Montenegro, ein kleines Urlaubsland zwischen Küste und Hochgebirge

Obwohl gerade einmal fast so groß wie Schleswig-Holstein, kann Montenegro, dessen Fläche fast zur Hälfte mit Wald bedeckt ist, nicht nur rund 300 Kilometer Adriaküste, davon 70 Kilometer Strände aufweisen, sondern auch Gebirge bis zu 2.500 Meter Höhe, mit 48 Zweitausendern und fünf Nationalparks.

Diese Berge in seinem Landesinneren haben dem Land, das eigentlich für seine Küste berühmt ist, seinen Namen gegeben. Denn Montenegro bedeutet „Schwarze Berge“. Der Nationalpark im Durmitor-Gebirge ist sogar UNESCO-Weltnaturerbe und von der Bucht von Kotor an der Küste, einem anderen UNESCO-Weltnaturerbe, sind es nur knapp 150 Kilometer auf einer neuen Autostraße.

Für die Regierung hat die Erschließung des Landesinneren für den Tourismus hohe Priorität und ist bemüht gerade hier die touristische Infrastruktur auszubauen und damit auch der ländlichen Bevölkerung zu helfen.

Straßensperre in Montenegro ©Detlef Duering
Straßensperre in Montenegro ©Detlef Duering

Deutlich wird es unter anderem im Straßenbau, so kann es, wie uns leider öfters passiert, vorkommen, das man stundenlang enge Straßen fährt und dann vor einer kompletten Straßensperre mit großen Steinen steht, wo eine neue Straße gebaut wird. Keinerlei Information für wie lange, und ob es überhaupt an diesem Tag weitergeht. Eine Umleitung oder Umfahrung gibt es nicht. Wenn man Glück hat, steht auch ein Einheimischer, der Englisch kann dort und hat sich vorher im Internet informiert, und weiß für wie lange die Sperrung ist oder um welche Uhrzeit sie aufgehoben wird.  Mal lohnt sich das Warten, ein anderes Mal mussten wir auch umkehren und dann eine zeitraubende ganz andere Strecke fahren. Hier wäre es gerade bei dem Bemühen um Touristen wichtig, vielleicht mehrsprachige Informationsschilder an der Sperre, aber auch dort, wo man sich für diese oder jene Strecke entscheiden muss, aufzustellen.

Das Übernachtungsangebot wächst auch in den Bergen stetig mi immer mehr authentischen Unterkünften, wie kleinere Hotels, Privatunterkünfte und Hütten angeboten. Campingplätze werden modernisiert und den europäischen Standards angepasst. Und auch gastronomische, oft kleine Familienbetrieben mit lokaler Küche, findet man immer zahlreicher. Das Wichtigste, die Naturnähe und die natürliche Gastfreundschaft der Montenegriner, ist überall zu spüren.

Die Bergwelt Montenegros zeigt sich in einer grandiosen Landschaft mit den schroffen Zweitausender-Gipfeln, aber auch idyllisch und erholsam mit seinen wilden Bächen und Gletscherseen, die fern vom Trubel der Küste liegt. Eine Bootsfahrt auf dem größten See des Balkans, dem Skutari-See lädt zum Beobachten seltener Vogelarten ein, die in diesem Vogelschutzgebiet in reicher Artenvielfalt ein Paradies gefunden haben. Für Abenteuerlustige ist die jungfräuliche Schönheit des Nationalparks Biogradska Gora zu empfehlen, der der letzte Urwald in Europa sein soll.

Die Tara-Schlucht im Durmitor-Gebirge, soll der längste und tiefste Canyon Europas, weltweit die Nummer zwei nach dem Grand Canyon.  Wer Nervenkitzel sucht, kann hier nicht nur Raften, sondern auch sich per Bungee-Jumping in die Tiefe stürzen, oder tausende Meter mit einer Zipline über der Schlucht schweben.

Montenegro ist ein einfach ein Urlaubsparadies für Naturfreunde jeglicher Art. Ob sich dies nun auf herrliche Sandstrände, bezaubernde Küstenstädte oder eben die wildromantische Bergwelt mit dem letzten Urwald Europas.

Einige weiteren Sehenswürdigkeiten dieses Landes, die ich jedem Urlauber empfehlen kann, möchte ich hier noch kurz erwähnen.

Die Bucht von Kotor reicht 20 km weit in das Land hinein und wird von der Kulisse des Lovcen-Gebirges umrahmt. Am Ende der Bucht, im südlichsten Fjord Europas, liegt Kotor, dessen Altstadt die wohl am besten erhaltene mittelalterliche Stadt im gesamten Mittelmeerraum ist. Neben gotischen und romanischen Kirchen findet sich in Kotor auch ein frühchristliches Baptisterium mit Resten wundervoller Freskenmalerei. Auch die zahlreichen Renaissance- und Barockpaläste der Stadt sind sehenswert; diese Gebäude, die Kirchen und nicht zuletzt der mittelalterliche Pranger vermitteln dem Besucher das Gefühl, um einige Jahrhunderte zurück versetzt zu sein.

In Herceg Novi verbindet sich mittelalterliche Architektur mit all der Pracht, die die mediterrane Pflanzenwelt hervorbringt. Der Botanische Garten in Herceg Novi ist für jeden Naturfreund ein Muss. Schon in frühen Zeiten brachten Seeleute von ihren Reisen in fremde Länder Sämlinge und Setzlinge exotischer Pflanzen mit, die diese Anlage beinahe wie dem Garten Eden erscheinen lassen.

Auch Budva, die für eine der ältesten Siedlungen an der Adria gehalten wird, ist ein Besuch wert. Von weitem erscheint die Stadt, die nur durch eine Sandbank mit dem Festland verbunden ist, wie eine Insel. Auch hier sind die mittelalterlichen Festungsanlagen mit Stadttoren, Verteidigungsmauern und Türmen sehr gut erhalten.

Es wäre wirklich zu schade, wenn der Urlaub nur an den langen Sandstränden mit seinen Drei, Vier- und luxuriösen Fünf-Sterne-Hotels und Resorts verbracht würde, ohne sich auch das Landesinnere, die hohen Bergen, malerische Städtchen, alte Bergdörfer, berühmte Gotteshäuser dreier Religionen, sowie antike Stätten anzuschauen. Nur so kann neben den Sonnen- und Badeferien an der Adriaküste, auch die ganze Schönheit und Einzigartigkeit des Landes entdeckt werden.

Schade ist nur, dass obwohl sich Montenegro am Mittelmeer die Führungsrolle für nachhaltigen Tourismus übernehmen möchte, überall im Land oft Müll, alte Schrottautos und sonstige Hinterlassenschaften der modernen Konsumgesellschaft am Straßenrand und in der Natur zu beobachten sind.

Ansonsten ist Montenegro aber sicherlich ein Geheimtipp für Besucher, die Natur, Kultur und Erlebnisurlaub vereinen wollen, und dass nicht nur während der Sommermonate.

Diese Diashow benötigt JavaScript.