Kaum vorstellbar, dass dort, wo heute Wiesen und Gipfel zum Wandern, Radfahren und Skifahren einladen, vor über 200 Millionen Jahren noch alles unter Wasser lag: Die markanten Bergketten der Dolomiten haben sich einst in einem langen geologischen Prozess aus dem Meer erhoben – versteinerte Korallen und Vulkanschlote sind Relikte aus dieser Zeit. Auch heute noch treffen Südtirol-Urlauber Sommer wie Winter auf die Spuren des Wassers. Südtirol hat neben traditionellen Wasserbadln, natürlichen Seen und mächtigen Wasserfällen auch Entdeckungstouren rund um das Thema Wasser zu bieten. Und zusammen mit technischen Hilfsmitteln rettet Wasser so manche Skisaison.
Spaß und Erholung im Wasser
Das Baden in Südtiroler Mineralwasser als therapeutische Behandlungsform ist ein alter Brauch und wird heute von einigen Südtiroler Betrieben wiederbelebt. Für das sogenannte Wasserbadl wird Wasser aus Heilquellen genutzt. Schwefelbäder finden zum Beispiel in der Rheumatherapie Verwendung. Genießen lässt sich ein Wasserbadl unter anderem in Bad Bergfall, Bad Moos und Bad Schörgau.
Wer direkt in der Natur baden möchte, findet in Südtirol nicht nur klare Badeseen, sondern auch angelegte Naturbäder: Das Naturbad Gargazon, der Biotopteich Corvara und der Issinger Weiher sind beliebte Ausflugsziele und bestens für Familien geeignet. Der Vöhlser Weiher gilt zudem als einer der saubersten Seen Italiens.
Dem Wasser auf der Spur
Im Vinschgau und im Burggrafenamt dienten Bewässerungsgräben, sogenannte Waale, für den Transport und die Verteilung von Wasser. So konnte der Niederschlag, der zwischen den hohen Gebirgsketten im westlichen Südtirol sehr niedrig ausfällt, optimal genutzt werden. Mit der Zeit wurden die Waale durch neuere Rohrleitungssysteme ersetzt. Heute sind die Wege entlang der ehemaligen Bewässerungskanäle aufgrund ihrer geringen Neigung bestens für gemütliche Wanderungen geeignet – eine tolle Aussicht inklusive. Der Maarlinger Waalweg ist mit zwölf Kilometern der längste Waalweg Südtirols. Der gut befestigte Weg führt an Felsen vorbei, durch Kastanienhaine und Apfelgärten und bietet ein Panorama über den gesamten Meraner Talkessel.
Rauschende Kraft
Noch mehr Tipps für Wanderer auf den Spuren des Wassers: Der knapp neun Kilometer lange Rundweg Barbian führt vom Zentrum des gleichnamigen Dorfes vorbei an den spektakulären Barbianer Wasserfällen. In mehreren Kaskaden rauscht das Wasser insgesamt 200 Meter in die Tiefe.
Mehr Action bietet der Partschinser Wasserfall: Seine Wassermassen schießen weit über eine frei stehende Felswand hinaus und fallen 97 Meter tief hinab. Nur wenige Meter neben dem Wasserfall sind beim Abseilen mit einem erfahrenen Bergführer Abkühlung und Adrenalin garantiert.
Für Kinder geeignet ist die Gilfenklamm bei Sterzing am Eingang des Ratschingser Tals. Durch die einzige Marmorschlucht Europas führt ein Fußweg vorbei an den Wasserfällen. Über 175 Höhenmeter können hier mit Treppengängen und Brücken gut gesichert überwunden werden.
Frisch auf den Tisch
Auch wenn man bei Südtirol vor allem an Berge denkt: In der Region gibt es circa 12.250 Fischer. Die Erhaltung der Fischgewässer und der Schutz der autochthonen Arten ist das Hauptanliegen der Fischerei in Südtirol. In zahlreichen heimischen Restaurants steht Fisch auf der Speisekarte ganz oben – etwa in der Comici-Hütte auf 2.200 Metern, am Fuße des Langkofels. Fisch wird hier kreativ als Antipasto, Vorspeise oder Hauptgericht zubereitet.
Frau Holle auf die Sprünge helfen
Wenn Frau Holle im Winter erst noch wachgerüttelt werden muss, sorgen Schneekanonen für ausreichend Schnee auf Südtirols Pisten. Drei Viertel aller Skipisten in Südtirol können technisch beschneit werden. Dazu wird Wasser mittels Druckluft fein zerstäubt und in Form von Tröpfchen aus der Schneekanone herausgeschleudert. Noch vor dem Auftreffen auf den Boden gefriert das Wasser so bei entsprechenden Außentemperaturen zu Schneekristallen. Ganz natürlich und eben kein „Kunstschnee“, dem ansonsten Chemiezusätze beigefügt werden. Während einer Skisaison produzieren 2.605 Schneekanonen rund 14.380.000 Kubikmeter Schnee. Dafür braucht es 5.752.000 Kubikmeter Wasser, also knapp sechs Milliarden Liter, das aus Becken stammt, in denen Regenwasser gesammelt wird.