Bergmann im Salzbergwerk Berchtesgaden

Andreas Neumayer im Salzbergwerk Berchtesgaden

Gerade zwölf Jahre ist Andreas Neumayer alt, als sein Vater ihn zum ersten Mal in die Welt unter Tage mitnimmt – in das Salzbergwerk Berchtesgaden. Doch statt in den Besucherbereich führt er ihn dorthin, wo die Bergmänner seit 500 Jahren Salz abbauen.

Bis heute erinnert Neumayer sich genau: „Da war so ein ganz eigener Geruch in der Grube. Ich war mit meinem Vater unter Tage unterwegs und schon nach ein paar Metern kannte ich mich überhaupt nicht mehr aus!“ Spätestens da wird ihm klar: „Andere wollen Feuerwehrmann oder Polizist werden – ich will in das Bergwerk.“ Damit setzt er eine Familientradition fort, denn schon sein Vater, Großvater und Urgroßvater arbeiteten in Berchtesgaden unter Tage.

Wasser löst das weiße Gold aus dem Berg

Der Berg ist integraler Bestandteil der heimischen Kultur und Wirtschaft: Die Kulturlandschaft Salzbergwerk prägt die Region und seine Bewohner – als Arbeitgeber und ergiebige Salzquelle. „Das weiße Gold“ nannten sie das Salz früher, war es doch tatsächlich einmal so wertvoll wie Gold. Bis heute gilt: „Wer hier in der Gegend geboren ist, ist einfach stolz auf dieses Produkt“, so Andreas Neumayer.

Die Abbaumethoden haben sich nicht wesentlich verändert. Beim sogenannten „nassen Abbau“ wird ein Hohlraum im Berg mit Süßwasser gefüllt. Die Bergmänner leiten immer neues Wasser in diesen Raum, sodass sich das sogenannte Bohrspülwerk stetig vergrößert. Das Wasser löst das Salz aus dem Gestein heraus. Jeden Tag wird auf diese Art etwa ein Zentimeter Gestein aus der Decke gespült.

Es entsteht Sole, eine Lösung mit 26,5 Prozent Salzgehalt. Sie wird durch Rohre nach Bad Reichenhall geleitet, wo schließlich durch Sieden der Sole das bekannte Bad Reichenhaller Salz herausgefiltert wird. Rund eine Million Kubikmeter dieser Salzlösung produzieren Andreas Neumayer und seine Kollegen im Jahr.

Bis heute verlassen sich die Bergmänner auf ihre Muskelkraft

Wer glaubt, dass die Bergmänner heute nur noch Maschinen bedienen, der irrt. Beim „nassen Abbau“ wird die Sole in Leitungen gefördert. Große Maschinen schneiden sich durch den Berg, um Stollen, in denen die Leitungen verlaufen, zu erstellen. „Schwere Gussleitungen oder Salzbrocken tragen wir per Hand oder mit Hilfe von Hubzügen“ – genau wie vor 500 Jahren, als der Petersberg-Stollen angeschlagen wurde und eines der ältesten Salzbergwerke Deutschlands seinen Bet

Salzbergwerk Berchtesgaden

rieb aufgenommen hat. Auch die Soleleitung zwischen Berchtesgaden und Bad Reichenhall hat 2017 Jubiläum: Sie wird 200 Jahre alt.

Besucher können das zwölf Grad kühle, stimmungsvoll funkelnde Bergwerk während einer einstündigen Führung hautnah erleben. Auf einer kleinen Bahn sausen sie in einen schmalen Höhlengang hinein und gelangen so in die geheimnisvolle Welt der Bergleute. Über Treppen und Stege geht es abenteuerlich von einem alten Abbauraum in den nächsten. Wer sich traut, der flitzt über zwei lange Bergmanns-rutschen in tiefer gelegene Höhlen. Auf dem Höhepunkt der Führung gleiten die Besucher schließlich mit einem Floß über einen spiegelglatten, unterirdischen Salzsee.

Trotz der oft mühevollen Arbeit plagen die Bergmänner keine Nachwuchssorgen. „Es ist eher das Gegenteil. Wir bekommen auf jede neu ausgeschriebene Stelle sehr viele Bewerbungen“, freut sich Andreas Neumayer. Ein Zeichen dafür, wie hoch traditionelle Berufe in Berchtesgaden noch immer geschätzt werden.

Traditionen erhalten

Nicht nur im Berufsleben ehrt Neumayer die alten Bräuche: „Der Erhalt von Traditionen ist mir sehr wichtig – egal, ob es um das Bergwerk oder meine Freizeit geht.“ Darum engagiert sich der junge Bergmann in gleich vier Vereinen: bei der Blaskapelle Maria Gern, in der Vereinigung Trachtenvereine des Berchtesgadener Landes, im Gebirgstrachtenerhaltungsverein und bei der Feuerwehr Berchtesgaden.

Persönlicher Tipp von Andreas Neumayer:

In erster Linie sollten Besucher sich Zeit nehmen, die Natur zu genießen. Hier gibt es so viele Plätze, die nicht auf Karten beschrieben sind, von denen man aber einen wunderbaren Blick hat. Ich gehe sehr gerne über den Soleleitungsweg, der dort verläuft, wo früher die alte Soleleitung entlangführte.