Mit der einen Hand wird der Bogen gehalten und mit der anderen der Pfeil mit der Halterung am Schaft zwischen die Markierung an der Sehne gesteckt. Zeigefinger und Mittelfinger ziehen an der ersten Fingerkerbe die Sehne ganz nahe am Gesicht zurück, bis der Mittelfinger die Mundwinkel erreicht. Locker und geschmeidig bleiben, ohne den Pfeil zu sehr mit dem Finger zu fixieren.

Den Fokus bewusst auf das Ziel lenken und das Gefühl verspüren, wenn ich jetzt loslasse, dann treffe ich auch: Schießen ist eine mentale Sache. „Sich wieder selbst vertrauen, der eigenen Intuition folgen“, nennen das Kossmann und Kunz. Langes Zielen ist dabei nicht erforderlich. Denn dann beginne man zu zittern. „Der Sport ist super entspannend“, sagt die 27-jährige Madeleine Kunz, die ihre Diplom-Arbeit in Psychologie über das Thema Bogenschießen geschrieben hat. Für die beiden Profis ist der Sport nicht nur ein perfekter Ausgleich zum Berufsalltag, sondern auch eine Burn-out-Prävention. Der Schuss gelinge nur, wenn man die Gedanken auf Pfeil und Ziel lenke und alles um sich herum ausblende. Wer es ausprobiert, weiß, was sie meinen.

Bei David Kossmann sieht alles ganz leicht aus. Der 29-Jährige ist nicht erst durch Legolas aus „Herr der Ringe“ überzeugt vom Bogenschießen. Bereits mit 13 baute er seinen ersten Bogen und hat mittlerweile eine eigene Firma gegründet. Unter anderem hat er auch vom Bogenbauer aus dem Kinofilm „Last Samurai“ viel gelernt.
Nach einer ausführlichen Einführung, bei der zunächst der richtige Stand, nämlich im 90-Grad-Winkel zum Objekt geübt wird, darf der Anfänger schon auf den Parcours. Im Wald bei Marpingen kann man sich auf dem Biberburg-Parcours ebenso erproben wie am Schaumberg, wo ein neuer Parcours eröffnet hat. Den Reiz des Bogenschießens hat auch der Laie schnell in sich aufgesogen. Es ist die Ruhe in der Natur, ohne störenden Lärm oder die Hektik des Alltags. Jeder versucht die Bilder, wie die Experten die einzelnen Stationen bezeichnen, in seinem eigenen Tempo zu meistern. Dabei ist der Parcours in Schleifen angelegt, damit man jederzeit aussteigen kann. Ein grüner Bogenschütze auf weißem Grund ist das Zeichen, dass man sich auf dem richtigen Weg befindet. Und der ist in einigen Teilen identisch mit dem Biberburg-Wanderweg. Insgesamt 28 Bilder gilt es auf der vier Kilometer langen Strecke bei Marpingen zu meistern. Ein Ganztagesevent in der freien Natur, unter dem kühlen Dach des Laubes, ist kein Problem. Ob Hirsch oder Wildschwein, Biber oder Hase, Adler oder Schildkröte: Jedes Ziel ist eine Herausforderung an das eigene Können und die Selbsteinschätzung der Treffsicherheit. Denn nicht selten fliegt der Pfeil am Ziel vorbei. Dann hofft man, dass er im Strohballen hinter dem Objekt eingeschlagen hat. Sonst heißt es, im Wald suchen. Denn alle Pfeile müssen wieder eingesammelt und zurückgebracht werden. Der Parcours ist übrigens nur bei vorheriger Anmeldung zu nutzen (www.dk-bowfactory.de). Einfacher ist dies beim Schaumberger Bogensport-Parcours. Hier ist die Anmeldung an der Rezeption des Schaumberg-Erlebnisbads.

Im Herbst 2019 soll ein weiterer Rundweg mit bis zu 35 Scheiben rund um das Jagdschloss Karlsbrunn fertig gestellt werden. Der geht dann auch an Bächen und Seen vorbei und führt durch Wälder, in denen schon Friedrich Barbarossa gejagt haben soll. Und man überschreitet damit auch die Grenze nach Frankreich.
Deutlich wird bei den einzelnen Bildern auch: Die Bogenschützen zieht es nicht ins Unterholz. „Wir lieben die Natur und wollen sie erhalten“, betont Kossmann die Nachhaltigkeit der Geländeauswahl. Auch die Waldtiere akzeptierten ihre neuen „Mitbewohner“ und scheinen sich nicht zu fürchten.

Am Schaumberg, mit 569 Metern eine der höchsten Erhebungen des Saarlands, lässt sich bei Tholey nicht nur die sportliche Disziplin testen. Wer die Landschaft von oben genießen möchte, fährt auf die Aussichtsplattform des Turms. Von hier hat man eine prima Rund-um-Sicht auf die Umgebung und kann bis weit in den Hunsrück, den Pfälzer Wald und die Nordvogesen blicken. Wanderer zieht es gerne an die Nahe-Quelle, die nur ein paar Kilometer entfernt ist. Überhaupt sorgen zahlreiche gut ausgeschilderte Wander- und Radwege für entspannten Aktivurlaub.
Der ist auch am Bostalsee perfekt zu genießen. Der Stausee wurde Ende der 1970er Jahre zur Stärkung des Tourismus im St. Wendeler Land errichtet. Mit seinen 120 Hektar Fläche bietet er nicht nur zahlreiche Wassersportmöglichkeiten, wie Segeln oder Surfen. Wer es ruhiger angehen lässt, leiht sich ein Tretboot oder geht im Strandbad schwimmen. Auf einem rund 7 Kilometer langen Weg ist der See bequem zu Fuß oder auch per Rad, häufig am Waldrand, zu umrunden. Die Räder sind bequem vor Ort an mehreren Stationen zu leihen. Für jede Menge Fun sorgt auch eine Runde Fußballgolf. Damit ist der Bostalsee für sportbegeisterte Urlauber wahnsinnig vielseitig und bietet deutlich mehr als Wandern und Radeln.
Weitere Infos unter www.victors.de/de/hotels/seehotel-weingaertner